Der neue Autobahnabschnitt der A100 wurde mit der Hoffnung eröffnet, den Verkehr in der Stadt zu entlasten – unter anderem den viel befahrenen Dammweg. Die Straße, die Neukölln mit dem Treptower Ortsteil Plänterwald verbindet, ist neben ihren Kleingartenanlagen bei vielen für ihr hohes Stauaufkommen bekannt.
An diesem Freitagnachmittag Anfang September, 16.30 Uhr, fahren allerdings nur vereinzelt Autos die Straße entlang. Von Stau kann nicht die Rede sein. „Normalerweise ist hier immer Stau, insbesondere um diese Zeit“, sagt Khadija Shande, die gerade von der Arbeit nach Hause geht. Sie wohnt in der Nähe des Dammwegs und läuft die Straße täglich entlang. „Heute ist es aber tatsächlich ein wenig entspannter“, sagt sie.
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Das habe allerdings nichts mit der Eröffnung der A100 zu tun, sondern mit den Ferien, sagt ein Familienvater zwanzig Minuten später im Vorbeigehen. Er schiebt einen Kinderwagen Richtung Neukölln vor sich her. Am Dammweg sei immer Stau – „und das wird sich auch nicht ändern“, sagt er.
Ähnlich sieht es der Inhaber des Restaurants Dammweg, das an der Ecke zur Köpenicker Landstraße liegt: Bisher habe sich dort nichts zum Positiven verändert. „Die Eröffnung der Autobahn entlastet gar nicht“, sagt er. Es gebe genauso viele Autos wie vorher, auch am Lkw-Aufkommen habe sich nichts geändert. Er ist überzeugt: „Solange die Elsenbrücke nicht fertig ist, war es sinnlos, die Autobahn aufzumachen.“
Wiedereröffnung der Elsenbrücke könnte sich verzögern
Seitdem der neue Abschnitt der A100 am 27. August in Betrieb ist, kommt es an der Elsenbrücke, die derzeit nur einen Fahrstreifen je Richtung hat, zu einer deutlich höheren Verkehrsbelastung. Bis zur Eröffnung der westlichen Teilbrücke dürfte sich daran nichts ändern.
Für einen Moment ist an der Kleingartenanlage „Drosselgarten e.V.“ kein Auto in Sicht.
© Masha Slawinski
Die Elsenbrücke musste, nachdem sie 2018 Risse aufwies, komplett abgerissen und in Abschnitten neu errichtet werden. Verzögerungen bei der geplanten Eröffnung im Dezember seien inzwischen nicht ausgeschlossen, heißt es von einem Sprecher der Senatsverwaltung.
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Fünf Tage später, die Ferien sind vorbei, die Schule hat wieder begonnen. Es ist 9.40 Uhr an einem Mittwochmorgen – und der Dammweg wirkt überraschend entspannt. Nur an den Ampeln stockt der Verkehr.
Ein Rentner jätet an der Hecke der Kleingartenanlage „Drosselgarten e.V.“ Unkraut. „Es ist bedeutend ruhiger hier geworden“, sagt er und nickt zufrieden. Früher hätten sich vor der Anlage regelmäßig lange Autoschlangen gebildet. Nun ist es für einen Moment so still, dass man nur die Vögel zwitschern hören kann – bis ein Lkw vorbeibrettert.