Samstagabend im Lakeside Supper Club spielt im amerikanischen Bundesstaat Minnesota – im sogenannten Herzland Amerikas. Dort scheint die Zeit langsamer zu vergehen, während der Autor die Historie eines traditionsreichen Familienrestaurants und der Menschen, die es über vier Generationen hinweg prägen, erzählt. In den USA sind Supper Clubs seit langem beliebt.Es sind gesellige Essenslokale, die einfache amerikanische Gerichte in großen Mengen anbieten. Stradal berichtet mit viel Gefühl und Wärme über die Geschichte einer Familie, von den 1930ern bis in die 1990er Jahre, verteilt auf vier Zeitebenen die hin- und herwechseln.
J. Ryan Stradal: „Samstagabend im Lakeside Supper Club“, 384 Seiten, 25 Euro, Diogenes Verlag. Foto: Diogenes Verlag
Vor allem die Frauen, deren Schicksale eng mit dem Restaurant verknüpft sind, stehen im Mittelpunkt. Da sind Betty, die das Lokal mitbegründet hat, ihre manchmal eigensinnige Tochter Florence und schließlich Mariel, die versucht, zwischen Erwartungen, Tradition und ihrem eigenen Lebensweg einen Platz zu finden. Dazu kommt Ned, Mariels Ehemann, der als Erbe einer modernen Diner-Kette eine ganz andere Vorstellung von Gastronomie mitbringt.
Der Supper Club ist nicht nur ein Ort für Hausmannskost und gesellige Abende – hier passieren Lebensentscheidungen, Verletzungen, Versöhnungen und Liebe, Tragödien und Familientraditionen. Wut und Entfremdung spielen in diesem Roman eine große Rolle genauso wie Liebe und Vergebung. Immer wieder ereignen sich Dinge, die die Protagonisten wenig oder gar nicht beeinflussen können, manchmal aber auch stur durchziehen.
Marcel Emonds-pool, Buchhändler in der Buchhandlung „Das Buch in Eilendorf“. Foto: Emonds-pool
Ryan Stradal fragt: Woran kann man sich festhalten, was hinterlassen wir, was bleibt von uns, wenn wir nicht mehr da sind? Auch Mariels Tochter Julia steht 2015 vor der Entscheidung, was mit dem Lakeside Supper Club geschehen soll. Ihre Großmutter Florence gibt ihr am Ende einen Ratschlag: „Machst du dir Sorgen darüber, du könntest deine Mom enttäuschen? Wenn du hierbleibst und dieses Lokal übernehmen würdest, dann wäre sie enttäuscht. Willst du die Träume erfüllen, die deine Mom für dich hatte? Mach, dass du hier wegkommst.“