Wenn Friedel Geratsch eines nie war, dann berechenbar. Und so darf man auch bei „Schicht“ (Yellow Snake Records, 48:37 Minuten), der nun angeblich letzten Veröffentlichung von Geier Sturzflug, skeptisch sein, ob nun wirklich Schluss sein wird. Zu kreativ, zu verspielt, zu unermüdlich ist der Mann, der das Musikmachen so innig liebt.

Mit „Schicht“ vollendet Geratsch seine eigensinnige Tetralogie („Sicht“, „Licht“, „Spricht“) und liefert einen Abschluss, der sich eher wie ein musikalisches Resümee anfühlt: keine Rückschau, sondern eine stilistisch offene Inventur mit Haltung. Die Songs: klug gebaut, mit Texten, die gleichzeitig zubeißen und schmunzeln lassen. Geratsch bleibt auf Kurs – und das ist, in Zeiten allgegenwärtiger Beliebigkeit, fast schon ein revolutionärer Akt.

Schon der Einstieg mit „Guten Tag“ zeigt, dass hier einer spricht, der nicht müde wird, gesellschaftliche Alltagsgrotesken in Worte zu fassen (Die Kaffeemaschine hat wieder Burn-Out, sie tropft und hat mir wieder die Jacke versaut). Sein eleganter Spagat zwischen Humor und Tiefgang gelingt in den 16 Songs mit bemerkenswerter Leichtigkeit. Geratsch karikiert, kritisiert und kommentiert mit gewohnt spitzer Feder und wachem Blick.

Musikalisch zeigt „Schicht“ eine erstaunliche Spannweite: rockige Härte, Reggae-Leichtigkeit, NDW-Zitate, sogar balladeske Momente. Nichts wirkt aufgesetzt. Alles fließt. Die Produktion: klar, unprätentiös, mit einem Gespür für das richtige Maß. Unterstützt von seiner eingespielten Crew – darunter Carlo von Steinfurt, Axel Frey, Stephan Schott oder Reiner Hundsdoerfer – gelingt es Geratsch erneut, seine Botschaften punktgenau zu platzieren: kurz, prägnant, immer mit einem Augenzwinkern. Fein.

Die CD erhält man hier:
https://shop.ientertainment.de/geier-sturzflug-schicht.html