Herr Engelhardt, Viktoria Köln ist mit zwei Heimsiegen und zwei Auswärtsniederlagen in die neue Drittliga-Saison gestartet. Dazu gab es das Aus im DFB-Pokal. Wie fällt Ihr erstes Fazit aus?
Insgesamt können wir zufrieden sein, vor allem mit unseren fußballerischen Inhalten und wie wir sie auf den Platz bringen. Wir haben Schritte vorwärtsgemacht. Die sechs Punkte aus den vier Spielen sind vielleicht etwas wenig, da hatten wir uns mehr erhofft. Und es war mehr möglich – gerade, wenn man in Saarbrücken und Mannheim auf die Spielverläufe schaut. Das Pokalspiel gegen Paderborn würde ich mal ausklammern, das war ein Bonusspiel, was wir uns leider in der ersten Halbzeit versaut haben.
Sie kennen Marian Wilhelm, Viktorias neuen Trainer, bereits aus der gemeinsamen Zeit in der U19. Wie ist er als Chefcoach der Profis? Und was sind die Unterschiede zur Arbeit mit Olaf Janßen?
Insgesamt hat sich nicht so viel ändert, auch wenn die beiden komplett verschiedene Trainer sind. Weil Marian schon in der letzten Saison als Co-Trainer eng dabei war, gab es keine großen Umstellungen. Die Struktur ist gleichgeblieben, die Abläufe und die DNA unseres Spiels. Ein paar Kleinigkeiten sind anders: Die Einheiten auf dem Platz unterscheiden sich und wir verbringen mehr Zeit bei Videoanalysen.
Was ist Wilhelm im Training besonders wichtig?
Die Intensität. Er will, dass wir jeden Tag 100 Prozent geben. Und die 100 Prozent von gestern sind nicht die 100 Prozent von heute, das betont Marian immer wieder. Wir sollen uns stetig verbessern. Dazu ist er sehr akribisch, was unser Spiel mit und gegen den Ball angeht. Wir als Mannschaft stecken viel Arbeit in Standardsituationen, defensiv wie offensiv.
Der Kader ist in großen Teilen neu zusammengestellt. Was für einen Eindruck macht das Team?
Es hat sich gefunden, zu 100 Prozent – obwohl nur noch neun Jungs aus der alten Mannschaft dabei sind. Wir sind eine super Truppe mit einem sehr, sehr guten Mannschaftsgefüge…
… und einem sehr niedrigen Durchschnittsalter.
Ja, das stimmt. Aber das ist aus meiner Sicht weder etwas grundsätzlich Gutes noch etwas grundsätzlich Schlechtes. In einigen Situationen der Saison könnte etwas mehr Erfahrung sicher nicht schaden. Aber so sind wir gerade alle auf einer Wellenlänge – und die wenigen älteren Spieler sind nicht außen vor. Wobei ich ja gefühlt auch schon zu den Älteren gehöre (lacht).
Ich gehöre gefühlt auch schon zu den Älteren
Florian Engelhardt (22)
Sie sind 22 und plötzlich in einer anderen Rolle: Quasi gestern waren Sie noch der Nachwuchsspieler, heute müssen Sie eine Führungsfigur sein.
Das stimmt zu 100 Prozent. Aber ich habe die Rolle angenommen und probiere, die neuen und noch jüngeren Spieler mitzunehmen. Die Entwicklung ist auch nicht so überraschend, wegen der finanziellen Situation des Vereins war ja klar, dass irgendwo gespart werden musste. Aber die Kaderplaner haben meiner Meinung nach einen herausragenden Job gemacht. Es passt menschlich mit den Zugängen und sie haben viel fußballerische Qualität.
Beim Heimsieg gegen Regensburg saßen Sie etwas überraschend 90 Minuten auf der Bank. Waren Sie verärgert?
Es macht natürlich keinen Spaß, 90 Minuten zuzugucken. Aber der Sieg hat mich auf jeden Fall gefreut. Der Trainer hat es mir als taktische Maßnahme begründet. Jetzt geht es für mich darum, mich ins Team zurückzukämpfen. Das ist mein Anspruch.
Jonah Sticker, ein Viktoria-Eigengewächs mit einer ähnlichen Vita wie der Ihren, ist in die 2. Bundesliga nach Paderborn gewechselt. Wenn man in der letzten Saison an Sticker gedacht hat, kam man irgendwie automatisch auch auf Sie. Ist sein Weg einer, den Sie auch gerne einschlagen würden?
Zunächst war es für mich ganz klar, dass ich in dieser Saison noch bei der Viktoria spiele. Mein Fokus liegt darauf, der Mannschaft bestmöglich zu helfen. Der Rest wird sich zeigen. Aber natürlich ist es ein Ziel von mir, irgendwann noch eine Liga höher zu spielen.
Am Samstag (14 Uhr) ist die Viktoria bei Erzgebirge Aue gefragt. Was muss die Mannschaft für den ersten Auswärtspunkt der Saison tun?
Wir müssen an die Leistung vom Regensburg-Spiel anknüpfen, gerade unsere erste Halbzeit war top. Aber es wird ein anderer Gegner. Aue möchte sicher mitspielen und wird nicht jeden Ball lang schlagen. Wichtig ist, dass wir auch in Drucksituationen bei unserem Spiel bleiben. Das ist uns bislang noch nicht so gut gelungen. Wir wollen die kleine Welle aus dem Regensburg-Spiel weiterreiten.
Lars Dietz fällt mit einem Muskelfaserriss aus, der Einsatz von Tyger Lobinger ist fraglich.
Natürlich sind das zwei absolute Leistungsträger. Aber ich mache mir keine Sorgen. Ich sehe uns ja im Training, wir haben genug Jungs, die die Ausfälle auffangen können. Jeder weiß, was er zu tun hat, wenn er auf den Platz kommt.