Bundesweiter Warntag
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Am Donnerstag piepen und heulen die Alarme in Berlin und Brandenburg
Bild: Picture Alliance/Photothek Media Lab/Thomas Trutschel
Alarm in Berlin und Brandenburg – glücklicherweise nur testweise. Am 11. September um 11 Uhr will der Katastrophenschutz erneut ausprobieren, ob seine Warnsysteme einwandfrei funktionieren. In Berlin werden seit langem wieder Sirenen zu hören sein.
Beim bundesweiten Warntag am Donnerstag will das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe in Zusammenarbeit mit den Innenministerien der Länder sein Warnsystem testen. Um 11 Uhr soll die Probewarnung über das sogenannte Modulare Warnsystem auslgelöst werden. Zu den Warnkanälen zählen unter anderem Radio und Fernsehen, Warn-Apps wie NINA, Stadtinformationstafeln, Sirenen, Lautsprecherwagen, Infosysteme der Deutschen Bahn und der Mobilfunkdienst Cell Broadcast.
Gleichzeitig lösen die teilnehmenden Länder und Kommunen ihre lokalen Warnanlagen wie zum Beispiel Sirenen aus. Um 11:45 Uhr soll dann bundesweit entwarnt werden.
Ziel des Aktionstages ist es, die Bevölkerung für den Ernstfall zu sensibilisieren und die Funktionsfähigkeit der Warnmittel in Deutschland zu testen.
Berliner Sirenen heulen zum ersten Mal seit 30 Jahren
Offizielle Warnsirenen werden in Berlin am Donnerstag zum ersten Mal seit mehr als 30 Jahren ertönen. Mehr als 200 der in den vergangenen Jahren aufgestellten Sirenen sollen angeschaltet werden, kündigte Innensenatorin Iris Spranger (SPD) am vergangenen Freitag an.
Um Punkt 11 Uhr am 11. September soll demnach ein sehr lauter an- und abschwellender Ton eine Minute lang zu hören sein. Um 11:45 Uhr wird Entwarnung mit einem einminütigen Dauerton gegeben.
Mit den jetzt 200 einsatzbereiten Sirenen sei man hinter dem gesteckten Ziel geblieben, erläuterte der zuständige Projektleiter Markus Kaatz. Eigentlich sollte der Aufbau schon vor Jahren abgeschlossen sein, er verzögerte sich aber. Bis Ende des Jahres sollen es nun 450 Sirenen sein, in den nächsten beiden Jahren kommen noch mehr als 100 dazu.
Auch bei Stromausfall einsatzbereit
Die Anlagen sollen auch im Falle eines Stromausfalls funktionieren. Die Sirenen seien ein „autarkes System“. Sie würden über Solarpaneele und Pufferbatterien versorgt, teilte ein Sprecher der Senatsverwaltung für Inneres am Mittwoch auf Anfrage von rbb|24 mit.
Die Sirenen gehörten zum Katastrophenschutz, von dem Spranger sagte, er sei in den vergangenen drei Jahrzehnten vernachlässigt worden. Die letzte der früher in ganz Deutschland üblichen Sirenen wurde demnach in Berlin 1993 abgebaut, weil sie nicht mehr für nötig gehalten wurden. Die Sicherheitslage habe sich aber verändert, sagte Spranger und verwies auf den Klimawandel mit heftigen Stürmen, auf Stromausfälle, Cyberangriffe und die aktuelle Weltlage mit einem Angriffskrieg in Europa.
Sirenen in Brandenburg nur teilweise einsatzfähig
Auch in Brandenburg werden die Sirenen heulen. Im Landkreis Uckermark gibt es nach Informationen des Landkreises 186 Sirenenstandorte. Demnach werden am Donnerstag aber aufgrund technischer Voraussetzungen und Programmierungen nicht alle Anlagen einen Warnton abgeben.
Im Stadtgebiet Prenzlau kommt erstmals eine mobile Hochleistungs-Lautsprecheranlage zum Einsatz. Das Warnsystem ist in einem Mannschaftstransportwagen der Medical Task Force 16 verbaut, die beim Deutschen Roten Kreuz in Melzow stationiert ist und übernimmt am Warntag die akustische Warnung der Bevölkerung in Prenzlau.
Auch im Landkreis Oberspreewald-Lausitz sind noch nicht alle Sirenen einsatzbereit. Wie der Landkreis mitteilte, modernisiert die Kreisverwaltung seit März 2023 alle 153 Sirenenstandorte. Dabei würden alte Tellersirenen gegen moderne elektronische Trichtersirenen ausgetauscht und an die Regionalleitstelle Lausitz angebunden. Für den diesjährigen Warntag sollen alle 135 bisher umgerüsteten Sirenen um 11 Uhr über den Digitalfunk ausgelöst werden.
Cell Broadcast soll ohne eigene App funktionieren
Es gibt aber auch zahlreiche digitale Warn-Möglichkeiten. Der Dienst Cell Broadcast sendet bei Bedarf Warnmeldungen an alle Mobiltelefone innerhalb einer Funkzelle. Dafür ist keine App notwendig. Mit keinem anderen Warnkanal können mehr Menschen direkt erreicht werden. Das Mobilfunkgerät muss jedoch eingeschaltet und im Mobilfunknetz sein.
Wird eine Meldung mit der höchsten Warnstufe gesendet, soll es zusätzlich einen Ton geben – unabhängig davon, ob das Telefon lautlos gestellt ist oder nicht. Cell Broadcast ist eine spezielle Art des Nachrichtenversands, keine SMS. Sie wird von (fast) allen Handys und Smartphones verstanden. Eine Liste empfangsfähiger Geräte hat das Bundesamt auf der Webseite veröffentlicht [bbk.bund.de]. Nachteil: Ist zuvor das Mobilfunknetz komplett zusammengebrochen, funktioniert die Technik nicht.
Die Notfall-Informations- und Nachrichten-App des Bundesamts für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe [bbk.bund.de], kurz Nina, sendet wichtige Katastrophenschutzmeldungen für unterschiedliche Gefahrenlagen. In der App müssen Gebiete und Orte festgelegt werden, für die gewarnt werden soll: Landkreise, Gemeinden oder Umkreise um einen frei wählbaren Ort sind möglich. Andernfalls wird keine Warnung auf das Smartphone gesendet.
Als weitere Warnfunktion ist es möglich, für den aktuellen Standort informiert zu werden. Durch Aktivierung der Push-Nachricht soll sichergestellt werden, dass alle relevanten Warnungen auch auf dem Smartphone auflaufen. Das gilt gleichermaßen für die Betriebssysteme iOS und Android.
Auch Katwarn [katwarn.de] meldet alle offiziellen Warnungen der zuständigen Behörden, Einrichtungen und Leitstellen. Außerdem ist die Warnapp mit weiteren Warn- und Informationssystemen gekoppelt. Dazu zählt der Deutsche Wetterdienst (DWD) sowie das modulare Warnsystem des Bundes (MoWaS / NINA-App). Bei Gefahr werden über die sogenannte Schutzengel-Funktion Warnungen und Verhaltenshinweise auf das Smartphone gesendet, sogar, wenn die App ausgeschaltet sein sollte.
Biwapp ist ebenfalls eine kostenlose App [biwapp.de], die für ausgewählte Orte und einen gewählten Umkreis aktuelle Informationen und Katastrophenwarnungen meldet, auf Wunsch mit zusätzlicher Push-Benachrichtigung. In der App kann festgelegt werden, über welche Ereignisse informiert werden soll (Verkehrsunfälle, Feuer, Hochwasser, Bombenentschärfung, allgemeine Warnungen u.a.). Die Meldungen werden direkt von den offiziell zuständigen Institutionen wie Katastrophenschutzbehörden, Kommunen oder kreisfreien Städten sowie deren Leitstellen versendet.
Auf der Webseite warnung.bund.de sind amtliche Warnungen und Informationen aus den Bereichen Bevölkerungsschutz, Wetter und Hochwasser abrufbar. Ort und die Art der Meldungen können über eine Filterfunktion individuell angepasst werden.
Dass der Warntag in diesem Jahr am 11. September stattfindet und damit viele Menschen an die terroristischen Anschläge in den USA am gleichen Datum im Jahr 2001 erinnert, ist übrigens Zufall. Der Tag ist wie in den vergangenen Jahren auch immer am zweiten Donnerstag im September eingeplant.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 11.09.2025, 19:30 Uhr