Hoher Blutdruck

 10. September 2025 14:53
 Robert Klatt

Die Medizin ist bisher davon ausgegangen, dass vor allem die Blutgefäße und Nieren für Bluthochdruck verantwortlich sind. Nun wurde entdeckt, dass eine salzreiche Ernährung Entzündungen im Gehirn auslöst, die Bluthochdruck verursachen.

Montreal (Kanada). Rund zwei Drittel aller Senioren leiden unter Bluthochdruck (Hypertonie). Weil die Erkrankung, die das Risiko für Herzkrankheiten, Schlaganfälle und andere schwere Gesundheitsprobleme deutlich erhöht, oft zu spät erkannt wird, ist sie global an etwa zehn Millionen Todesfällen jährlich beteiligt. Zudem ist es problematisch, dass bei rund einem Drittel der Bluthochdruckpatienten herkömmliche Medikamente, die auf die Blutgefäße und Nieren abzielen, nicht funktionieren.

Forscher der McGill University haben nun eine Studie publiziert, die eine potenzielle Erklärung für die ausbleibende Wirkung der Medikamente liefert. Demnach sind nicht nur die Blutgefäße und Nieren für Bluthochdruck verantwortlich, sondern insbesondere in therapieresistenten Fällen auch das Gehirn.

Blutdruck durch salzreiche Ernährung

Laut der Publikation im Fachmagazin Neuron zeigt die Studie, dass eine salzreiche Ernährung Entzündungsprozesse im Gehirn auslöst, die zu einem höheren Blutdruck führen. Die Studie stellt somit eine jahrzehntealte Annahme der Medizin über Bluthochdruck infrage und legt nahe, dass der Einfluss des Gehirns bei bestimmten Formen von Bluthochdruck ein bisher übersehener Faktor ist.

„Dies ist ein neuer Beweis dafür, dass Bluthochdruck im Gehirn entstehen kann. Damit öffnet sich die Tür für die Entwicklung von Behandlungen, die gezielt am Gehirn ansetzen.“

Um den Einfluss des Salzes auf das Gehirn zu untersuchen, wurden Ratten genutzt, deren Trinkwasser einen Salzgehalt von zwei Prozent hatte. Die Salzaufnahme der Tiere war damit etwa auf dem Niveau eines Menschen, dessen Ernährung stark aus Fast Food und Lebensmitteln wie Speck, Instantnudeln und Schmelzkäse besteht.

Die Forscher haben sich bewusst für Ratten anstatt für Mäuse entschieden, weil Ratten ihren Salz- und Wasserhaushalt ähnlich wie Menschen regulieren. Die Ergebnisse können deshalb einfacher auf den Menschen übertragen werden. Laut den Tierversuchen aktiviert eine salzreiche Ernährung in einem bestimmten Bereich des Gehirns die Immunzellen. Es kommt dadurch zu Entzündungen und einer stärkeren Ausschüttung des Hormons Vasopressin, das den Blutdruck erhöht.

„Die Rolle des Gehirns bei Bluthochdruck wurde bislang weitgehend übersehen, unter anderem, weil es deutlich schwieriger zu untersuchen ist. Mit neuen Technologien können wir diese Prozesse nun direkt beobachten.“

In kommenden Studien wollen die Wissenschaftler untersuchen, ob ähnliche Mechanismen auch bei anderen Formen von Bluthochdruck beteiligt sind.

Neuron, doi: 10.1016/j.neuron.2025.07.024