Die Münchner S-Bahn führt sogenannte „Bahnsteig-Echtzeit-Auslastungsanzeigen“ ein. Diese melden, in welchen Waggons des nächsten Zuges am meisten Platz ist, und das soll die Züge letztlich auch pünktlicher machen. Das System „Lightgate“ wurde jetzt am Ostbahnhof gestartet.

Züge werden durchleuchtet

Die Technik kommt aus Hamburg, wird dort schon einige Jahre eingesetzt und wurde jüngst noch um ein KI-basiertes Prognosetool erweitert: LED-Lichtschranken an der Strecke „durchleuchten“ vorbeifahrende Züge. Je öfter der Lichtstrahl unterbrochen wird, desto mehr Fahrgäste sind an Bord. Die Auslastung soll sich so mit einer Genauigkeit von mehr als 90 Prozent berechnen lassen.

Anzeige nach Ampel-Prinzip

Für die Fahrgäste sichtbar wird das Ergebnis am Bahnsteig auf Anzeigetafeln, die nach dem Ampelprinzip funktionieren. Rot markiert sind darauf die Waggons des nächsten Zuges, die besonders voll sind. Gelb steht für „mittlere Auslastung“. Grün zeigt an, wo noch viel Platz ist.

Die Wartenden können sich dann entsprechend am Bahnsteig verteilen und finden leichter freie Plätze in der S-Bahn. Auch bilden sich vor den Zugtüren weniger Staus. Wenn die Fahrgäste schneller ein- und aussteigen, spart das wiederum Zeit, und die Züge sollen damit pünktlicher werden.

„Win-Win-Situation“ für Fahrgäste und Bahn

Von einer „Win-Win-Situation“ spricht S-Bahn-Chef Heiko Büttner. Gerade für die dicht getaktete Stammstrecke erhofft er sich positive Effekte: „Wenn wir nur an jeder Station fünf bis zehn Sekunden schneller sind, dann macht das zwischen 50 und 100 Sekunden pro Zugfahrt durch die Stammstrecke aus.“

Die Daten der Auslastungsmessungen sollen auch der S-Bahn-Leitstelle zur Verfügung stehen. Die Disponenten können sie dann auch bei Störungen berücksichtigen, wie Büttner erklärt: Müsse zum Beispiel ein Zug vorzeitig wenden, wüssten die Disponenten, wie viele Leute im betroffenen Zug seien und wie viel Platz im nachfolgenden Zug zur Verfügung stehe. Das könnten sie dann bei den weiteren Entscheidungen berücksichtigen.

Start an Stammstrecke und auf Flughafenlinie

Nach dem Start am Ostbahnhof werden nun als Erstes die Bahnsteige an der Stammstrecke und an der Flughafen-Linie S 1 bis Feldmoching mit den neuen Anzeigetafeln ausgestattet. Ab 2026 sollen weitere Linienäste folgen. Die Kosten für das Pilotprojekt werden auf 140.000 Euro beziffert. Insgesamt wird es laut Büttner eine Summe „im niedrigen einstelligen Millionenbereich“ sein.

Finanziell unterstützt wird die Einführung von „Lightgate“ bei der Münchner S-Bahn vom Freistaat. Natürlich versuche man das Bahnsystem insgesamt stabiler und pünktlicher zu machen, sagt Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU). Eine „große Stellschraube“ sei die Infrastruktur, aber auch „kleine Stellschrauben“ wie „Lightgate“ seien von Bedeutung.

„Der Münchner ist nicht völlig anders“

Neben Hamburg hat auch Berlin bereits gute Erfahrungen gemacht, und „der Münchner ist nicht völlig anders“, ist Julia Kuhfuß von DB Lightgate überzeugt. Bei Tests hätten sie auch „den einen oder anderen Fahrgast getroffen“, und „die waren alle hellauf begeistert, dass sie das jetzt auch hier bekommen“.