Berlin – Ein Leser machte uns auf das Problem aufmerksam: „Warum wird auf der Elsenbrücke trotz tagtäglichem Stau an der Spur für Radfahrende festgehalten?“, fragte Lutz Rau-Wieschollek.

„Würde diese Spur für Kfz freigegeben, wie es ursprünglich geplant war, wäre das eine enorme Entlastung für den Verkehr“, schrieb er uns.

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Ja, tatsächlich: Die Behelfsbrücke, die derzeit die Elsenbrücke ersetzt, wurde nicht als Nadelöhr geplant, sie wurde dazu gemacht. Pro Fahrtrichtung stehen zwei Fahrspuren zur Verfügung – so weit, so gut. Jeweils eine Spur aber wurde für Fahrräder reserviert.

Das bedeutet, dass die Brücke in jeder Richtung nur halb so viele Fahrzeuge aufnehmen kann wie ohne Fahrradspur. Der Rückstau wird dadurch massiv vergrößert.

Das Problem gibt es schon lange, durch die Verlängerung der Autobahn hat der tägliche Stau an der Elsenbrücke allerdings jetzt die Grenze des Erträglichen überschritten.

Frage an Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU): Warum wird die Fahrradspur nicht freigegeben? Antwort: Weil nach dem Mobilitätsgesetz von 2018 „eine sichere Radverkehrsführung sichergestellt werden muss“. Das ist nur „durch Abgrenzung einer der beiden zur Verfügung stehenden Fahrspuren für den Radverkehr möglich“.

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Warum wurde die Behelfsbrücke nicht breiter angelegt, um sowohl zwei Fahrspuren für Autos als auch eine für Fahrräder pro Richtung aufzunehmen? Antwort: Es handelt sich um den „standardisierten Behelfsbrückenbautyp SS-80“, der auf sechs Meter Breite begrenzt ist. Für eine zweite Behelfsbrücke fehlen die Widerlager.

Die Senatsverkehrsverwaltung zählte den Verkehr auf der Elsenbrücke (Behelfsbrücke) zuletzt am 3. April von 7 bis 19 Uhr. Da wurden 22.388 Autos registriert, dazu 585 Lastkraftwagen und 5189 Fahrräder. Es waren also fast fünfmal so viele Kraftfahrzeuge wie Fahrräder unterwegs – und das noch vor der Eröffnung der Autobahnverlängerung Ende August. Seitdem hat sich der Anteil der motorisierten Fahrzeuge deutlich erhöht. 

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Es leuchtet nicht ein, dass eine so große Zahl an Autos und Lkw genauso viel Platz auf der Brücke bekommt, wie die kleine Zahl an Fahrrädern.

Es mag sein, dass für eine zweite Behelfsbrücke keine Möglichkeit bestand. Aber vielleicht hätte man ja eine separate Brücke für Fahrräder und Fußgänger bauen können. Das wurde von der damaligen Verkehrssenatorin Regine Günther (Grüne) nicht geprüft. Das hätte sich aber gelohnt, denn für den Neubau der Elsenbrücke sind sagenhafte zehn (!) Jahre eingeplant. 

Den Grünen war der Stau vor der Elsenbrücke bisher egal. Jetzt zeigen sie mit dem Finger auf die neue Autobahn und fordern, dass sie wieder geschlossen wird. Dabei sind es die von ihnen eingerichteten Fahrradspuren, die das Chaos verursachen.

Verkehrssenatorin Bonde wiederum will auf der Straße am Treptower Park eine Fahrspur sperren, damit weniger Verkehr gegen die Elsenbrücke drängt. Auch das ist der falsche Weg.

Richtig wäre es, die Fahrradspuren auf der Brücke aufzuheben und eine zusätzliche Querung für Radfahrer und Fußgänger über die Spree zu legen. Das kann nicht so schwer sein.

Hat Gunnar Schupelius recht? Schreiben Sie an: gunnar.schupelius@axelspringer.de