Kofferleiche aus Stuttgart: Eine von ihnen – Gedenkwand erinnert unter Paulinenbrücke an 40-Jährige Die Kerzen brennen für eine Frau, die viele kannten. Foto: StZN

Viele Menschen haben die mutmaßlich durch eine Gewalttat getötete Frau gekannt. Dort, wo sie immer wieder war, sagen jetzt Blumen und Kerzen: hier fehlt ein Mensch.

Jeder, der regelmäßig unter die Paulinenbrücke kommt, hat die Frau offenbar gekannt. Ob aus dem direkten Gespräch oder vom Vorbeigehen. Oder hat von ihrem mutmaßlich gewaltsamen Tod gehört. Alle sprechen von ihr mit ihrem Vornamen. Und so haben die Menschen, die sie kannten, am Mittwochnachmittag einen improvisierten Abschied von der 40-Jährigen begangen. Ihre sterblichen Überreste waren Ende vergangener Woche am Rand eines Wohngebiets in Filderstadt-Bonladen in einem Koffer aufgefunden worden. Man spürt, dass ein solches Ritual und Gedenken allen hier wichtig war und ist. Und Passanten, die vorbeikommen, sehen: hier fehlt ein Mensch.

Rosen und Grablichter unter der Paulinenbrücke in Stuttgart

An dem Gitterzaun steckt eine weiße langstielige Rose, darunter hängen zwei Zeichnungen. Eine zeigt die Szene unter der Paulinenbrücke. Die andere eine Art Wappen des Paule Clubs. „Sie hat gut zeichnen können“, sagt eine Frau. „Deshalb haben wir die Zeichnungen hier hingehängt.“ Auf dem Mauersockel darunter stehen mehrere rote Grablichter und ein einziges weißes. Mal brennen die Kerzen darin, mal pustet sie jemand aus, damit sie nicht unnötig abbrennen.

Viele erinnern sich an die tote Frau aus dem Koffer in Bonlanden

Eine Frau bringt einen Strauß mit bunte Rosen. „Weiße wären wahrscheinlich passender“, sagt sie fast entschuldigend. Die Geste zählt. Liebevoll schneiden sie die Plastikverpackung auf, organisieren eine Vase und drücken das Gefäß in das Beet unter der Brücke. Weiter entfernt in der schmucklosen Rabatte steht noch ein improvisiertes Holzkreuz – zusammengehalten werden die weißen Stäbe mit einem dunkelroten Band.

Eine Abschiedswand für die Tote Frau Foto: StZN

Die Männer und Frauen, die hier zusammenstehen, erzählen Bruchstücke eines Lebens, das auch die Polizei im Moment wohl noch zusammensetzt. Jeder hat seine eigene spezielle Erinnerung. Mehrere Tage haben die Ermittler unter der Paulinenbrücke mit Menschen gesprochen, die die Frau gekannt haben. Auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des sozialen Hilfesystems wurden offenbar befragt. Überall ist die Bestürzung über das Verschwinden und den wohl gewaltsamen Tod groß. Die Frau, deren offizielle Spur sich am 21. Juli verliert, soll sich, so die Polizei, im Stuttgarter Drogen– und Wohnsitzlosenmilieu aufgehalten haben.

Sie habe jedoch wieder bei ihrer Familie gewohnt, erinnert sich eine Frau an ein Gespräch. Dort bekomme sie sogar ihr Lieblingsessen und könne sich ausruhen, habe sie berichtet. Da sei sie erleichtert gewesen, da sie sich Sorgen gemacht habe, weil die später Vermisste so dünne Arme gehabt habe. Allerdings sei sie dann irgendwann gar nicht mehr aufgetaucht, sagt eine andere Frau. Gemeinsam versuchen sie, das Geschehen zu verstehen.

Die Soko „Trolley“ des ermittelnden Polizeireviers Reutlingen will nächste Woche mit weiteren Details zur Getöteten an die Öffentlichkeit gehen, sagt ein Polizeisprecher auf Anfrage. Die Nachricht, es sei am Dienstag zu einer Verhaftung gekommen, dementiert er. „Es gibt momentan keine Festnahme.“