Auch am Mittwoch musste der Tiergartentunnel zeitweise wieder für den Verkehr gesperrt werden. Grund dafür ist erkranktes Personal. Bis zum Wochenende sei mit weiteren Sperrungen zu rechnen, sagt die Berliner Verkehrssenatorin.
- Tiergartentunnel wird die Woche immer mal wieder gesperrt
- Problem soll sich bis zum Wochenende fortsetzen
- Grund sind Personalausfälle
- Verkehr in längeren Tunneln muss aus Sicherheitsgründen überwacht werden
- Wechsel bei Zuständigkeit für Überwachung sorgte offenbar für Chaos
Die Berliner Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) geht davon aus, dass der Tiergartentunnel noch bis Ende der Woche zeitweise für den Autoverkehr gesperrt wird.
Bonde sagte dem rbb am Mittwoch, dass aufgrund von Krankheitsfällen beim Personal die Nord-Süd-Verbindung am Morgen erneut geschlossen werden musste. Später wurde der Tunnel wieder geöffnet. Bereits am Montag und Dienstag war der Tunnel über Stunden in beiden Richtungen gesperrt gewesen. Es bildeten sich lange Staus.
Wechsel bei Zuständigkeit – Situation „total misslich“
Zuvor hatte die Verkehrssenatorin ihr Bedauern ausgedrückt. „Es ist total misslich, was jetzt gerade passiert“, sagte die CDU-Politikerin der Deutschen Presse-Agentur (DPA) in Berlin.
Grund ist ein Wechsel der Zuständigkeit in der Tunnelüberwachung, wie ein Sprecher der Senatsverwaltung rbb|24 mitteilte. Die wechselt bis zum Jahresende komplett von der Autobahngesellschaft des Bundes zum Land Berlin. Derzeit übernimmt Berlin bereits die Aufgabe, dabei kommt es allerdings zu Problemen.
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Übergangsphase bis Jahresende
Hintergrund: Nach der Gründung der Autobahn GmbH des Bundes im Jahr 2018 musste eine strikte Aufgabentrennung zwischen Bund und Ländern umgesetzt werden. Die Autobahngesellschaft darf nicht mehr die Überwachung von Tunneln wie dem Tiergartentunnel im Stadtgebiet übernehmen.
In einer Übergangsphase bis Jahresende übernimmt Berlin vom Bund zurzeit bereits Aufgaben der Tunnelüberwachung, bei der Mitarbeiter im Schichtdienst über Kameras den Verkehr beobachten und Gefahren schnell erkennen sollen. Katrin Vietzke aus der Abteilung Tiefbau der Berliner Senatsverwaltung für Verkehr sagte rbb 88.8 am Mittwochmorgen, insgesamt seien dafür sechs Stellen vorgesehen.
Eine sei aber derzeit noch unbesetzt, zwei Mitarbeiter seien noch frisch im Job und nicht ausreichend eingearbeitet und alle drei für die Frühschicht verbliebenen Kollegen hätten sich in dieser Woche kurzfristig krank gemeldet. Ihre Chefin, Verkehrssenatorin Bonde, sagte der DPA, das Auswahlverfahren für den sechsten Mitarbeiter laufe.
Eine Künstliche Intelligenz als Ersatz könne den Job nicht kurzfristig übernehmen, betonten beide. „Die Gefahrenlage muss immer individuell festgestellt werden, eben mit Kameras. Und das kann die KI noch nicht“, so Bonde.
Berlin arbeitet „intensiv“ an Lösung
Bis wann die Personalprobleme andauern werden, ist unklar. Bereits am Dienstag hieß es von einem Senatssprecher gegenüber rbb|24, man versuche „intensiv, für den Fall weiter andauernder Erkrankung, eine Lösung zu erarbeiten, um eine erneute Schließung abzuwenden“. Dennoch kam es am Mittwochmorgen erneut zu diesem Fall.
Ob es bereits in der Vergangenheit zu Sperrungen des Tiergartentunnels aufgrund von Personalmangel kam, beantwortete der Senatssprecher nicht eindeutig. „Die Sperrung des Tunnels erfolgt aus unterschiedlichen Gründen (planmäßig, Störung, Unfall, keine Überwachung möglich)“, hieß es nur.
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Tunnel werden ab 400 Meter Länge überwacht
Die Überwachung von Tunneln durch eine ständig besetzte Stelle ist ab der Länge von 400 Metern vorgeschrieben, teilte der Senat mit. Das geht auf die bundesweiten Richtlinien zur Ausstattung und den Betrieb von Straßentunneln (RABT) zurück. Es geht vor allem darum, dass bei Staus und Unfällen schnell gehandelt werden muss. Sollte es zu einer sogenannten Überstauung kommen und dann ein Brand ausbrechen, wäre das sonst ein erhebliches Sicherheitsrisiko, erklärte ein Sprecher der Autobahn GmbH rbb|24.
Verschiedene Dienstleister: „Berliner Besonderheit“
Im Falle des Tiergartentunnels erfolgt die Überwachung nach Angaben des Senats in der Tunnelregelungszentrale Berlin, die in Tempelhof sitzt. Bis 2021 gab es eine Tunnelleitzentrale für alle Straßentunnel in der Stadt. Seitdem die Autobahn GmbH des Bundes gegründet wurde, sei man dabei, die Aufgaben zu trennen. Ein Sprecher der Autobahn GmbH teilte rbb|24 mit, es sei eine „Berliner Besonderheit“, dass nicht alle Tunnel von einem Dienstleister überwacht werden.
Seinen Angaben zufolge sei es bei der Autobahn GmbH noch nicht vorgekommen, dass Tunnel aufgrund von Personalmangel geschlossen werden müssten. Die Autobahn GmbH unterstütze das Land bei der Tunnelüberwachung tagsüber, laut Senatssprecher könne sie aber „nicht in jedem Fall als Rückfallebene zur Verfügung stehen“.
In diesem konkreten Fall habe man die Autobahn GmbH angefragt, allerdings ohne Erfolg: „Durch eigene Aufgaben stand die Tunnelleitzentrale der AdB als Rückfallebene nicht zur Verfügung“, heißt es vom Senat auf rbb|24-Anfrage.
Lkw-Unfall in vergangener Woche
In der Vorwoche war der Tiergartentunnel tagelang in Richtung Norden gesperrt, weil sich ein Lastwagen mit einem alkoholisierten Fahrer an einer Abfahrt zu einem Parkhaus verkeilt hatte. Dabei war auch Tunneltechnik beschädigt worden. Regelmäßig wird der Tunnel zu Wartungsarbeiten gesperrt, etwa im Juni für einige Tage. Damals wurden Sicherheitssysteme erneuert.
Hinweis: Dieser Beitrag wurde am Montag, 08. September 2025 erstmals veröffentlicht und seitdem mehrfach aktualisiert.
Sendung: rbb24 Inforadio, 08.09.2025, 15:40 Uhr