Mühsam ernährt sich das Zebra. In der zweiten Runde des Niederrheinpokals quälte sich der Fußball-Drittligist MSV Duisburg ins Achtelfinale. Der Spitzenreiter der dritten Klasse musste beim Landesligisten Union Nettetal nachsitzen. Erst in der Verlängerung gelang durch einen Treffer von Thilo Töpken (109.) ein glanzloser 2:1 (1:1, 0:0)-Sieg.
Der sechstklassige Außenseiter spielte lange auf Augenhöhe, hatte gute Chancen auf eine Überraschung und bereitete den Zebras arge Kopfschmerzen. Der MSV war durch einen Elfmetertreffer von Töpken (58.) in Führung gegangen, musste aber prompt den Ausgleich durch Noel Gergorec (60.) einstecken. Dietmar Hirsch hatte sein Team fürs Pokalspiel extrem umgebaut und damit die Zebras aus dem Rhythmus gebracht. Eine Schreckmoment erlebten die Zebra-Fans unter den 1700 Zuschauern, als Stürmer Thilo Töpken in der Verlängerung nach einer Blessur am Knie minutenlang behandelt werden musste. Der Stürmer spielte weiter und traf entscheidend. Das Achtelfinale im Niederrheinpokal wird am 14. Oktober ausgetragen.
Wie angekündigt, hatte Trainer Dietmar Hirsch für das Spiel bei einem Sechstligisten den Schonwaschgang gewählt. Das nächste Ligaspiel am Samstag daheim gegen Wehen Wiesbaden hat Priorität. Aus der gewohnten Formation rückten Kapitän Ali Hahn, Rechtsverteidiger Joshua Bitter und Mittelfeldmann Christian Viet auf Bankplätze. Torhüter Max Braune saß auf der Tribüne, ebenso wie Patrick Sussek. Rasim Bulic war ebenfalls nicht im Kader.
Tobias Fleckstein übernahm die Rolle als Kapitän und führte eine bunt gemischte Truppe auf den Platz. Die Neuzugänge Omer Hanin im Tor sowie Andy Visser und Florian Krüger in der Offensive sollten Spielminuten sammeln. Jungprofi Gabriel Sadlek durfte sich auf der Sechs zeigen. So ein Pflichtspieleinsatz verbessert die Laune. Ben Schlicke als zweiter Manndecker und Niklas Jessen auf der rechten Abwehrseite zeigten, dass sie irgendwie den Mannschaftskreis abrunden. Mert Göckan und Conor Noß, die in der Liga auf Jokerrollen gebucht sind, bekamen mal ein Startelf-Gefühl.
Die komplett umgekrempelte Formation hatte einige Mühe, knitterfreie Aktionen auf den Platz zu bringen. Die erste Torwartaktion kam so Omer Hanin zu. Nach acht Minuten musste der Keeper im Anschluss an eine Ecke eine Faust ausfahren, um einem Distanzschuss die Schärfe zu nehmen. Möglich auch, dass sich die Meidericher erst ans Geläuf gewöhnen mussten. Kunstrasen liegt als Teppich in der Christian-Rötzel-Kampfbahn aus.
Erst nach 14 Minuten kam der Favorit zu seiner ersten Ecke. Nettetal hatte da schon zweimal auf diese Weise Bälle vors Tor geflankt. Duisburgs erste Ecke bescherte sogar einen Schussversuch. Dass es an diesem Spätsommerabend durchaus um mehr ging, als sich die Beine zu vertreten, war nach 17 Minuten geklärt. Nettetals Kapitän Pascal Schellhammer haute mal kurz Mert Göckan um und sah Gelb. Sekunden später zog Steffen Meuer ein taktisches Foul und wurde ebenfalls verwarnt. Viel mehr Farbe war nicht im Spiel. Der MSV tat das, was er stets gut kann: sauber verteidigen. Auf dem Weg nach vorne fanden die langen Bälle keine Abnehmer. Der Landesligist hatte seine Kette ebenfalls festgezurrt. Es verging lange vor allem Zeit in Nettetal-Breyell.
Dietmar Hirsch konnte das nicht gefallen, aber auch nicht überraschen. Es werde schwer genug, erst einmal das 1:0 zu erzielen, hatte der Coach vor der Partie erklärt. So kam es dann auch. Mit dem 7:0 der Zebras im Halbfinale des Niederrheinpokals Ende März hatte die Partie so gar nichts gemein. Die Meidericher kamen in der ersten Halbzeit nur zu einer echten Chance. Max Dittgen zwang Unions Torhüter Moritz Kosfeld zu einer Fußabwehr. Nicht einmal dominant war der Auftritt. Ganz im Gegenteil. Als Chisato Suda in der 44. Minute von der Strafraumgrenze abzog, strich der Ball hauchdünn am Tor vorbei. Da hielten die Zebra-Fans den Atem an. Die Führung wäre nicht einmal unverdient gewesen.
SC Union Nettetal – MSV Duisburg 1:2 (1:1, 0:0)
Union Nettetal: Kosfeld – Götte, Kerkman (116. Mangano), Wolters (72. Pfaffenroth), Heise – Schellhammer, Spickenbaum (94. Drca) – Tumbarino (46. Gergorec), Suda, Galic, Platen (77. Alexandrov).
MSV Duisburg: Hanin – Jessen, Schlicke, Fleckstein, Göckan (66. Symalla) – Sadlek, Meuer (46. Tugbenyo) – Dittgen, Noß (78. Viet), Krüger (46. Töpken) –Visser (46. Coskun).
Tore: 0:1 Töpken (58. /Foulelfmeter) 1:1 Gergorec (60.), 1:2 Töpken (109.).
Gelbe Karten: Schellhammer – Meuer.
Schiedsrichter: Falke (Kerken).
Zuschauer: 1700.
So geht‘s weiter: MSV Duisburg – SV Wehen Wiesbaden (3. Liga, 5. Spieltag, Sa. 13. September, 14 Uhr, Schauinsland-Reisen-Arena).
Zur Pause bemühte sich Hirsch um Wiedergutmachung. Jesse Tugbenyo kam für Steffen Meuer. Andy Visser musste für Thilo Töpken Platz machen. Can Coskun ersetzte Florian Krüger. Die beiden Stürmer waren denkbar blass geblieben, wurden aber auch nicht wirklich bedient. Mit mehr Fachpersonal am Werk lief es zunächst nicht wirklich besser. Immerhin der erste Spielzug, der nach Fußball aussah, brachte die Führung. Irgendwann war der Ball am rechten Strafraumeck angekommen. Conor Noß dribbelte sich in die Box, wurde geschubst, fiel um und es gab Elfmeter. Thilo Töpken (58.) machte das Ding. Wenigstens das mit den Jokertoren funktionierte.
Omer Hanin hütete diesmal das MSV-Tor.
© FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann
Das sollte es doch gewesen sein? War es aber nicht. Nettetal wehrte sich und traf durch den eingewechselten Noel Gergorec zum Ausgleich. Sein wuchtiger Schuss von der rechten Seite war für Omer Hanin nicht zu halten. Prompt legte Hirsch nach: Simon Symalla rückte für Göckan ein und sollte mit seiner Offensivkraft ein Nachsitzen verhindern.
Der Favorit eroberte sich endlich Spielanteile zurück. Symalla erspielte sich die erste Chance. Da waren schon 77 Minuten rum. Dittgen traf dann nach einer weiten Flanke. Wieder zu früh gefreut. Der Linienrichter hob die Fahne. Symalla und Dittgen kamen zu weiteren Torgelegenheiten scheiterten aber am starken Union-Keeper Moritz Kosfeld. Die Meidericher waren aber im Glück., als Tomi Alexandrov von der Strafraumgrenze nur die Latte traf. Nach einer Ecke in der Nachspielzeit strich ein Kopfball knapp am MSV-Tor vorbei. Alexandrov zwang Keeper Hanin Sekunden später zu einer echten Glanztat. Normalerweise ist der Endspurt eine Qualität der Zebras. In Nettetal rannten die Hausherren. Man kann es nicht anders sagen: Der Favorit rettete sich in die Verlängerung.
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Der MSV schien die größeren Reserven zu haben und bestimmte nun das Spiel. Die erste Chance aber ergab sich nach einem Freistoß, als Tobias Fleckstein (102.) zum Kopfball kam, aber zu hoch zielte. Coskun setzte eine Flanke auf die Latte (105.). In der zweiten Halbzeit erlöste Doppelpacker Töpken auf Vorlage von Simon Symalla die Zebras mit dem entscheidenden Treffer.