Zahl der Wohnungslosen in Bochum steigt

Die Zahl der wohnungslosen Menschen in Bochum ist weiter gestiegen. Laut aktuellen Zahlen des statistischen Landesamtes, anlässlich des Tages der Wohnungslosen am 11. September, wurden im Januar dieses Jahres 1.140 Menschen in Bochum untergebracht. Das ist ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 2019, als es noch rund 900 waren. Zudem ist fast ein Viertel der im Januar untergebrachten wohnungslosen Menschen 18 Jahre alt oder jünger.

Weg in die Wohnungslosigkeit: Menschen aus Bochum berichten

„Multiple Krisen“ nennt Bastian Pütter von der Wohnungslosenzeitschrift „bodo“ in Bochum als Ursache für Wohnungslosigkeit. Oft fehle es an Netzwerken, zum Beispiel geht eine Trennung, gefolgt von finanziellen Krisen oder dem Verlust des Jobs der Wohnungs- oder Obdachlosigkeit voraus. Davon berichtet auch eine Bewohnerin der Unterbringung der AWO an der Lothringer Straße:

„Mein damaliger Freund hatte sich erhängt, mein Hund war total krank, der hatte was mit den Nieren. Ja, ich bin zwar arbeiten gegangen, aber ich konnte das hinterher nicht mehr. Da hat sich ein Loch für mich aufgetan und da bin ich reingefallen – und es war auch keiner da, der mich rausgeholt hat.“ – Marion, Bewohnerin AWO-Unterkunft Lothringer Straße.

Bei aktuell mehr Menschen, die auf der Straße landen, hat Birgit noch einen Wunsch:

„Ich finde, man sollte vor Obdachlosen genauso Respekt haben wie vor allen anderen Mitmenschen auch. Nicht jeder kann was dazu, dass er obdachlos wurde und die Obdachlosen sind nicht alle Alkoholiker, Drogenabhängige, Junkies oder Diebe. Das sind ganz normale Menschen – wenn es geht: genauso behandeln wie jeden anderen Mitmenschen auch.“ – Birgit, Bewohnerin AWO-Unterkunft Lothringer Straße

Konzepte der Stadt Bochum

Die Stadt Bochum hat bereits verschiedene Konzepte zur Prävention von Wohnungslosigkeit sowie zur Unterbringung und Unterstützung von Betroffenen entwickelt. Diese reichen von präventiven Maßnahmen bis hin zu sozialen Programmen in den Unterkünften. Im Gespräch mit Radio Bochum haben viele Wohnungslose aus der Stadt aber auch berichtet, dass die Qualität der Unterkünfte sehr stark von den jeweiligen Trägern abhängig ist. Einige Unterkünfte, wie die der AWO in der Lothringer Straße, würden den Bewohnerinnen und Bewohnern eigene Zimmer und ein regelmäßiges soziales Programm bieten. Andere Einrichtungen bestehen dahingegen aus umzäunten Containern, mit regelmäßigen unangekündigten Sicherheitskontrollen.

AWO Bochum fordert mehr Unterbringung nach Bedarf

Die AWO Bochum macht mit dem ehemaligen Haus Gloria an der Lothringer Straße gute Erfahrungen: Es sei einfacher, sich sozial wieder zu integrieren, wenn die Menschen sich in ihren Zimmer wohlfühlen – und sich für diese auch nicht schämen. So können die Bewohnerinnen und Bewohner dort zum Beispiel auch Verwandte einladen, davon haben einige berichtet.

„Jemand, der wohnungslos ist, hat vielfache Probleme und dementsprechend müssten die Bedarfe in Bochum auch ausgeweitet werden. Dass man die Menschen aufgrund ihres Bedarfes unterbringen kann und nicht einfach in eine Notunterkunft, wo im Prinzip alle zusammen sind und alle Aufeinandertreffen, das wäre schön.“ – Christina Pell, Team der AWO-Unterkunft an der Lothringer Straße

Zum Beispiel Bewohnerin Martina berichtet: „Seitdem ich hier bin, habe ich mit meiner Familie wieder Kontakt […]. In Höntrop hätte ich sie nie eingeladen. Hier brauch‘ ich mich nicht mehr schämen. Und dann kommen sie mich auch besuchen.“