Ein Ausblick auf den Handelstag in Europa und den globalen Märkten von Stella Qiu
Es war ein regelrechter Oracle-Hype, der am Donnerstag asiatische Technologiewerte beflügelte: In Japan, Taiwan und Südkorea erreichten die Börsen neue Höchststände – und das, obwohl der Handelstag ansonsten vor den mit Spannung erwarteten US-Inflationsdaten eher verhalten begann.
Der Technologie-Investor SoftBank sprang in Tokio um 9% nach oben, nachdem Oracle, Partner des Stargate-Projekts, um beeindruckende 36% zulegte. Es war der größte Tagesgewinn des 48 Jahre alten Tech-Unternehmens seit 1992 und brachte Oracle in greifbare Nähe zum exklusiven Club der Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von 1 Billion US-Dollar.
Der Grund: Oracle rechnet damit, dass die Nachfrage nach seiner Cloud-Infrastruktur durch Künstliche Intelligenz (KI) kräftig steigen wird. Das beflügelte nahezu alle KI-bezogenen Werte in Asien: Der Nikkei legte um 1,2% zu, Taiwan gewann 1% und chinesische Blue Chips stiegen um 1,8%.
Das KI-Fieber griff jedoch nicht auf die europäischen Aktienmärkte über, die vor der anstehenden Zinsentscheidung der Europäischen Zentralbank (EZB) auf einen verhaltenen Handelsstart zusteuerten. Die EUROSTOXX 50-Futures stiegen um 0,1%, die deutschen Futures sogar noch weniger.
Die EZB, die ihren Leitzins im Jahresverlauf bis Juni auf 2% halbiert hat, wird voraussichtlich eine Pause einlegen. Die Aufmerksamkeit der Märkte richtet sich daher darauf, ob die Notenbank weitere geldpolitische Lockerungen zumindest nicht ausschließt.
Die Terminmärkte preisen aktuell eine Wahrscheinlichkeit von etwa 60% für einen Zinsschritt bis Anfang nächsten Jahres ein.
Das nächste große Risiko-Event steht mit den US-Verbraucherpreisdaten an. Der Gesamtindex (CPI) dürfte laut einer Reuters-Umfrage im Jahresvergleich um 2,9% gestiegen sein – das schnellste Tempo seit Januar. Der Kernindex wird voraussichtlich bei 3,1% verharren.
Ein zurückhaltender Erzeugerpreisindex hat die Hoffnung auf einen moderaten Verbraucherpreisindexbericht (CPI) genährt – oder zumindest darauf, dass der Wert nicht über 3% liegt. Angesichts der Risiken für den Arbeitsmarkt setzen Anleger darauf, dass nur eine gravierende Überraschung eine Zinssenkung um einen Viertelpunkt durch die US-Notenbank (Fed) in der kommenden Woche verhindern könnte. Diese Zinssenkung ist bereits mehr als vollständig eingepreist.
Für das Gesamtjahr 2025 preisen die Futures eine Lockerung um insgesamt 67 Basispunkte ein, was zwei bis drei Zinssenkungen entspricht.
Ein moderater CPI-Bericht könnte die Wetten auf eine Zinssenkung um 50 Basispunkte durch die Fed in der kommenden Woche anheizen, den Dollar schwächen und die Renditen von US-Staatsanleihen drücken.
Ein überraschend starker Bericht würde die Lage für die Fed hingegen verkomplizieren und könnte dazu führen, dass der Markt eine dritte Zinssenkung in diesem Jahr auspreist.
Wichtige Entwicklungen, die am Donnerstag die Märkte beeinflussen könnten:
- Entscheidung der Europäischen Zentralbank zur Geldpolitik
- US-Verbraucherpreisindex (CPI) für August
- US-Erstanträge auf Arbeitslosenhilfe
- Auktion 30-jähriger US-Staatsanleihen