Die KulturRegion FrankfurtRheinMain lud vom 3. bis 5. September zum vierten internationalen Treffen im Rahmen des Projekts „OpenRegioCulture – Barrierearme Zugänge zu Kultur“ ein. Als eine von neun Partnerregionen im Interreg Europe Programm fördert die KulturRegion den länderübergreifenden Dialog über inklusive Kulturformate.
Ziel des vierjährigen Projekts ist es, praxisnahe Leitlinien zu entwickeln, die zur Nachahmung anregen und den Zugang zur Kultur für Menschen mit Behinderungen erleichtern. Ausgangspunkt für die regionale Umsetzung sind die im Kulturentwicklungsplan der Landeshauptstadt Wiesbaden verankerten Standards zur Barrierefreiheit.
Inklusive Kulturangebote in Wiesbaden und Frankfurt
Im Mittelpunkt des Treffens standen Angebote für blinde und sehbehinderte Menschen. Die internationalen Gäste besuchten gemeinsam mit regionalen Akteuren ausgewählte Kulturorte in Frankfurt und Wiesbaden.
In Frankfurt öffneten das Künstlerhaus Mousonturm und das Dialogmuseum ihre Türen. In Wiesbaden standen Führungen durch das Stadtmuseum am Markt (sam), das Kunsthaus Wiesbaden, das Museum Reinhard Ernst und das Schloss Freudenberg auf dem Programm.
Barrierefreie Kulturformate als Vorbild
Nach den Besuchen reflektierten die Teilnehmer ihre Eindrücke im Hinblick auf die eigene kulturelle Praxis. Dabei wurde deutlich, wie vielfältig die barrierefreien Angebote in der Rhein-Main-Region bereits sind: von inklusiven Kunstführungen über Tastformate im Theater bis hin zu Ausstellungen im Dunkeln. Viele Einrichtungen setzen sich oft mit begrenzten Ressourcen, aber mit großem Engagement dafür ein, Kultur für unterschiedliche Zielgruppen zugänglich zu machen.
Besonders eindrucksvoll war das Erleben der Dunkelheit, das Empathie und Sinneswahrnehmung schärft. Ob beim Rundgang durch den lichtlosen Parcours im Dialogmuseum oder beim Getränkebestellen in der Dunkelbar im Schloss Freudenberg, Inklusion wurde hier unmittelbar erfahrbar. Die Anleitung durch blinde und sehbehinderte Experten ermöglichte einen Perspektivwechsel, der nachhaltig wirkt.
Schloss Freudenberg als Ort für Begegnung
Im Schloss Freudenberg kamen die europäischen Gäste mit Vertretern aus Politik, Kultur und Inklusionsinitiativen aus der Region zusammen.
Die Tanzperformance „Moving Through Imperfect Time“ eröffnete den Austausch. Sie thematisierte die Wahrnehmung von Bewegung im Raum und wurde durch eine offene Audiodeskription in Deutsch und Englisch für alle Besucherinnen und Besucher zugänglich gemacht.
Stimmen aus Politik und Kultur
„Wir glauben, dass Kultur durch die Beteiligung jedes Einzelnen geprägt wird, dass sie in vielen Bereichen wirkt und eine Grundlage unserer politischen und sozialen Interaktionen ist“, sagte Christoph Degen (SPD), Staatssekretär im Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Forschung, Kunst und Kultur.
„Die Entwicklung der Kultur ist kein einseitiger Prozess, bei dem Verwaltungen und Institutionen den Bürgern und dem Publikum etwas beibringen. Es ist ein Prozess der gemeinsamen Gestaltung. Indem vielfältige Sichtweisen einbezogen werden, gewinnen wir Erkenntnisse und Impulse, die die Kultur für alle bereichern“, ergänzte Bettina Gies (Bündnis90/Die Grünen), Stadträtin der Landeshauptstadt Wiesbaden.
Austausch stärkt Inklusion
„Projekte wie OpenRegioCulture zeigen besonders deutlich, wie wichtig es ist, ein nachhaltiges und dauerhaftes Netzwerk aufzubauen, in dem wir nicht nur unsere Ideen, sondern auch unsere Fragen austauschen und zu einem aktiven Kulturfeld beitragen“, würdigte Dr. Ina Hartwig (SPD), Aufsichtsratsvorsitzende der KulturRegion und Dezernentin für Kultur und Wissenschaft in Frankfurt am Main.
Workshop zu Barrierefreiheit in Kunst und Kultur
Der Austausch im Schloss Freudenberg dauerte bis in die Abendstunden und wurde am Folgetag mit einem Workshop fortgesetzt. Unter dem Titel „Building Capacity“ ging es um Sensibilisierung im Umgang mit blinden und sehbehinderten Menschen sowie um konkrete Maßnahmen zum Abbau von Barrieren in kulturellen Einrichtungen.
Nächste Station in den Niederlanden
Im weiteren Verlauf des Projekts steht im März 2026 ein weiteres Treffen in der niederländischen Partnerregion Zuid-Limburg an. Dort werden erneut inklusive Kulturangebote besucht und Erfahrungen ausgetauscht.
Internationale Partner für inklusive Kultur
Zu den Projektpartnern zählen neben der KulturRegion FrankfurtRheinMain die Małopolska Region und das Małopolska Institute of Culture in Kraków (Polen), Maramureș County (Rumänien), Hajdú-Bihar County (Ungarn), Central Greece Region (Griechenland), Corsica Region (Frankreich), Stichting VVV Zuid-Limburg/Visit Zuid-Limburg (Niederlande), Riga Planning Region (Lettland) und das KMOP Policy Center ASBL (Belgien).
Weitere Informationen zum Projekt finden Sie unter: www.interregeurope.eu/openregioculture
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