Die Europäische Zentralbank hält zwar mit dem Transmission Protection Instrument ein Sicherheitsnetz bereit, aber wie bei Versicherungen gilt: besser nicht darauf angewiesen sein. Für den Euro ist das bisher nur ein leises Hintergrundrauschen. Erst wenn die Renditeabstände sehr schnell und stark steigen, könnte die Währung unter Druck geraten und Kapital abfließen. „Wir glauben nicht, dass dies zu einer Schwäche des Euro führen wird, da viele andere Währungen mit ähnlichen politischen Herausforderungen wie Frankreich konfrontiert sind“, so Timothy Graf.
Dass man die Lage auch wieder in den Griff kriegen kann, zeigt ein Land, das vor gut zehn Jahren komplett abgeschrieben war, und seine Anleihen mit ihm: Griechenland. Das Land, das einst den Euro ins Wanken brachte, gilt plötzlich als Musterknabe. Anleger haben im ersten Halbjahr fast so viel in griechische Papiere gesteckt wie im gesamten Vorjahr. Neue Anleihen waren vielfach überzeichnet, die Zinslast bleibt trotz hoher Gesamtverschuldung erstaunlich niedrig, weil alte Kredite lange Laufzeiten und Minizinsen tragen. Dazu wächst die Wirtschaft mit mehr als zwei Prozent – für Eurozonen-Verhältnisse beachtlich. Ironie des Schicksals: Heute finanziert sich Athen günstiger als Paris oder Rom.
Im europäischen Gesamtbild bleibt Deutschland der ruhige Anker: Zehnjährige Bunds rentieren bei rund 2,8 Prozent, während Frankreich und Italien näher an 3,6 Prozent notieren, so die Daten des Smartbrokers, bei dem sich Anleger immer mehr mit dem Investment in Staatsanleihen auseinandersetzen. Großbritannien sticht mit fast fünf Prozent heraus – politisches Risiko eingepreist.
Für Anleger heißt das: Bunds bleiben solide, Frankreich bietet mehr Rendite bei höherem Risiko, Griechenland überrascht positiv, und britische Gilts sind eine Wette für Mutige. Oder einfacher gesagt: Nicht jeder schiefe Ton bedeutet gleich, dass das Konzert vorbei ist.
Angesichts des jüngsten Renditeanstiegs lohnt sich ein Blick auf den Buxl. Der Buxl ist gewissermaßen der „große Bruder“ des bekannten Bund-Futures. Während letzterer Bundesanleihen mit mittleren Laufzeiten von rund 8,5 bis 10,5 Jahren abbildet, bündelt der Buxl Papiere mit sehr langen Laufzeiten zwischen 24 und 35 Jahren. Das macht ihn sensibler für Zinsbewegungen. Schon kleine Änderungen schlagen stärker auf den Kurs durch.
Besonders spannend: Am langen Ende der Zinskurve wollte bislang keine richtige Ruhe einkehren. Genau hier setzt der Buxl an, den aktive Anleger übrigens mit Hebelpapieren handeln können, beispielsweise beim Emittenten Morgan Stanley. Und Stichwort USA: Die Stärke des Euro liegt trotz Frankreich daran, dass das Vertrauen in die Franzosen nicht groß, jenes in die Solidität der Amerikaner aber momentan noch niedriger ist. Macron schlägt Trump irgendwie dann doch.