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Hannah Huesmann Trulsen ist in Bockum-Hövel aufgewachsen, doch seit zehn Jahren lebt die Transfrau in Gelsenkirchen und will am Sonntag für die SPD in den Rat einziehen.

Hamm/Gelsenkirchen – Hannah Huesmann Trulsen befindet sich im Endspurt für die Kommunalwahl in NRW am Sonntag. Doch die Transfrau, die im Hammer Norden geboren wurde und lange Zeit in Bockum-Hövel gelebt hat, steht nicht hier zur Wahl, sondern in Gelsenkirchen, wo sie seit zehn Jahren lebt. Politisch engagiert war die heute 31-jährige SPD-Politikerin allerdings schon zu Schulzeiten an der Sophie-Scholl-Gesamtschule: „Ich habe zu Abizeiten als Bezirksschülersprecherin mit der damaligen NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann über G8 und G9 diskutiert“, erinnert sich Huesmann Trulsen. Später saß sie als sachkundige Bürgerin in Hamm im Schulausschuss.

[Foto: Robert Szkudlarek]  Gelsenkirchen Tim Klüssendorf in Gelsenkirchen Mit dabei ist  Hannah Huesmann Trulsen, Kommunalkandidatin. . Thema: Wird das rote Ruhrgebiet bei Kommunalwahlen blau?Prominente Unterstützung beim Haustürwahlkampf: Hannah Huesmann Trulsen war mit SPD-Generalsekretär Tim Klüssendorf unterwegs in Gelsenkirchen. © Robert Szkudlarek

Die aktuelle Kommunalwahl ist bereits ihre dritte. 2014 hatte die SPD-Politikerin noch in Bockum-Hövel für die Bezirksvertretung kandidiert. Jetzt hofft sie, ihren Wahlkreis in der Gelsenkirchener Altstadt zu holen, der 2020 an die CDU gegangen war. Seit 2024 sitzt sie als Nachrückerin im Rat.

Fällt die alte SPD-Hochburg an die AfD?

Ob sie diesmal direkt in den Gelsenkirchener Rat einzieht? Die Zeiten, in der die SPD in Gelsenkirchen locker 50 Prozent und mehr holte, waren schon bei der Kommunalwahl 2020 vorbei, als die Sozialdemokraten auf 35,1 Prozent sackten und eine große Koalition mit der CDU eingehen mussten. Für 2025 sagen viele voraus, dass die SPD in ihrer einstigen Hochburg wie in weiteren Ruhrgebietsstädten viele Sitze an die AfD verlieren werde.

Tatsächlich hätten ihr gegenüber viele geflüchtete Frauen, aber auch Vertreter der jüdischen Gemeinde ihre Sorge ausgedrückt, was mit ihnen passiere, wenn die AfD an die Regierung komme, berichtet Huesmann Trulsen aus Gesprächen im Integrationsrat und im Wahlkampf.

Sauberkeit und neue Radwege als Themen

„Mein Wahlkreis ist sehr migrantisch geprägt, und rund um den Stadtgarten leben hier eher gutbürgerliche Kreise“, erklärt die 31-Jährige, die deshalb nicht einen Erfolg der AfD gerade dort vermutet. Sie weiß aber, dass ihr Wahlkreis nicht typisch ist für ihre Stadt. Im Wahlkampf hätte sie jedoch niemand auf typische AfD-Themen wie Migration angesprochen. „Den Leuten waren eher Themen wie Sauberkeit in der Stadt wichtig oder dass neue Radwege gebaut werden“, erzählt Huesmann Trulsen. Das war ganz passend, sitzt die Sozialarbeiterin in Gelsenkirchen doch neben dem Bildungs- und Sozialausschuss auch im Verkehrsausschuss. Immerhin: Die Wähler machten ihr nicht sofort die Tür vor der Nase zu. „Der Bundestagswahlkampf war schlimmer. Die Leute hatten da überhaupt keine Lust, mit uns zu reden“, erinnert sich Huesmann Trulsen. Das sei jetzt anders.

Hamm und Gelsenkirchen sind alte Zechenstädte und da reden die Menschen nicht drumherum, sondern tragen das Herz auf der Zunge.

„Verstärkung“ im Haustürwahlkampf bekam sie kürzlich durch den SPD-Generalsekretär Tim Klüssendorf, den sie im Juli vorm CSD als stellvertretende Bundesvorsitzende von SPDqueer beim Hissen der Regenbogenflagge am Willy-Brandt-Haus in Berlin getroffen und nach Gelsenkirchen eingeladen hatte. Und in Gesprächen seien sich die Gelsenkirchener und die Bockum-Höveler sehr ähnlich, findet die 31-Jährige: „Hamm und Gelsenkirchen sind alte Zechenstädte und da reden die Menschen nicht drumherum, sondern tragen das Herz auf der Zunge.“

In Bockum-Hövel möchte Klaus Jendreiek (SPD) Bezirksbürgermeister bleiben und Vera Dunkel-Giese (CDU) es wieder weden.