Entstanden sei das Format aus einer Selbsthilfegruppe für stotternde Menschen, erklärt er. Es sei ein Ort, an dem Menschen zusammenkommen, mit Ängsten, Depressionen und sozialen Phobien, mit sprachlichen Problemen aber auch diejenigen, die sich auf einer Bühne vor Publikum in einem geschützten Raum ausprobieren wollen.
Eigene Vorhaben und Probleme angehen
Das könne die Musikstudentin sein, die ihr Diplomkonzert bei „Bühne frei“ vorträgt oder auch die Rollstuhlfahrerin, die ihre Gedichte rezitieren möchte. Döring nennt ein weiteres Beispiel: „Ein junger Mann war mit seiner Psychologin hier. Er hat über seine Erkrankung gesprochen.“ Er habe seiner Familie verheimlicht, dass er nicht mehr arbeiten ging, weil er bereits so krank und verängstigt war. Für ihn sei es eine Aufgabe gewesen, offen sein Problem anzusprechen.
Sich selbst akzeptieren
Auch für Michael Winkler sei es wichtig, sich immer seinem Thema, dem Stottern, zu stellen. Dass er stottere sei für ihn nicht mehr entscheidend. Während seinem Auftritt trägt Winkler seine Gedichte, bis auf ein paar Haspler, flüssig vor. Man käme nicht wirklich auf die Idee, dass er stottert.
Egal, ob ich stottere oder nicht – Hauptsache, ich bekomme es heraus und komme zu dem Punkt, den ich erreichen will.
Michael Winkler
Es komme eben immer auf die Situation an, erklärt Winkler. Hier bei „Bühne frei“ fühle er sich wohl. Das könne vor größerer Bühne mit vielen unbekannten Gesichtern auch anders aussehen. Für ihn sei entscheidend, sich und sein Stottern zu akzeptieren. Dazu gehöre auch die Angst, die damit einhergeht: „Die ist nicht weg und kommt immer mal wieder.“
Heute sehe er sein Stottern fast schon als sein „Markenzeichen“, sagt Winkler mit einem Augenzwinkern: „Dass ich Probleme habe meinen Namen auszusprechen, mit meinen 1,90 Körpergröße und mit Ende 40, mag kurios wirken. Dazu sage ich aber ‚C’est la vie‘ – So ist das Leben.“