Stand: 11.09.2025 15:38 Uhr

Die EZB hat die Leitzinsen in der Eurozone nicht angetastet. Der vor allem für Sparer wichtige Einlagensatz liegt weiterhin bei 2,0 Prozent. Die Situation in Frankreich wollte EZB-Chefin Lagarde nicht kommentieren.

Der Rat der Europäischen Zentralbank (EZB) hält an seiner abwartenden Haltung fest und lässt die Leitzinsen zum zweiten Mal in Folge unverändert. Bereits im Juli hatte die Zentralbank nach zuvor sieben Leitzinssenkungen in Folge eine Zinspause eingelegt.

Der Einlagensatz verharrt damit bei 2,0 Prozent. Das ist der Zinssatz, zu dem die Banken bis zum nächsten Geschäftstag überschüssige Liquidität bei der EZB „parken“ können. Zum Vergleich: Noch im Frühjahr 2024 hatte der Einlagenzins doppelt so hoch bei 4,0 Prozent gelegen.

Trendwende bei Tages- und Festgeldzinsen?

Niedrigere Zinsen stützen die Wirtschaft, da Kredite für Unternehmen und Verbraucher damit tendenziell günstiger werden. Sparer sind dagegen im Nachteil: Bekommen Banken weniger Zinsen für bei der EZB geparkte Gelder, senken sie zumeist die Tages- und Festgeldzinsen für ihre Kunden.

Allerdings sieht das Vergleichsportal Verivox hier eine Trendwende: Erstmals seit Februar 2024 seien die Durchschnittszinsen bundesweit verfügbarer Tagesgeldangebote gestiegen auf zuletzt 1,28 Prozent. Auch beim Festgeld kletterten die Zinsen über alle Laufzeiten wieder.

Ruhe an der Preisfront

Doch was sind die Gründe für das erneute Stillhalten der Währungshüter? Experten verweisen auf die stabile Inflationsrate in der Eurozone. Diese lag in den vergangenen Monaten konsequent exakt auf oder nur knapp über dem von der EZB selbst gesteckten Ziel von 2,0 Prozent.

So legten die Verbraucherpreise in der Eurozone im August um 2,1 Prozent zu – nach jeweils 2,0 Prozent im Juli und Juni. Die Inflationswelle nach Ausbruch des Ukraine-Kriegs ist also gebrochen. Allerdings lag die Kerninflation, welche die starken Preisschwankungen bei Energie und Lebensmitteln ausklammert, auch im August weiterhin bei 2,3 Prozent.

Keine Punktlandung bei der Inflation?

Das deutet zwar auf einen gewissen hartnäckigen Preisdruck hin – allerdings liegt dieser nicht auf einem Niveau, das bei den Währungshütern um EZB-Chefin Christine Lagarde die Alarmglocken schrillen lassen würde.

Nach der neuesten Einschätzung der Notenbank wird die Inflation im Euroraum in diesem Jahr mit 2,1 Prozent leicht über der Zielmarke von 2,0 Prozent liegen. Im Juni hatte die EZB noch eine Punktlandung vorhergesagt.

EZB setzt auf etwas mehr Wirtschaftswachstum

Auch das sonstige wirtschaftliche Umfeld spricht Ökonomen zufolge gegen einen akuten Handlungsbedarf. So fiel das Wachstum in der Eurozone mit 1,5 Prozent im zweiten Quartal des laufenden Jahres – gemessen zum Vorjahreszeitraum – sogar etwas höher aus erwartet.

Die EZB selbst traut der Wirtschaft im Euroraum in diesem Jahr etwas mehr Wachstum zu als noch vor drei Monaten. Das Bruttoinlandsprodukt in den 20 Ländern mit der Gemeinschaftswährung dürfte im laufenden Jahr nach der heutigen EZB-Prognose um 1,2 Prozent zulegen. Im Juni hatte die Notenbank noch 0,9 Prozent Wachstum vorhergesagt. Die Wirtschaft in der Eurozone erweist sich damit trotz der erhöhten US-Zölle robuster als erwartet.

Lagarde: Kein Kommentar zu Frankreich

Sorgen bereiten Experten allerdings die Auswirkungen der Krise in Frankreich auf die Anleihemärkte. Die Sorge ist groß, dass die Verschuldung der zweitgrößten Euro-Volkswirtschaft außer Kontrolle gerät. Mit einer Schuldenquote von 113 Prozent und einem Haushaltsdefizit von 5,8 Prozent verfehlte Frankreich die Euro-Budgetregeln im vergangenen Jahr erneut deutlich.

Nach dem Regierungssturz zu Wochenbeginn in Paris hielt sich EZB-Chefin Lagarde heute auf der Pressekonferenz im Anschluss an den Zinsentscheid allerdings bedeckt: Sie gebe keine Kommentare zu einzelnen Ländern ab. Die Anleihemärkte der Eurozone funktionierten geordnet. Akuten Handlungsbedarf sehen die Währungshüter also offenbar nicht.

Mit Informationen von Angela Göpfert, ARD-Finanzredaktion.