Ausnahmezustand in Polen: Mehr als 20 russische Drohnen dringen in den polnischen Luftraum ein – und plötzlich herrscht in unserem Nachbarland ein Gefühl wie kurz vor einem Krieg. Der Luftraum im Osten des Landes wird eingeschränkt, in der Hauptstadt Warschau sagen Bands ihre Konzerte ab.

Im Parlament sprach Polens Regierungschef Donald Tusk nach den Provokationen durch den Kreml mit ernster Miene: „Polen befindet sich zwar nicht im Kriegszustand, doch die Lage ist ernster denn je seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs.“

Und auch der Vize-Ministerpräsident ließ im polnischen Radio „Jedynka“ keinen Zweifel: Krzysztof Gawkowski (45) warnte, ohne eine starke Reaktion der Nato werde es „weitere Provokationen und Angriffe geben, die letztendlich zu einer Art Krieg führen könnten.“

Fürchten die Polen nun einen Krieg mit Russland? So kommentiert die Presse:

„Von heute an wird sich unser Leben verändern“

„Gazeta Wyborcza“: „Beispiellose Dinge sind geschehen. Zum ersten Mal in der Geschichte konfrontierte Russland die Nato auf europäischem Territorium. (…) Die Eskalation durch Russland ist, obwohl wir uns noch in der Phase der hybriden Kriegsführung befinden, zur Realität geworden.

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Dies ist ein historischer Moment, und von heute an wird sich unser Leben mit Sicherheit rapide verändern. Die russische Bedrohung – seit Jahren real – ist greifbar geworden. Es ist klar, dass dies nicht der letzte russische Drohnenangriff war. Weitere Provokationen erwarten uns.“

„Kein Pole kann heute sagen: ‚Das ist nicht unser Krieg‘“

„Rzeczpospolita“: „Die Verletzung des polnischen Luftraums durch über ein Dutzend Drohnen während des nächtlichen russischen Angriffs auf die Ukraine erinnert brutal daran, dass der Krieg in der Ukraine nichts Abstraktes ist. Im Gegenteil – für Polen hat er eine existenzielle Dimension.

Soldaten der polnischen Luftwaffe in Łask verfolgen die Ansprache von Premier Donald Tusk, der ihnen für den Abschuss russischer Drohnen dankt

Soldaten der polnischen Luftwaffe in Łask verfolgen die Ansprache von Premier Donald Tusk, der ihnen für den Abschuss russischer Drohnen dankt

Foto: EPA

Auch wir als Gesellschaft müssen erwachsen werden. Kein Pole kann heute sagen: ‚Das ist nicht unser Krieg‘. Was müsste Wladimir Putin noch tun, um zu beweisen, dass es in dem von ihm begonnenen Krieg nicht nur um den Donbass geht, nicht nur um Kiew?“

„Polen ist heute inmitten eines Krieges am eigenen Himmel erwacht“

„Polityka Insight“: „Diese Nacht wird in die Geschichte eingehen. Zum ersten Mal hat sich Polen entschieden, militärisch auf eine Bedrohung zu reagieren.“

Polens Premier Donald Tusk dankt auch den Piloten auf dem Luftwaffenstützpunkt Łask

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Foto: EPA

„TVP World“: „Polen ist heute inmitten eines Krieges am eigenen Himmel erwacht, als Russlands Konflikt in der Ukraine die Grenze überschritt. Zum ersten Mal in der Geschichte der Nato schossen alliierte Jets russische Drohnen über ihrem eigenen Territorium ab. (…) Putin eskaliert, weil es ihn nichts kostet. Solange Europa diese Gleichung nicht verändert, steht die nächste Eskalation bereits bevor.“