Stand: 11.09.2025 10:42 Uhr

Der Hamburger Regisseur und Schauspieler Janek Rieke musste lange für seine kleine Independent-Komödie „Beule – Zerlegt die Welt“ kämpfen. Am Donnerstag startet der Film regulär in den Kinos.

von Walli Müller

Wenn man weiß, dass Janek Riekes erklärte Lieblingskomödie „Ein Fisch namens Wanda“ ist, hat man auch schon eine Vorstellung vom anarchischen Humor, der seinen Film durchzieht. Rieke ist bei „Beule – Zerlegt die Welt“ Drehbuchautor, Regisseur, Produzent und spielt die Hauptrolle: Bootsbauer Olli Schröder, genannt „Beule“. Ein friedlicher, ja sogar sanfter Zeitgenosse – solange er sich nicht über irgendwas oder irgendwen ärgern muss. Dann nämlich schnappt er sich die Axt und schlägt blind auf Mülleimer oder Zigarettenautomaten ein.

Ein Kinderwunsch sorgt für Chaos

Beule betreibt eine kleine Bootswerkstatt irgendwo am Wasser in Norddeutschland und ist glücklich mit seiner Freundin Anja – bis diese, nach Verlust ihres geliebten Hundes, einen dringenden Kinderwunsch anmeldet. Beule packt die Angst:

„Kinder, die schlafen doch nachts nicht. Und dann können wir auch nicht schlafen. Und dann haben wir richtig schlechte Laune. Wir brüllen uns plötzlich an, und dann hassen wir uns.“
„Ich werde Dich immer genau so lieben wie ich Dich jetzt liebe, ich schwör’s!“
„Wollen wir nicht lieber einen neuen Hund kaufen?“

Filmszene

Nein, Anja besteht auf dem Kind – und mutiert, sobald es unterwegs ist, prompt zur Furie! Kein Wunder, dass Beule wieder mal einen Automaten zertrümmern muss…

Janek Rieke steht auf einem Weg.

Im NDR 90,3 Podcast „Feel Hamburg“ spricht Janek Rieke mit Daniel Kaiser über die Fußball-WM in Katar und über sein Engagement als Fußballtrainer für Jugendliche.

Idee zum Film kam Rieke bei der Geburt seines Sohnes

Es geht in dieser Komödie um eine „brüchige“ Beziehung, wobei Seitensprünge und Eifersuchtsdramen einen überraschend drastischen Verlauf nehmen. Die Inspiration dazu kam Janek Rieke, als er die eigene Frau zur Entbindung ins Krankenhaus fahren musste. Ein kurzer Anflug von Panik überkam ihn: Was, wenn ich jetzt einen Unfall baue? Tat er nicht, aber die Drehbuchidee war geboren. Allerdings musste sein Sohn erst Abitur machen, bis Rieke den Film tatsächlich realisieren konnte. Dabei war sein Filmdebüt „Härtetest“ 1998 ein großer Erfolg gewesen, zweifach für den Deutschen Filmpreis nominiert. „Ich dachte, noch ein, zwei Filme, und dann bin ich in Hollywood“, erinnert sich der Regisseur. „Dass ich keinen Film finanziert bekomme in diesen 25 Jahren, hat mich total geschockt.“

Rieke, der zum Glück von der Schauspielerei gut leben konnte, hat nie aufgegeben und irgendwann das Problem erkannt: „Das eine ist, dass ich zu teuer geschrieben habe. Ich habe Vampir-Komödien geschrieben und ansatzweise Katastrophenfilme. Dann habe ich irgendwann gepeilt: Du musst günstiger schreiben, sonst hast du gar keine Chance. Einfache Komödien, die aber Spaß machen.“

Starke Besetzung und schnelles Tempo

Ein bisschen Katastrophenfilm steckt auch in „Beule – Zerlegt die Welt“ – jedenfalls wird viel zertrümmert; hauptsächlich aber ist der Film eine Romantikkomödie auf norddeutsche Art. Der Humor: absurd, schwarz und erfrischend eigenartig; die Slapstick-Einlagen: brachial. Regisseur Rieke hat ein Gespür für Tempo und Timing – und gute Kontakte: Kleine Nebenrollen sind mit großen Namen wie Nilam Farooq, Hans Löw oder Max Giermann besetzt. Beules Freundin Anja spielt, äußerst charmant, Julia Hartmann.

In „Beule – Zerlegt die Welt“ werden sich viele Figuren am Ende viel zu verzeihen haben. Darum nämlich geht es dem Regisseur: „Diese Entwicklung, die Olli in dem Film macht, nämlich von Bestrafen hin zu mehr Lässigkeit und Gnade im Umgang mit anderen, dafür muss ich Werbung für machen. Weil ich erfahren habe, dass das Leben so viel leichter sein kann, wenn man ein bisschen gnädiger miteinander ist.“ Bis dahin aber darf man herzlich lachen über Rieke himself als personifizierte Axt im Walde.

Szene aus "Beule - Zerlegt die Welt": Eine Frau und ein Mann sitzen im Auto und schreien

Beule – Zerlegt die Welt

Genre:
Komödie
Romanze
Produktionsjahr:
2022
Produktionsland:
Deutschland
Zusatzinfo:
mit Janek Rieke, Julia Hartmann, Leonard Boes und anderen
Regie:
Janek Rieke
Länge:
79 Minuten
Altersempfehlung:
ab 12 Jahren
Kinostart:
11. September 2025