Der von Bayerns Digitalminister Fabian Mehring (Freie Wähler) favorisierte Spitzenkandidat für die Kommunalwahl 2026 hat nun auch den Freien Wählern eine Absage erteilt: Jürgen Marks, 63, wird in Augsburg damit für keine Partei und kein Bündnis als OB-Kandidat antreten. Dies wurde am Donnerstagabend nach einer Sitzung bekannt, zu der Mehring die Spitze der Freien Wähler Augsburg eingeladen hatte. Ob die Freien Wähler jemand anderen als OB-Kandidaten aufstellen oder sich stattdessen auf die Liste für die Stadtratswahl konzentrieren, soll im nächsten Schritt geklärt werden. Die einstigen Bündnis-Partner der Freien Wähler, FDP und Pro Augsburg, haben am Donnerstagabend eine eigene OB-Kandidatin ernannt.
Das Scheitern des überparteilichen Bündnisses mitte.augsburg, in dem sich Freie Wähler, FDP und die Bürgervereinigung Pro Augsburg zusammengeschlossen hatten, hatte in den vergangenen Wochen mehrfach für Schlagzeilen gesorgt. Jürgen Marks, stellvertretender Sprecher der Bayerischen Staatsregierung und Leiter des Pressereferats im Wirtschaftsministerium von FW-Minister Hubert Aiwanger, hatte seit Längerem als Favorit für eine Kandidatur gegolten, dem Bündnis nach internen Unstimmigkeiten Ende August aber eine Absage erteilt. Nun steht fest: Auch für die Freien Wähler will der parteilose Wahl-Augsburger nicht als OB-Kandidat antreten.
Fabian Mehring: „Haben eine Strategie für die Kommunalwahl festgelegt“
Freie-Wähler-Bezirksvorsitzender Mehring betonte am Donnerstag nach der Besprechung, man habe sich am Abend „neu sortiert und die Strategie für die Kommunalwahlen in der Fuggerstadt gemeinsam festgelegt“. Eine Gemeinschaftsaktion mit Pro Augsburg und der FDP werde es demnach nicht geben, was allerdings schon vor der Sitzung als gesichert galt. Denn FDP und Pro Augsburg hatten einer weiteren Zusammenarbeit in einem wie auch immer gearteten Bündnis schon im Lauf dieser Woche eine Absage erteilt. Mehring erklärte am Donnerstag, warum eine Zusammenarbeit aus seiner Sicht nicht mehr möglich sei: „Es hat sich leider gezeigt: So gut die Stadträte der drei Gruppierungen im Tagesgeschäft zusammenarbeiten, so unterschiedlich sind die Vorstellungen davon, was bei der Kommunalwahl im nächsten Jahr erreicht werden kann und soll. Wir halten es deshalb für richtig, den Menschen in Augsburg voneinander unabhängige Politikangebote zu machen“, erklärt Mehring.
Im Kern, erklärt FW-Stadtrat Hans Wengenmeir, sei man schlicht unterschiedlicher Auffassung über das Wahlziel. So wollen die Freien Wähler laut Stadträtin Regina Stuber-Schneider im nächsten Jahr die Grünen in der Augsburger Stadtregierung ersetzen und zusammen mit der CSU eine bürgerlich-liberale Stadtspitze bilden. „Das klappt in der Staatsregierung sehr erfolgreich und wäre auch für Augsburg gut“, ist sich FW-Vorsitzende Angelika Lippert sicher. Dem pflichtet ihr Amtskollege Dieter Kleber bei und ergänzt: „Viele große Projekte in Augsburg – ganz egal ob Uniklinik, Staatstheater, Messe, Innovationspark, Uniklinik oder Hauptbahnhof – stehen und fallen in Kooperation mit dem Freistaat. In Zukunft am Lech das gleiche Regierungsbündnis zu haben wie an der Isar, kann Augsburg daher nur nutzen.“
Stattdessen die CSU aus der Stadtregierung drängen zu wollen, halten die Freien Wähler für kein realistisches Wahlziel. Vor allem in dieser Hinsicht muss Mehring am Donnerstag für Klarheit in seiner Partei gesorgt haben. Denn noch vor einigen Tagen hatten die Sprecher aller drei Mitglieder des Bündnisses mitte.augsburg eine gemeinsame Pressemitteilung verschickt, in der sie nicht nur für eine Ablösung der Grünen in der Stadtregierung plädiert hatten. FW-Vorsitzender Dieter Kleber wurde in dieser Pressemitteilung mit den Worten zitiert, dass es einen Politikwechsel und ein Ende von Schwarz-Grün in Augsburg „eben nur mit einer bürgerlichen Alternative zu OB Weber“ gebe, „die trotz eines CSU-Parteibuchs eher grüne Politik macht“.
Am Donnerstagabend klang dies nun anders: „Jede kleine Partei darf selbstverständlich träumen, wovon sie will. Als zweitstärkste politische Kraft im Freistaat wollen wir FW aber keine Wolkenkuckucksheime bauen. Uns geht es darum, den Menschen in Augsburg ein seriöses und ernsthaftes Angebot für die Zukunft ihrer Stadt zu machen. Es besteht darin, die Grünen in der Stadtregierung als bürgerlicher Partner der CSU abzulösen“, so die Freien Wähler unisono in einer eigenen Pressemitteilung.
Die Freien Wähler wägen nun ab, ob sie nach Marks‘ Absage einen neuen bzw. eine neue Kandidatin aufstellen oder sich allein auf die Liste für den Stadtrat konzentrieren. Dies hänge laut Mehring davon ab, ob man mit einer „respektablen Persönlichkeit“ aufwarten könne, die aus Sicht der Partei „tatsächlich für dieses Amt geeignet ist“. Hierzu liefen Gespräche mit offenem Ausgang.
Jürgen Marks wird im Augsburger Kommunalwahlkampf weiter eine Rolle spielen. Zitiert wird er in der Pressemitteilung der Freien Wähler zwar nicht. FW-Bezirksvorsitzender Fabian Mehring betont jedoch, der 63-jährige, ehemalige stellvertretende Chefredakteur der Augsburger Allgemeinen habe sich entschieden, auf der FW-Liste zu kandidieren. „Jürgen Marks verfügt über immense politische Erfahrung und erhebliches Fachwissen. Sein Herz schlägt für Augsburg und er wird eines unserer Zugpferde auf einer starken Stadtratsliste sein“, so Minister Mehring.
FDP und Pro Augsburg benennen am Abend eigene OB-Kandidatin
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Iris Steiner soll OB-Kandidatin von FDP und Pro Augsburg werden.
Foto: Ulrich Wagner (Archivfoto)
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Iris Steiner soll OB-Kandidatin von FDP und Pro Augsburg werden.
Foto: Ulrich Wagner (Archivfoto)
Die ehemaligen FW-Partner im Bündnis mitte.augsburg, FDP und Pro Augsburg, gaben am Donnerstagabend kurz nach Bekanntwerden der Entscheidung bei den Freien Wählern eine eigene OB-Kandidatin bekannt: Es ist die Journalistin und Kulturmanagerin Iris Steiner. Sie muss allerdings noch von den Mitgliedern der beiden Bündnispartner bestätigt werden. Den Augsburger Wählern wolle man „ein glaubwürdiges, bürgerlich-liberales Angebot für Augsburg ohne parteipolitisches Kleinklein“ machen, so Steiner.
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Nicole Prestle
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