Folgen durch Anschlag auf Stromnetz
„Diese Ballerina wird nie wieder selbstständig laufen können“
11.09.2025 – 16:56 UhrLesedauer: 2 Min.
Reparaturarbeiten an einem beschädigten Strommast: Durch den Stromausfall stürzte eine Seniorin und erlitt einen schweren Bruch. (Quelle: Michael Ukas/dpa)
Zwei Strommasten brennen, Zehntausende Menschen sind in der Hauptstadt ohne Strom. Eine Seniorin stürzt in der Dunkelheit – mit weitreichenden Folgen.
Es war die Nacht auf Dienstag, als mutmaßlich Linksextremisten im Berliner Stadtteil Johannisthal zwei Strommasten in Brand setzten. 50.000 Haushalte waren plötzlich ohne Strom. In einem Bekennerschreiben, das von den Behörden inzwischen als authentisch eingestuft wird, ist von einem „Kollateralschaden“ die Rede. Dass neben dem Technologiepark Adlershof, dem Hauptziel der Gruppierung, auch private Haushalte betroffen seien, sehe man als „vertretbar“ an. Im Berliner Pflegeheim Johanniter-Stift sind sie von diesem „Kollateralschaden“ betroffen – mit schweren Folgen für eine 94 Jahre alte Frau.
Luis Rulle ist Leiter der Pflegeeinrichtung. Er hat mit seinem Team anspruchsvolle Tage hinter sich. 99 Menschen pflegen sie an dem Standort, nur wenige Kilometer vom Ort des Brandanschlags entfernt. Als der Strom in der Nacht auf Dienstag plötzlich weg war, mussten sie improvisieren.
„Die Situation, als der Strom ausfiel, war für uns alle gruselig“, erzählt Rulle t-online. Sauerstoffgeräte seien ausgefallen. Die Notrufknöpfe, mit denen die Bewohner Hilfe holen können, funktionierten nicht mehr. Ebenso Magensonden, durch die mehrere Patienten ernährt wurden. Viele Heimbewohner hatten Probleme mit der Dunkelheit.
Einer 94-jährigen Bewohnerin wurde sie zum Verhängnis. Sie sei früher eine echte Ballerina gewesen, sagt Pflegeheimleiter Rulle im Gespräch mit t-online. Bisher konnte sie sich mit einem Rollator noch eigenständig bewegen, war eine lebensfrohe Frau. Doch dann kam der Stromausfall.
Die Seniorin stürzte, so erinnert sich Rulle, noch bevor das Technische Hilfswerk eine Notstromversorgung sicherstellen konnte. Die 94-Jährige kam sofort ins Krankenhaus. Die Diagnose: eine Oberschenkelhalsfraktur. Heimleiter Rulle sagt über die Folgen: „Diese Ballerina wird wohl nie wieder selbstständig laufen können.“