Es fehlt an Geld. Viel Geld. Insgesamt 16 Millionen Euro muss die Universität Leipzig in den kommenden drei Jahren einsparen. Das ist die Folge politischer Entscheidungen des Freistaates Sachsen. „Es ist ein Einschnitt ins Fleisch, viele Kolleginnen und Kollegen sind in einer verzweifelten Lage“, mahnt Uni-Mitarbeiterin und Gewerkschaftlerin Caroline. Am Dienstag zählte sie zu den rund 150 Menschen, die ihre Sorge darüber auf die Straße brachten.

Die jetzt drohenden Einschnitte verschärfen die ohnehin prekäre Beschäftigungssituation noch einmal deutlich“, erklärt Burkhard Naumann, Vorsitzender der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) Sachsen. „Da die Kostenstruktur der Universität vor allem durch Personalausgaben geprägt ist, wird der Großteil der im Doppelhaushalt des Landtages festgeschriebenen Kürzungen unweigerlich in diesem Bereich wirksam werden.“

Das sorgt bei vielen Beschäftigten der Universität für Angst und Ratlosigkeit – und sie fühlten sich bisher von der Uni-Leitung nicht ausreichend gehört. In einer Belegschaftsversammlung planten sie daher, sich am Dienstag in den universitären Räumlichkeiten im Geschwister-Scholl-Haus zu treffen und gemeinsam mit Personalrat und Gewerkschaftsvertretern von GEW und Verdi über die aktuelle Situation zu beraten.

Als die Anmeldezahlen für diese Zusammenkunft die 100 überschritt, pochte die Uni-Leitung nach Verdi-Angaben auf die unbedingte Einhaltung der Kapazitätsgrenze. Nur einen Tag vor der seit Wochen angekündigten Versammlung kippelte damit der Austragungsort. Kurzerhand entschieden sich die Beteiligten daher, in den öffentlichen Raum auszuweichen. So wurde aus einer Belegschaftsversammlung eine öffentliche Kundgebung auf dem Nikolaikirchhof.

Und irgendwie passt diese bürokratische Episode gut zu dem Gefühl, das die Uni-Mitarbeitenden gegenüber ihrer Leitungsebene bisher auch im Bezug auf den Umgang mit den Kürzungsankündigungen des Freistaates empfunden haben. „Worum es uns aktuell geht ist, dass sich unser Rektorat für uns einsetzt und sich mit uns solidarisiert – und die Kürzungen nicht einfach abnickt. Denn das ist es, was hier gerade zu Recht für so viel Unmut sorgt“, unterstreicht Caroline.

„Wir müssen mit der Universitätsleitung wirklich in ein konstruktives Gespräch kommen“, benennt sie den wichtigsten nächsten Schritt. Ein entsprechendes Gesprächsangebot ist dem Rektorat unterbreitet worden. Bei Professorin Brigitte Latzko fällt dieses Ansinnen auf fruchtbaren Boden. Die Prorektorin war persönlich auf der Kundgebung zugegen und richtete auch einige Worte an die Anwesenden. Dabei machte sie deutlich: „Meine Tür ist offen“.

Sie sei vor allem zu dieser Veranstaltung gekommen, um zuzuhören, sagte sie im Anschluss im LZ-Interview. „Als Rektoratsmitglied ist es mir wichtig, ein offenes Ohr zu haben und zunächst einmal einfach nur zuzuhören: Was bewegt die Kolleginnen und Kollegen? Und das möchte ich mit ins Rektorat nehmen, damit wir genau an diesen Punkten weiterarbeiten und ansetzen können.“ Das zarte Pflänzchen der Annäherung grünt also. Alles andere wäre mit Blick auf die gewaltigen finanziellen Herausforderungen auch nicht vermittelbar.