Liebe Leserin, lieber Leser,

neulich habe ich Ihnen von einer richtig guten
Nachricht erzählt, na ja, zumindest glaubte ich
das. Neue Umbauten sollen den Jungfernstieg, wo sich viele Menschen
bislang unsicher fühlen, zu einer kleinen Oase machen, sogar mit
feinem Sprühnebel zur Abkühlung, weil sonst
wäre es ja keine. Für 100.000 Euro an Investitionen hat man auch
ein Spielfeld angelegt, mit kleinen Trampolinen im Boden, und die
Strategie dahinter lautet etwa so: Wo
Menschen fröhlich hüpfen, braucht es bald keine Polizei mehr.

Nur
ist die Spaß- und Erlebniswelt, kaum eröffnet, schon kaputt.

Immerhin
haben Jugendliche, die abends am Jungfernstieg abhängen, die
Trampoline nicht zerstört. Es war viel banaler. Ein
Transportfahrzeug fuhr darüber hinweg und beschädigte die
Oberfläche, schrieb mir gestern eine Sprecherin der zuständigen
Verkehrsbehörde auf Anfrage. Ob der Fahrer dabei Huiiii“
rief und nur seinen Spaß suchte, ist nicht bekannt. Gesichert ist
jetzt aber das Spielfeld, rundum mit Bauzäunen, Betreten verboten.

Ein
Gutachter muss den entstandenen Schaden noch bewerten, erst dann wird die Reparatur in Auftrag gegeben.
Wann das Spielfeld wiedereröffnet, ist also offen, und inzwischen
mehr als das. Zahlreiche Kritiker sind auf den Plan getreten, vor
allem die Macher des Weihnachtsmarkts und anderer Veranstaltungen.
Die Trampoline seien fiese
Stolperfallen, heißt es, besonders für ältere oder sehbehinderte
Menschen.

© ZON

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Elbvertiefung – Der tägliche Newsletter für Hamburg

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Die Verwaltung, sagen die Kritiker, habe sie bei der Planung nicht richtig
miteinbezogen. Die Verkehrsbehörde
erwidert: Doch, haben wir. Einen Hoffnungsschimmer gibt es, nun ist
ein Treffen von Behördenvertretern und Unzufriedenen angesetzt, um
gemeinsam
über „praktische
Probleme“ und „mögliche
Lösungsvorschläge“ zu sprechen, wie es heißt.

Falls
Sie Spaß und Bewegung suchen, kann ich Ihnen den Jungfernstieg
deshalb leider noch nicht empfehlen. Zum Glück gibt es ja viele
Alternativen in dieser Stadt.

Lassen
Sie nur bitte, bitte Ihr Transportfahrzeug in sicherer Entfernung.

Und
springen Sie gut in das Wochenende!

Ihr Christoph
Heinemann

WAS HEUTE WICHTIG IST

© Daniel Bockwoldt/​dpa

Die
Hamburger Illustratorin und Autorin
Jutta Bauer
ist tot. Die 70 Jahre alte
Künstlerin starb am Mittwoch unerwartet in Schwerin an den Folgen
eines allergischen Schocks, wie der Carlsen Verlag mitteilte. Sie
illustrierte zahlreiche Bücher für Kinder, Jugendliche und
Erwachsene, zu ihren größten Erfolgen gehören Die
Königin der Farben, Selma und Opas
Engel. Bauer wurde vielfach
ausgezeichnet.

Der
Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) will die Entscheidung über die
deutsche Olympia-Bewerbung
der Mitgliederversammlung im Herbst 2026 überlassen, ohne vorher
einen der vier Kandidaten auszuwählen. Neben Hamburg wollen Berlin,
München und die Region Rhein-Ruhr sich um die
Olympischen Sommerspiele 2036 oder 2040 bewerben
.

Heute
beginnen die Cruise Days,
ab 14 Uhr startet auf der Elbe und an Land ein großes Programm rund
um die Kreuzfahrt (mehr Informationen dazu gibt es hier). Anlässlich des Ereignisses weist der Naturschutzbund Nabu darauf
hin, dass die Mehrheit der Kreuzfahrtanbieter in Deutschland
weiterhin besonders klimaschädliches Schweröl nutze. Nur vier
Reedereien hätten dies bereits ausgeschlossen.

In aller Kürze

• Hamburg
liegt in einer bundesweiten Rangliste des Branchenverbandes Bitkom
zur Digitalisierung
von Städten
auch
in diesem Jahr auf Platz zwei, nur knapp hinter München. Der
sogenannte Smart City Index analysiert den Fortschritt der
Digitalisierung in den Kategorien Verwaltung, IT und Kommunikation,
Energie und Umwelt, Mobilität sowie Gesellschaft und Bildung

Am
bundesweiten Warntag
sind beim Auslösen einer Böllerschussanlage zwei Polizisten
verletzt worden. Wie es zu dem Unfall kam, ist noch unklar •
Beim Erfolgsstück Harry
Potter und das verwunschene Kind
in Hamburg werden in der neuen Saison gleich fünf Hauptrollen neu
besetzt

THEMA DES TAGES

© Michael Arning

„Sie verschwinden einfach. Sie sterben leise“

Eine
Frau sucht ihre Brille im Wasser. Ein Mann hüpft los. Beide sterben.
240 Menschen ertranken 2025 in deutschen Gewässern, 13 davon in
Hamburg. Wie geht man damit um? Der Frage gehen Miriam Amro und
Christoph Heinemann nach; lesen Sie hier einen Auszug aus dem
Artikel.

Nils Moor war einst bei der Marine. Heute ist er Einsatzführer bei der
Feuerwehr Hamburg. Seine Kollegen sagen, Taucher wie Moor seien „ein
bisschen wie Navy Seals“: die Einzigen, die helfen können, wenn
wieder ein Mensch in der Elbe versunken ist. Dann rasen Moor und
seine Kollegen aus ihrer Wache im Osten der Stadt heran.

An
der Elbe steht längst „Gefahr“ auf Schildern am Ufer, in 13
Sprachen. Der Fluss reißt bei Ebbe mit einer Kraft von 700 Newton an
einem Körper. Dagegen ankommen zu wollen, muss sich anfühlen, wie
einen voll besetzten Kleinwagen zu schieben. Nils Moor sagt, in der
Elbe sei es „wie im Windkanal“. Doch gehen immer wieder
Menschen hinein.

Und
nicht nur hier geschehen regelmäßig Unglücke, auch in der Alster
oder in Hamburger Seen, wo das Wasser ruhiger ist. Genau wie in allen
anderen Ecken der Republik. Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft
(DLRG) zählte allein von Januar bis Ende Juli 236 Ertrunkene,
ähnlich viele im Vorjahr bis zu diesem Zeitpunkt. Zu Beginn der
Saison steuerte man auf einen neuen Höchststand zu, heißt es dazu,
vermutlich haben das nur die vielen Regentage im Sommer verhindert.
Aber als wieder Badewetter kam, häuften sich auch wieder die
Tragödien. Besonders in Hamburg.

13
Tote gab es hier bis Ende August, und zuletzt starben vier Menschen
innerhalb weniger Tage im Wasser, drei von ihnen innerhalb von zwei
Stunden.

Warum
nur ertrinken so viele Menschen? Und wie soll eine Stadt damit
umgehen?

Wo
man ansetzen könnte, damit weniger Menschen beim Baden sterben,
lesen Sie
weiter in der ungekürzten Fassung auf zeit.de
.

DER SATZ

© Joao Viegas/​unsplash.com

„Ich
finde alles schade, was die Energie wegnimmt, um sich rauszutrauen
und eine Grenzerfahrung zu machen – und Lernen ist immer
Grenzerfahrung.“

In
der Hamburger Inline-Skating Schule in Lokstedt können Senioren
zusammen mit ihren Enkeln auf Rollen herumflitzen.
Generationsübergreifend beigebracht wird es ihnen von Katharina
Burdorf – das
ganze Interview lesen Sie hier

MAHLZEIT – Die Gastrokritik

Thailändische
Küche ist ein wenig aus der Mode gekommen – vielleicht weil sie zu
lange auf die immergleichen Standardgerichte reduziert wurde. Da
macht es neugierig, wenn ein Lokal gleich über der Tür „Modern
Thai Food“
verspricht. Das Anong
hat vor einem Jahr in der Karolinenstraße gegenüber der Messe
eröffnet. Die Einrichtung ist simpel, die Speisen sind es nicht.

Anstelle
der üblichen Currys in Ampelfarben bekommt man hier auch Streetfood
wie Pad Kra Pao oder Lab Gai. Hierzulande nicht so vertraute Aromen
wie heiliges Basilikum oder Kaffirlimette kommen spendabel zum
Einsatz ­–
und besonders die emblematische gezuckerte Fischsoße.

Umso
behutsamer geht die Küche mit Kokosmilch um. In der quietschsauren,
lebhaften Tom Kha Gung sind nur ein paar Tropfen davon, im
suppenartigen Jungle Curry mit zart gekochter Entenbrust gar keine
(weil Kokospalmen im Dschungel nun mal recht selten sind).

Das
schmeckt echter, als man es gewohnt ist –
modern nicht unbedingt. Diesen Anspruch haben bis jetzt vor allem die
Vorspeisen: die ätherisch leichten, dabei aber gehörig scharfen
Garnelen mit Mango und Minze auf einem Shisokresseblatt. Oder das
grob geschnittene Rindertatar mit Erdnüssen und einem bittersüßen
Zwergorangenkompott. Warum nicht mehr davon?

Bei
den Cocktails des Hauses schrecken die
Namen ab. Wer hat schon Lust, von der
netten Gastgeberin einen „Thai
Bitch“ oder
einen „BangCock
Mule“ zu
erbitten? Macht nichts, die sehr guten hausgemachten Eistees
harmonieren ohnehin besser mit den starken Aromen im Essen.

Michael
Allmaier

Anong, Karolinenstraße
(St. Pauli) ·
Tel. 866 258 85

DARAUF KÖNNEN SIE SICH FREUEN

Morgen
Abend haben Sie die Möglichkeit, an einer besonderen
historiografischen Fahrradtour teilzunehmen: Im Rahmen des
Denkmaltages findet eine „VeloNotte“ statt. Das Thema: „Phönix
aus der Asche“ – eine Radtour mit acht Stationen auf 13 Kilometern
zwischen Hamburg und Altona. Historikerinnen und Historiker aus
Deutschland, Großbritannien und den USA tragen an den Stationen
Ergebnisse ihrer Forschungen vor.

„VeloNotte“, 13.9., 19.30 Uhr; für die deutsche Übersetzung auf der Seite
bitte etwas nach unten scrollen; Smartphone und Kopfhörer
mitbringen, und das Fahrrad sollte über eine ordentliche Beleuchtung
verfügen

MEINE STADT

Köhlbrandbrücke am Abend © Tilda Schünemann

HAMBURGER SCHNACK

81.
Geburtstag eines Freundes. Eine fröhliche Runde am Tisch. Zum Thema
Gewicht merkt ein Gast an: „Ich habe gar keinen Bauch, meine Füße
sind nur zu weit hinten.“

Gehört
von Anja Götze

Das war
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