Weltpremiere auf der IAA
Neuer Renault Clio ist gewachsen – und kommt wieder mit Verbrenner

Von Patrick Broich, München
12.09.2025, 10:40 Uhr

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Mit dem neuen Renault Clio machen die Franzosen weiterhin jenen Kunden ein Angebot, die nicht komplett elektrisch fahren möchten. ntv.de hat Probe gesessen.

Bei Renault gibt es ein kleines Dilemma. Und zwar war die Idee mit dem neuen, elektrischen Retro-R5 so cool, dass die Marke im Grunde gar keinen attraktiveren Kleinwagen hervorbringen kann. Der R5 packt einfach emotional, da schaut man hin, den will man haben. Aber: Es gibt ihn bloß elektrisch. Und jetzt kommt der neue Clio on top, den es ausdrücklich nicht elektrisch geben wird. Er rollt maximal als Hybrid an den Start auf der sogenannten CMF-B-Plattform für Verbrenner. Und ja, die Gestalter haben sich schon Mühe gegeben, den neuen Kleinwagen optisch begehrenswert zu zeichnen.

Der neue Renault Clio ist durchaus emotional gezeichnet, erinnert mit seinen Rückleuchten an Ferrari.

Der neue Renault Clio ist durchaus emotional gezeichnet, erinnert mit seinen Rückleuchten an Ferrari.

(Foto: Hersteller/Renault)

Das Heck respektive die Schlussleuchten erinnern spontan an eine Mischung aus Ferrari Purosangue und SF90. Und die Front mit dem großmäuligen Kühlergrill sowie markanter Lichtsignatur (greift die Formensprache des Renault-Rhombus auf) lässt noch Raum für Gedanken an andere Marken wie beispielsweise Jaguar. Das sitzt. Und überhaupt – der seit 1990 angebotene Kleinwagen, damals ironischerweise Nachfolger des R5, hat selbst schon Tradition und gehört bis heute zu den bestverkauften Modellreihen in Europa. Er ist also bisher dennoch beliebt, obwohl er nicht an die Coolness eines R5 E-Tech heranreicht. Und selbst der alte Clio wird in Deutschland häufiger zugelassen als der R5 mit 7151 zu 5524 Exemplaren von Januar bis August 2025.

Innen erlebt der Passagier den aktuell typischen Renault-Spirit und demnach auch mehr Gleichheit zum R5, denn die große, leicht gebogene Displayeinheit mit zwei untergebrachten Screens findet sich auch im taufrischen Clio. Hier läuft alles googlebasiert, und es gibt über 100 Apps für das Betriebssystem, vom Internetbrowser bis zum Videostreaming.

In der zweiten Clio-Reihe geht es nicht ganz so luftig zu, aber Kleinwagen bleibt eben Kleinwagen.

In der zweiten Clio-Reihe geht es nicht ganz so luftig zu, aber Kleinwagen bleibt eben Kleinwagen.

Das Raumgefühl vorn geht in Ordnung, während man hinten schon eher sitzt wie in einem maßgeschneiderten Anzug mit Tendenz zum Zwicken. Obwohl der Clio mit 2,59 Metern fünf Zentimeter mehr Radstand aufweist als der im Verhältnis deutlich kürzere R5 (3,92 zu 4,12 Meter), sitzt man kaum luftiger als im Stromer, das ist also nicht wirklich relevant. Optisch ist der Clio indes erwachsen geworden, dank rund sieben Zentimetern Längenzuwachs, der allerdings den Überhängen zugute kommt und nicht dem Innenraum. Dennoch fällt das Kofferraumvolumen mit knapp 400 Litern für das Segment sehr ordentlich aus.

Renault braucht weiterhin Verbrenner

Doch darum geht es sowieso gar nicht unbedingt. Renault braucht weiterhin eine starke Verbrenner-Ansage, um nicht massenhaft Kunden links liegen lassen zu müssen, die einfach noch nicht vollelektrisch fahren möchten. Und die womöglich etwas preiswerter unterwegs sein wollen, weil das Budget eben begrenzt ist. Passend dazu startet der Clio mit einem 115 PS starken und 1,2 Liter großen Turbo-Dreizylinder – kombinierbar mit Schaltgetriebe oder Sechsgang-Doppelkuppler. Genau der richtige Motor für sparsame Naturen. Er soll übrigens mit rund 5 Litern Kraftstoff je 100 Kilometer auskommen. Über den Grundpreis schweigt sich Renault noch aus, allerdings dürfte er deutlich unter den rund 28.000 Euro für den günstigsten R5 liegen.

Für Digital Natives ist der Innenraum des neuen Clio genau richtig. Viel Display, auf dem zahlreiche Apps laufen, machen Freude.

Für Digital Natives ist der Innenraum des neuen Clio genau richtig. Viel Display, auf dem zahlreiche Apps laufen, machen Freude.

Und dann wäre da noch ein Vollhybrid mit sogenanntem multimodalen Getriebe. Dieser Antriebsstrang ist an sich bekannt im Konzern – hier hat aber eine neue Gesellschaft Hand angelegt, um ihn zu verbessern. Und zwar die Horse Powertrain, an der auch der saudi-arabische Aramco- sowie der chinesische Geely-Konzern beteiligt sind. Involviert sind ein 1,8 Liter großer Vierzylinder mit sparsamer Atkinson-Arbeitsweise sowie ein Elektromotor mit 205 Newtonmetern Drehmoment, der sich aus einem 1,4 kWh großen Stromspeicher bedient – heraus kommen 160 PS. Im Gegenzug soll diese Einheit mit unter 4 Litern Kraftstoff pro 100 Kilometer auskommen. Und langsam ist er auch nicht, wenn man den Daten Glauben schenken mag – der Sprint von 0 auf 100 km/h erfolgt binnen 8,3 Sekunden. Etwas später möchte Renault noch einen dreizylindrigen Dual-Fuel-Motor an den Start bringen, der 120 PS leistet und mit dem man LPG tanken kann.

Zum Schluss sei noch ein Blick auf die Assistentenlandschaft gerichtet. Bis zu 29 Helferlein sorgen nicht bloß für mehr Sicherheit, sondern auch für mehr Komfort. Demnach hat der adaptive Tempomat eine Verbesserung erfahren. Verschiedene Notbrems-Szenarien sollen bestenfalls Kollisionen verhindern, und der Hersteller verspricht ein hochauflösendes Bild, das die 360-Grad-Kamera liefert. Mit Hilfe einer App lassen sich zudem diverse Fahrzeugdaten per Smartphone abrufen, und das Fahrzeug ist lokalisierbar. Der im türkischen Bursa gebaute Clio soll noch im Herbst dieses Jahres bestellt werden können.