Die großen Themen der diesjährigen Zukunft Personal Europe waren altbekannt, und doch aktuell wie eh und je: Krise und Künstliche Intelligenz. Während die wirtschaftliche Situation natürlich an HR-Abteilungen und -Dienstleistern nicht spurlos vorübergeht, zeigte sich bei KI ein deutlicher Entwicklungsschritt: weg von Spielereien hin zu konkreten Lösungen für HR.

Noch im vergangenen Jahr ging es auf der Messe vor allem um erste Gehversuche – etwa Stellenanzeigen mit ChatGPT zu schreiben. 2025 standen hingegen viel häufiger handfeste Anwendungen, KI-Agenten und -Tools im Vordergrund. Zwar setzen einige Anbieter weiterhin auf das bloße Label „Jetzt mit KI“, doch immer häufiger entstehen durchdachte Lösungen mit echtem Mehrwert.

Belegschaften mitnehmen

Ein zentrales Thema bei den Bühnengesprächen und Vorträgen war dabei, wie die Belegschaften im Wandel mitgenommen werden können. Ana Dujic, Abteilungsleiterin der Denkfabrik Digitale Arbeitsgesellschaft im Bundesarbeitsministerium, forderte eine „Alphabetisierung in Sachen KI“. „Wir erwarten von manchen Menschen, dass sie ihren Job abschaffen. Dafür müssen wir eine Alternative haben“, betonte Datev-Personalchefin Julia Bangerth. Enzo Weber vom IAB, der mit Dujic und Bangerth auf einer Bühne saß, wies darauf hin, dass gerade Einsteiger-Jobs durch KI unter Druck geraten könnten – ausgerechnet dort, wo junge Fachkräfte den Wandel eigentlich vorantreiben sollen. „Da läuft dann etwas falsch“, warnte er.


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Lesen Sie rein!

Nicht nur die Belegschaften, auch die Personalabteilungen selbst stehen im Wandel. Dabei geht es auch wieder um das altbekannte Thema, wie viel oder wenig Einfluss und Anerkennung HR im Unternehmen hat. Susann Blüml von der Deutschen Gesellschaft für Personalführung stellte Ergebnisse des Projekts HRM der Zukunft vor: Nur ein Sechstel der Personalerinnen und Personal glaubt, dass ihr Beitrag zum Unternehmenserfolg anerkannt wird. Ihre Empfehlung: „Kenne deine Kennzahlen.“ Eine Erkenntnis, die nicht neu ist – aber in HR-Kreisen nicht oft genug betont werden kann.

„Weitermachen ist keine Option“

Die allgegenwärtige Krise prägte auch das Auftaktpanel. Birgit Bohle, Personalvorständin der Telekom, stellte klar: „Ein Weitermachen wie bisher ist keine Option. Wir haben eine Bildungskrise, wir müssen an unserer Wettbewerbsfähigkeit arbeiten – es wird Zumutungen für alle geben.“

Matthias Kempf, neuer Präsident des Bundesverbands der Personalmanager, warb für eine Kultur der „Produktivitätsfreude“. Deutschland müsse sich offener für Richtungswechsel zeigen. Oliver Stettes vom Institut der deutschen Wirtschaft beschrieb den aktuellen Arbeitsmarkt als Übergang: weg vom Arbeitnehmermarkt hin zu einem partiellen Arbeitgebermarkt – eine „Phase des Austarierens der Interessen“.

Themenvielfalt im Programm

Neben Transformation, KI und HR-Rolle bot die Messe ein breites Programm. Dr. Markus Winkler, Head of Labour Relations bei SIG Combibloc, hob in seinem Vortrag die Bedeutung der Betriebsräte hervor: Wer Maßnahmen wie Mehrarbeit umsetzen wolle, brauche sie an seiner Seite – nicht nur als Sprachrohr der Belegschaft, sondern auch als Vermittler der Unternehmensperspektive. Ein Schwerpunkt lag auf professionellem Verhandlungsmanagement. Dieses beinhalte eine frühe Einbindung, kluge Zugeständnisse sowie klare Kommunikation.

Auch Themen wie Corporate Health, Learning oder Arbeitsrecht wurden diskutiert. Überraschend wenig Raum nahm dagegen die Entgelttransparenz ein – obwohl die EU-Richtlinie bereits 2025 greift. Weder an den Ständen noch in den Vorträgen war das Thema prominent vertreten.

Die Zukunft Personal 2024 machte deutlich: HR befindet sich an vielen Fronten im Umbruch. KI wird erwachsen, HR muss seine Rolle neu definieren, und die wirtschaftliche Unsicherheit zwingt zu mehr Produktivität und Flexibilität.