Stand: 12.09.2025 15:33 Uhr

Es ist ein Wunder-Dorf, ein Vorbild für viele Vereine und der Ex-Klub von Nick Woltemade: Die SV Elversberg mischt die 2. Liga auf. Am Sonntag muss Dynamo Dresden im gallischen Dorf bestehen.

13.000 Einwohner, ein Dorf irgendwo im Nirgendwo im Saarland. Spiesen-Elversberg würden nur Insider kennen, wäre da nicht dieser erfolgreiche Fußballclub, der letzte Saison erst in der Relegation den Aufstieg in die Bundesliga verpasste. Und auch in dieser Spielzeit mischt Elversberg als Zweiter ganz vorn mit.

Stamm: „Wir brauchen einen sehr guten Tag“

Am Sonntag (13:30 Uhr live hören und im Live-Ticker) muss die SG Dynamo Dresden in Elversberg bestehen. Mit neun von möglichen zwölf Punkten ist der Gastgeber erfolgreich gestartet und wird die SGD (13. Platz/4 Punkte) vor eine schwierige Aufgabe stellen. „Wir brauchen einen sehr guten Tag. Wenn wir den haben, brauchen wir uns nicht zu verstecken“, sagte Trainer Thomas Stamm am Freitag (12. September) vor dem Duell.

Beide Mannschaften haben erst fünf Mal getroffen. Während Elversberg damit drei Dreier holte, reichten die Tore für Dynamo erst für vier Punkte, weil die Defensive zu anfällig ist. Abgesehen vom Abwehrverhalten haben Dynamo und Elversberg durchaus Parallelen. Beide suchen spielerische Lösungen und sind die Teams mit dem meisten Ballbesitz aller Zweitligisten. Dabei sucht Elversberg oft mutige Lösungen im Spielaufbau, und genau da könnte Dynamo zupacken. Stamm macht klar: „Es gibt Räume, die spannend werden können. Die Frage ist: Wie nutzt du die in der Ballbesitzphase und gegen den Ball. Wir haben der Mannschaft einen Plan an die Hand gegeben, um gute Lösungen zu finden.“

Neuer Trainer, alte Erfolgsspur

Bei der SGD fehlt nur die Effizienz. Dagegen scheint es ganz so, als habe Elversberg den Abschied seines Erfolgstrainers Horst Steffen (zu Werder Bremen) bestens verdaut. Unter No-Name Vincent Wagner ist man direkt wieder in der Erfolgsspur. Mit Wagners Verpflichtung haben die Saarländer offenbar wieder einen Glücksgriff gelandet. Wagner ist 39, wurde im thüringischen Nordhausen geboren und begann seine Trainerkarriere vor acht Jahren bei der U14 des MSV Duisburg. Zuletzt trainierte er die TSG Hoffenheim II. Zweitliga-Trainer im Schnelldurchlauf also.

Vincent Wagner ist seit dieser Saison Trainer in Elversberg.

Wer steckt hinter dem Erfolg?

Geldgeber Frank Holzer im Sankt Ingbert Mühlwaldstadion.

Einen steilen Aufstieg legte auch der Verein hin. Elversberg gelang der Durchmarsch von der Regionalliga Südwest bis in die zweite Liga. Der Erfolg hat viele Faktoren. Zum einen den Unternehmer Frank Holzer, der einst selbst Bundesliga-Profi war und ein Pharma-Unternehmen besitzt. Er ist Hauptsponsor und Aufsichtsratsvorsitzender, sein Sohn Dominik fungiert als Präsident.

Die Familie Holzer investierte große Summen in den Verein, baute aber keine Luftschlösser und verpflichtete keine teuren Spieler. Das Fußballdorf aus dem Saarland konnte natürlich wachsen und sich auf die Expertise vom sportlichen Leiter Nils-Ole Book verlassen. Der ist seit 2018 an Bord, hat ein gutes Netzwerk und ein gutes Händchen für Talente. Trainer Steffen formte sie dann.

Woltemade spielte vor zwei Jahren noch auf dem Dorf

Niklas Hauptmann schirmt den Ball vor Nick Woltemade ab. Für den Stürmer ging es innerhalb von zwei Jahren von der 3. Liga in die Premiere League – für eine Ablösesumme von 85 Mio. Euro.

Carlo Sickinger, Manuel Feil oder Luca Schnellbacher wurden beispielsweise für die Regionalliga geholt, schafften den Sprung in die 2. Bundesliga und spielen heute noch beim SVE. Die Talente können sich abseits des großen Rummels entwickeln. Auch Nick Woltemade, der gerade für eine Mega-Summe zu Newcastle United gewechselt ist, spielte noch vor zwei Jahren im 13.000-Einwohner-Dorf und stand auch beim letzten Duell gegen Dynamo Dresden auf dem Rasen (26. Februar 2023/1:1).

In dieser Saison gelang wieder solch ein Glücksgriff. Younes Ebnoutalib (21) wechselte von Regionalliga-Abstiegskandidat FC Gießen nach Elversberg und erzielte beim 2:0-Sieg gegen Hertha BSC beide Tore.

Wiedersehen mit Zimmerschied

Für Tom Zimmerschied wird es ein besonderes Spiel. Der 26-Jährige wechselte im vergangenen Sommer aus Dresden nach Elversberg und ist auf dem Flügel gesetzt. Bei der SGD fehlt neben Youngster Jakob Zickler (Schlüsselbeinbruch) auch Routinier Vincent Vermeij. Der Stürmer war kurz vor dem Ende der Wechselperiode verpflichtet worden, leidet aber an einer Gürtelrose. Noch ist nicht absehbar, wann der Niederländer zum ersten Mal für seinen neuen Verein auflaufen kann.

Sanny Stephan

Mitteldeutscher Rundfunk