Die EU will das Verbot der Neuzulassung von Autos mit Verbrennermotor ab 2035 früher überprüfen, als bisher geplant gewesen ist. Das teilte die Europäische Kommission mit. „Die gesetzlich vorgesehene Überprüfung wird so bald wie möglich stattfinden“, sagte ein Sprecher von Industriekommissar Stéphane Séjourné nach einem Treffen von Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit Vertretern der Autoindustrie in Brüssel. Bisher war eine Überprüfung im kommenden Jahr vorgesehen. 

Zuvor hatte bereits die Nachrichtenagentur Reuters unter Berufung auf EU-Kreise berichtet, dass die Überprüfung bereits dieses Jahr vorgenommen werden solle. Für eine Lockerung des ab 2035 geplanten Zulassungsverbots hatte sich zuletzt auch Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) eingesetzt.

Von der Leyen teilte nach dem Treffen mit Industrievertretern auf X
mit
, sie habe „die Bedenken der Industrie gehört“ und „entsprechende Flexibilität zugesichert“. Angesichts des
„technologischen Wandels im Mobilitätsbereich und der geopolitischen
Umwälzungen“ könne es kein „Weiter so“ geben. „Wir werden
Dekarbonisierung und Technologieoffenheit miteinander verbinden“,
schrieb die Kommissionspräsidentin.

„Wir wollen, dass die Zukunft der Autos – und die Autos der Zukunft – in Europa gemacht“ würden, schrieb von der Leyen. Den Unternehmen sicherte sie zu, sie gegen „unfairen Wettbewerb“ zu schützen, den Zugang zu kritischen Rohstoffen zu sichern und Beschäftigten der Autobranche Weiterbildung zu ermöglichen.

Unterschiedliche Forderungen aus der Autoindustrie

Die Autoindustrie forderte zuletzt einen beschleunigten Zeitplan für die Prüfung. Autohersteller und Zulieferer hoffen angesichts der schwierigen Marktlage durch die Konkurrenz unter anderem aus China sowie US-Zölle auf Lockerungen bei den Klimavorgaben. So hatte am Wochenende Mercedes-Chef Ola Källenius, der auch Präsident des europäischen Autoindustrieverbands Acea ist, mehr Flexibilität gefordert. „Hybride und effiziente Hightech-Verbrenner sollten Teil des Wegs bleiben, sonst riskieren wir Akzeptanz und Arbeitsplätze“, sagte Källenius der Welt am Sonntag. 

© Lea Dohle

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Diesem Argument schloss sich auch die Gewerkschaft IG Metall an. Zusammen mit dem Verband der deutschen Automobilindustrie (VDA) teilte die IG Metall mit, dass die Bedingungen für eine komplette Umstellung auf elektrische Fahrzeuge innerhalb von nur noch neun Jahren „nicht gegeben sein werden“. Die EU-Regeln müssten daran angepasst werden.

Diese Auffassung teilen allerdings nicht alle Branchenvertreter. So nannte etwa Audi-Chef Gernot Döllner die Debatte um die Zukunft des Verbrenners „kontraproduktiv“. Der Wirtschaftswoche sagte Döllner: „Ich kenne keine bessere Technik als das Elektroauto, um in den nächsten Jahren bei der CO₂-Reduzierung im Verkehr voranzukommen.“ Auch abgesehen von den Klimazielen sei das Elektroauto „einfach die bessere Technologie“. Anstatt dass deren Vorzüge betont würden, würden immer neue Debatten um den Erhalt des Verbrenners losgetreten, die Kunden verunsicherten.

Autoindustrie

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