Im Krieg gegen die Ukraine hat Russland seine Angriffe noch einmal intensiviert. Und am Mittwoch sind erstmals russische Kampfdrohnen tief nach Polen und damit in das Territorium eines NATO-Staates eingedrungen. Inmitten dieser aktuellen Verschärfung der russischen Aggression haben die russischen und belarussischen Streitkräfte ein gemeinsames Manöver begonnen.

Die Übungen tragen den Namen Sapad, das russische Wort für Westen. Dabei sollen unter erheblichem Material- und Truppeneinsatz militärische Aktivitäten in Regionen nahe der wichtigsten europäischen Grenzen geübt werden.

Was ist Sapad 2025?

Das Sapad-Manöver findet alle vier Jahre statt. Russland übt mit seinem wichtigsten europäischen Verbündeten, Belarus, auf dem Territorium beider Staaten. Es gilt als die zentrale Militärübung für die Streitkräfte des „Unionsstaates“, wie die beiden Nationen ihre gemeinsame Wirtschafts- und Verteidigungspartnerschaft nennen. Das Manöver hat offiziell den Zweck, mögliche Konflikte zu simulieren und die Streitkräfte darauf vorzubereiten.

Russland und Belarus starten Militärmanöver Sapad

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Die ersten postsowjetischen Sapad-Übungen fanden bereits 1999 statt und werden seit 2009 alle vier Jahre durchgeführt. Die letzte Militärübung dieser Art fand also 2021 statt – etwa ein halbes Jahr vor dem Einmarsch Russlands in die Ukraine. Diesmal fällt der Termin auf den 12. bis 16. September.

Wo genau findet das Manöver statt?

Sapad 2025 wird wohl hauptsächlich in Belarus stattfinden. Das Land grenzt im Norden und Westen auf gleich drei NATO-Staaten (Lettland, Litauen und Polen) sowie im Süden an die Ukraine. Zu den gemeldeten Schauplätzen gehören die Stadt Barysaw, etwa 60 Kilometer nordöstlich der belarussischen Hauptstadt Minsk, sowie die Region Grodno, die an Polen und Litauen grenzt. Weitere Übungen sollen im Westen Russlands sowie in der Barentssee und der Ostsee stattfinden.

Wie viele Truppen sind daran beteiligt?

2021 waren nach offiziellen Angaben rund 200.000 Soldaten aus Russland und Belarus an Sapad beteiligt. Durch die Invasion in der Ukraine haben die russischen Streitkräfte allerdings erhebliche Verluste erlitten. Außerdem sind dort viele Einheiten gebunden.

Die jüngsten Berichte beider Staaten deuten darauf hin, dass diesmal weniger als 13.000 Soldaten an den Übungen teilnehmen werden. Russland und Belarus könnten die Teilnehmerzahlen allerdings auch zu niedrig angeben.

Was wird während des Manövers geübt?

Nach Angaben der russischen und belarussischen Streitkräfte werden in beiden Ländern schwere gepanzerte Fahrzeuge, Hubschrauber und Schiffe eingesetzt. Drohnen und Technologien der elektronischen Kampfführung sollen demnach ebenso erprobt werden, wie der Einsatz künstlicher Intelligenz.

Gemeinsames Militärmanöver Zapad 2025 von Russland und Belarus: Ein Kriegsschiff auf hoher See aufgenommen von einem weiteren KriegsschiffAuch die russische Kriegsmarine ist laut offiziellen Angaben am Sapad-Manöver 2025 beteiligtBild: Russian Defence Ministry/AFP

Dafür werden Operationen zur Abwehr feindlicher Angriffe simuliert und Raketenangriffe auf bodennahe Ziele geprobt. Belarus hat bestätigt, dass auch die Vorbereitungen zum Einsatz von Russlands atomwaffenfähigen Hyperschall-Raketen Oreschnik geübt werden sollen.

Warum sind andere Nationen besorgt?

Zwar findet auch Sapad 2025 traditionell im September statt und wurde bereits vor Monaten für diesen Zeitraum angekündigt. Doch diesmal fällt das Manöver in eine äußerst angespannte Phase – in eine Woche massiver Drohnenangriffe Russlands auf ukrainische Ziele; zwei Tage, nachdem russische Drohnen weit nach Polen eingedrungen sind.

2021 hatte Russland das Sapad-Manöver dazu genutzt, große Einheiten seiner Streitkräfte für mehrere Monate in Belarus zu stationieren und die groß angelegte Offensive gegen die Ukraine im Februar 2022 effektiver durchführen zu können. Weil das Manöver auch dieses Mal in Belarus stattfindet, sind die benachbarten NATO-Mitglieder in höchster Alarmbereitschaft.

Der polnische Ministerpräsident Donald Tusk sagte, seit dem Zweiten Weltkrieg sei sein Land nicht mehr so nah an einem „offenen Konflikt“ gewesen wie derzeit. Als Reaktion auf Sapad hat Polen seine Grenze zu Belarus geschlossen und eigene Militärübungen begonnen, die es „Eiserner Verteidiger“ nennt. Nach Angaben des polnischen Verteidigungsministers nehmen daran 30.000 Soldaten teil, zusätzlich zu den 5000, die an der belarussischen Grenze stationiert wurden. Auch Litauen teilte mit, dass es die Truppen entlang seiner Grenze verstärken werde.