Stand: 12.09.2025 19:49 Uhr

Im belgischen Gent wurde ein Auftritt des israelischen Dirigenten Lahav Shani abgesagt. Star-Pianist Igor Levit spricht von „ekelhaftem Antisemitismus“. Jetzt setzt das Musikfest Berlin ein Zeichen und lädt Shani ein – sehr kurzfristig.

Nach dem gestrichenen Auftritt der Münchner Philharmoniker mit dem israelischen Dirigenten Lahav Shani in Belgien tritt das Orchester nun kurzfristig in Berlin auf. Das Musikfest Berlin lädt die Münchner Philharmoniker und ihren künftigen Chefdirigenten am Montagabend zu einem Gastspiel ein, wie die Berliner Festspiele am Freitag mitteilten.
 
Zuvor hatte die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtet.
 
Die Einladung erfolge als gemeinsame Initiative der Berliner Festspiele und der Stiftung Berliner Philharmoniker in Zusammenarbeit mit dem Konzerthaus Berlin, hieß es am Freitag in der Mitteilung. Damit solle ein Zeichen gesetzt werden „für die verbindende Kraft der Kunst, die Grundwerte unserer demokratischen Gesellschaften in Europa und gegen Antisemitismus, Diskriminierung und den Boykott in Kunst und Wissenschaft“.

Eine Teilnehmerin einer propalästinensischen Demonstration hält ein Schild mit der Aufschrift "Free Gaza" hoch. (Quelle: dpa/Jörg Carstensen)

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Scharfe Kritik an Ausladung

Das belgische Flanders Festival Ghent hatte die kurzfristige Absage des für den 18. September geplanten Konzertes damit begründet, dass der in Tel Aviv geborene Shani auch Musikdirektor des Israel Philharmonic Orchestra ist. Im Lichte dieser Rolle von Shani sei man nicht in der Lage, für „die nötige Klarheit“ über seine Haltung dem „genozidalen Regime“ in Israel gegenüber zu sorgen, hieß es in einer Erklärung auf der Homepage des Festivals.
 
Die Ausladung löste in Deutschland extrem scharfe Reaktionen aus. Kulturstaatsminister Wolfram Weimer sprach von einer „Schande für Europa“, der bayerische Kunstminister Markus Blume (CSU) von einem „Skandal“. Der Starpianist Igor Levit warf dem Festival „klassischen, ekelhaften Antisemitismus“ vor [tagesschau.de].
 
Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) bezeichnete die Absage aus Belgien als „unerträglich“. „Ich danke Kulturstaatsminister Wolfram Weimer und allen Beteiligten für dieses klare Zeichen gegen Antisemitismus. Wir stehen zusammen – und dulden keine Ausgrenzung, Hass und Hetze“, schrieb Wegner auf der Plattform X.
 
Bei dem Gastspiel im Konzerthaus Berlin im Rahmen des Musikfests steht das Violinkonzert von Ludwig van Beethoven mit Lisa Batiashvili als Solistin auf dem Plan sowie aus Richard Wagners „Tristan und Isolde“ das Vorspiel und „Isoldens Liebestod“.

Sendung: rbb24 Inforadio, 12.09.2025, 12 Uhr

Rundfunk Berlin-Brandenburg