Nach dem tödlichen Anschlag auf den rechtskonservativen US-Influencer Charlie Kirk haben die Ermittler nach Worten von Utahs Gouverneur Spencer Cox den Tatverdächtigen am späten Donnerstagabend (Ortszeit) gefasst. „Wir haben ihn“, sagte der Republikaner während einer Pressekonferenz am Freitagvormittag (Ortszeit). „Am Abend des 11. September wandte sich ein Familienmitglied (…) an einen Freund der Familie, der sich mit der Information an das Sheriff-Büro (…) wandte.“

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Der Verdächtige soll demnach die Tat gegenüber dem Familienmitglied „gestanden oder angedeutet (haben), dass er die Tat begangen habe“, sagte Cox. Der Festgenommene ist 22 Jahre alt, heißt Tyler R. und kommt aus dem US-Bundesstaat Utah, wo Kirk am Mittwoch auf einem Universitätscampus erschossen wurde. US-Medien veröffentlichten den vollständigen Namen des Verdächtigen und ein Polizeifoto. Darauf ist ein junger weißer Mann mit dunklen Haaren zu sehen.

Tyler R. lebte als ältester von drei Brüdern mit seiner Familie in der Stadt St. George rund 250 Kilometer südwestlich des Tatorts. Laut US-Medien ist er nicht vorbestraft und hat eine weiterführende Schule besucht. Nach Angaben des staatlichen Universität Utah hatte er während der Corona-Pandemie 2021 zudem ein Semester dort studiert.

Die vom FBI in Salt Lake City auf X veröffentlichte Aufnahme zeigt eine Person von Interesse im Zusammenhang mit dem tödlichen Schuss auf Charlie Kirk an der Utah Valley University.

© dpa/Fbi Salt Lake City

Utahs republikanischer Gouverneur sagte bei der Pressekonferenz, Tyler R. sei in den vergangenen Jahren „politischer geworden“. Ein Mitglied seiner Familie habe ausgesagt, dass er sich feindlich über den bevorstehenden Auftritt von Aktivist Kirk in Utah und dessen ultrakonservative Ansichten geäußert habe. Tyler R. war demnach als Wähler in Utah registriert, jedoch für keine bestimmte Partei.

Erste Hinweise auf Motiv

Der Gouverneur sprach zudem von ersten Hinweisen auf das Motiv. Auf zwei unbenutzten Patronenhülsen, die in der Nähe des Tatorts entdeckt worden seien, seien antifaschistische Parolen gefunden worden. Auf einer Patrone sei zu lesen „Hey Faschist, fang ihn“, auf der anderen „Bella Ciao“, offenbar in Anspielung auf die Hymne italienischer Partisanen. 

Der von US-Präsident Trump berufene FBI-Direktor Kash Patel lobte den Einsatz der Ermittlungsbehörden und der Regierung. „In weniger als 36 Stunden – genauer gesagt in 33 Stunden – wurde der Verdächtige dank des vollen Einsatzes der Bundesregierung und unter Federführung der Partner hier im Bundesstaat Utah und von Gouverneur Cox in historisch kurzer Zeit gefasst“, sagte er auf der Pressekonferenz. Insgesamt habe das FBI mehr als 11.000 Hinweise überprüft.

Hinweis kam offenbar von Vater des Verdächtigen

Zuvor hatte bereits US-Präsident Donald Trump bei Fox News gesagt: „Ich denke, wir haben ihn“. Er fügte hinzu: „Jemand, der ihm sehr nahe steht, hat ihn verraten“, fügte Trump gegenüber Fox News hinzu. Trump sagte weiter, ein Geistlicher mit Verbindungen zur Polizei und der Vater des mutmaßlichen Schützen hätten bei der Festnahme eine Rolle gespielt.

„Ich hoffe, er bekommt die Todesstrafe“, sagte Trump dem Sender Fox News über den mutmaßlichen Täter. Utah hält bisher an der Todesstrafe fest, laut dem Informationszentrum DPI wurde sie in dem Bundesstaat zuletzt im Jahr 2010 vollstreckt.

Der 31-jährige Kirk war am Mittwoch bei einer Veranstaltung vor rund 3000 Menschen an einer Universität im Bundesstaat Utah mit einem Schuss getötet worden. Die US-Polizei hatte seit dem Attentat mit Hochdruck nach dem Schützen gefahndet – unter anderem Foto- und Videoaufnahmen des Verdächtigen. Das FBI setzte zudem eine Belohnung von 100.000 Dollar (gut 85.000 Euro) für Hinweise zur Ergreifung des Täters aus. 

FBI-Direktor Kash Patel spricht während einer Pressekonferenz, auf der Einzelheiten zu dem Verdächtigen bekannt gegeben werden, der Charlie Kirk erschossen haben soll.

© REUTERS/Cheney Orr

Die Ermittler fanden zunächst aber nur einen Handabdruck und die mutmaßliche Tatwaffe. Es handele sich um ein „Hochleistungs-Bolzengewehr“, sagte der zuständige FBI-Agent Robert Bohls. Solche Waffen werden bei der Jagd auf Großwild eingesetzt oder als Präzisionswaffe von Scharfschützen des Militärs. Sie ermöglichen es, Ziele aus großer Distanz zu treffen. Die Ermittler gehen davon aus, dass Kirk aus einer Entfernung von rund 180 Metern mit einem einzigen Schuss tödlich am Hals verletzt wurde.

Kirk war Mitgründer der Organisation Turning Point USA (etwa: Wendepunkt USA) und galt als Trumps Sprachrohr für die Jugend. In Interviews, als Podcaster und bei Diskussionsveranstaltungen verbreitete er rechte Thesen und schreckte dabei auch vor Lügen und Falschinformationen nicht zurück.

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Der Sarg mit Kirks Leichnam wurde in Begleitung des Vize-Präsidenten JD Vance und seiner Frau Usha Vance von Utah nach Arizona überführt, wo der Podcaster gelebt haben soll. TV-Bilder zeigten, wie Kirks Ehefrau gestützt von Usha Vance aus einem Flugzeug stieg. Trump sagte, dass er voraussichtlich zur Beerdigung kommen werde. (Tsp/AFP/Reuters/dpa)