Während der Sommerferien machen unsere nebenamtlichen Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker nicht nur Urlaub. Nicht nur, aber ganz besonders auch im Kommunalwahljahr suchen die Ratsfraktionen das Gespräch mit Unternehmen und Verbänden, so auch die Ratsfraktion der CDU, die in der ablaufenden Wahlperiode mit den Grünen die Ratsmehrheit gebildet hat. Hier einige Schlaglichter der christdemokratischen Sommerferientour, die ich redaktionell begleiten durfte:

Neubau für 27 Millionen Euro

Last, but not least besuchten Ratsmitglieder der CDU die seit 98 Jahren in Mülheim ansässige Privatärztliche Verechnungsstelle (PVS) an ihrem Standort in Saarn. Dort bezieht die PVS im Dezeember 2025 einen für 27 Millionen Euro errichteten Bürokomplex. Die Hauptverwaltung der PVS, die Bundesweit 820 Mitarbeitende beschäftigt (davon 340 an ihrem Gründungsstandort Mülheim) betreut zurzeit bundesweit neun Millionen Kunden und erwirtschaftet damit einen Umsatz von zwei Milliarden Euro. Die PVS bildet Kaufleute für das Gesundheitswesen und Bürokommunikation, aber auch IT-Fachleute aus. Zum Beginn des laufenden Jahres, konnten die PVS-Geschäftsführer Dieter Ludwig und Alexander Domene neun Auszubildende als neue Kolleginnen und Kollegen bei der PVS begrüßen, die seit 1978 ihren Sitz im Saarner Gewerbegebiet an der Solinger- und an der Remscheider Straße hat.

Ein Unternehmen startet durch

Eine unternehmerische Erfolgsgeschichte konnten die CDU-Ratsmitglieder auch im Hauptquartier der 1979 gegründeten KFZ-Kette Pitstop am Flughafen Essen-Mülheim in Augenschein nehmen. Das vom CEO Stefan Kulas geleitete Unternehmen ist mit seiner Firmenzentrale seit zweieinhalb Jahren an der Brunshofstraße ansässig. Es beschäftigt bundesweit 1300 Mitarbeitende, davon 80 am Firmensitz in Raadt. Wie seine Kollegen von der PVS fand Stefan Kulas für die Zusammenarbeit mit der Mülheimer Stadtverwaltung nur lobende Worte.

Der CEO, der auch Pilot ist, zeigte den Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitikern unter anderem das Trainingscenter, in dem die Auszubildenden des Unternehmens, in dem die Auszubildenden des Unternehmens das kleine udn große Einmaleins des KFZ-Handwerks erlernen. Laut Formenleitung hat Pitstop zum Beginn des Ausbildungsjahres 60 Auszubildende eingestellt und strebt bundesweit den Aufbau von 100 neuen Standorten an.

Aus seiner Pilotenperspektive bescheinigte der Pitstop-Chef dem seit 100 Jahren bestehenden Flughafen Essen-Mülheim ein ausbaufähiges Potenzial. Wünschenswert wären in den Augen von Stefan Kulas, den Flughafen mit einem GPS-gestützten Landesystem auszustatten und seine Öffnungszeiten auszuweiten.

Sozialpolitische Baustellen

Um die sozial- und bildungspolitischen Baustellen unserer Stadtgesellschaft drehte sich das Gespräch beim Fraktionsbesuch im Caritas-Zentrum St. Raphael am Hingberg. Caritas-Geschäftsführer Georg Jöres ließ die Geschichte des 1920 vom Ruhrpastor Konrad Jakobs ins Leben gerufenen katholischen Sozialverbandes Revue passieren. Kritisch beleuchtete Jöres die Zahl der zunehmenden Kirchenaustritte. Sie hätten, so Jöres dazu geführt, dass die Sozialarbeit der Caritas inzwischen nur noch zu fünf Prozent aus Kirchensteuermitteln finanziert werden könne.

Positiv überrascht zeigten sich die Ratsmitglieder der CDU davon, dass die 430 hauptamtlichen Sozialarbeiter der Caritas von 130 ehrenamtlich Mitarbeitenden unterstützt werden. Mit Blick auf die soziale und pädagogische Arbeit, die die Caritas im Rahmen der offenen Ganztagsgrundschule leistet, würdigte Jöres die zunehmende Bedeutung, die qualifizierten Quereinsteigern bei der pädagogischen Assistenz im Rahmen der Klassenbegleitung und der individuellen Integrationshilfe. Tenor der Diskussion war, dass die Bildungs- und Sozialarbeit in unserer Stadtgesellschaft auf gelebte christliche Grundwerte angewiesen sei und dass man mit Blick auf die Finanzierbarkeit der Klassenbegleitung und der Integrationshilfe verstärkt zu flexiblen und gruppenbezogenen Assistenzformen kommen müsse.

Eine Chance fürs Leben

Die sozialpolitische Baustelle Arbeitsmarkt führte die Ratsmitglieder zum katholischen Jugendwerk Kurbel, dass in Eppinghofen, Broich und Styrum inzwischen drei Standorte aufgebaut hat. 20 hauptamtlich Mitarbeitende unterschiedlicher Disziplinen vermitteln junge Menchen mit Einstellungshandicaps in Ausbildung und Arbeit. Der Geschäftsführer der Kurbe, Frank Janßen, nannte für das Jahr 2024 1900 Frauen und Männer, die an den Qualifikationsmaßnahmen der Kurbel teilgenommen haben. Deren Spektrum reicht von der klassischen Vermittlung über das Coaching und Bewerbungstraining bis hin zu Sprachkursen. „Wir müssen weiterhin möglichst viele erwerbsfähige Menschen in Arbeit und Ausbildung bringen.“, bilanzierte CDU-Fraktionsvorsitzende Christina Küsters das Arbeitsmarktgespräch am Eppinghofer Standort der Kurbel.

Schulbaustelle in Broich

„Die umfangreichen Schulbaumaßnahmen am Standort Schulzentrum Broich mit der Realschule Broich machen deutlich, dass trotz aller finanzieller Zwänge die millionenschweren Sanierungs- und Erweiterungsmaßnahmen insbesondere bei den weiterführenden Mülheimer Schulen konsequent fortgeführt und der vom Rat der Stadt 2022 beschlossene Bildungsentwicklungsplan umgesetzt wird. Es hilft dabei das Bekenntnis der Ratsmehrheit, dass im städtischen Investitions-programm seit Jahren richtigerweise die Priorität weiter auf den Schulbau gesetzt wurde und wird.“

So lautete das Fazit des CDU-Bildungspolitikers Heiko Hendriks, nachdem er sich mit seinen Fraktionskollegen an der Holzstraße einen Eindruck vom Fortgang der 2022 begonnenen Sanierung und der Erweiterung der fünfzügigen Realschule Broich gemacht hatte. Edin  Gracic und Derya Ceylan vom städtischen Immobilienservice bezifferten die Gesamtkosten des Schulbauprojekts beim Baustellenrundgang auf 20,8 Millionen Euro. Ab dem Schuljahr 2026/2027, so ließen die Mitarbeitenden des Immobilienserevice wissen, werden 22 neue Klassenräume die Schulcontainer an der Holzstraße überflüssig machen.

Zu Besuch bei der Feuerwehr

Die 282 hauptamtlichen und 120 freiwilligen Mülheimer Feuerwehrleute haben im Jahr 2024 insgesamt rund 44.500 Einsätze gefahren, darunter 19.300 Notfall-Rettungstransporte und 18.000 Krankentransporte. Der Chef der 1924 gegründeten Berufsfeuerwehr, Sven Werner, nutzte den CDU-Fraktionsbesuch in der neuen Rettungswache Nord an der Augustastraße auch für einen Appell an die Mülheimer Bevölkerung: „Bitte, schalten Sie Ihren gesunden Menschenverstand
ein, wenn es darum geht, die 112 rechtzeitig oder gar nicht anzurufen.“ In diese Worte fasste Werner die zunehmende und vor allem unproduktive Arbeitsbelastung seiner Kolleginnen und Kollegen, die es seit einigen Jahren mit einer deutlich ansteigenden Zahl von unnötigen und missbräuchlichen Notrufen zu tun haben.

In der Diskussion über eine neu einzurichtende Rettungswachse Süd, stellte Ratsmitglied Werner Oesterwind, der dem dafür zuständigen
Ratsausschuss für Bürgerangelegenheiten, Sicherheit und Ordnung vorsitzt, fest, dass diese Stärkung der lokalen Feuerwehrinfrastruktur nur eine Frage der Zeit und der Findung eines geeigneten Grundstücks sei. Den entsprechenden Flächenbedarf der Feuerwehr bezifferte Sven Werner mit rund 8500 Quadratmetern.

Arbeit als Lebensmittel

Im Gespräch mit der Geschäftsführerin des Diakonischen Werks, Birgit Hirsch
Palepu, und ihren für die Ambulante Gefährdetenhilfe zuständigen Kollegen Andrea
Krause und Lukas Brockmann diskutierten CDU-Ratsmitglieder bei ihrem Besuch im Diakonietreff an der Auerstraße die Herausforderungen der örtlichen Obdachlosenhilfe. Deutlich wurde, dass vor allem psychische Erkrankungen in Verbindung mit einer Suchtproblematik dazu führen, dass Menschen ihre Wohnung nicht mehr halten können und in die Obdachlosigkeit abrutschen. Birgit Hirsch
Palepu dankte nicht nur der Stadt, dem Land und den evangelischen Kirchensteuerzahlerinnen und Kirchensteuerzahlern, sondern auch „den Menschen, die unsere Arbeit mit ihren Spenden unterstützen, weil sie das Herz am rechten Fleck haben“ dafür, dass sie die finanzielle Basis für eine zunehmend gefragte Betreuungs- und Beratungsarbeit schafften. Ein Rundgang durch die Teestube und 15 Apartments an der Auerstraße verschaffte den Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitikern einen anschaulichen Eindruck von der segensreichen Arbeit, die die seit 1921 in Mülheim aktive Diakonie für die Menschen leistet, die auf der Schattenseite unserer Gesellschaft leisten. Die Geschäftsführerin der Diakonie machte in diesem Zusammenhang deutlich, dass Arbeit das A und O sei, „weil wir es hier selbst erleben, dass Menschen aus der Wohnungslosigkeit und ihren anderen sozialen Problemen her
ausfinden, wenn wir ihnen Arbeit geben, die ihnen nicht nur Arbeit und Lohn, son
dern auch soziale Stabilität, soziale Kontakte, Lebenssinn und Tagesstruktur verschafft.“ Mit dieser Erkenntnis im Gepäck, dankte die Vorsitzende der CDU-Fraktion, Christina Küsters der Diakonie: „für ihre gute und schwierige Arbeit, bei der Sie uns an Ihrer Seite wissen“

Neues Leben in einem alten Haus

In seiner Funktion als Vereinsvorsitzender des Freundes- und Förderkreises des seit 2017 aus bautechnischen Gründen geschlossenen Heimatmuseums Tersteegenhaus war es dem CDU-Stadtrat und Bürgermeister Markus Püll ein Herzensanliegen, seinen Fraktionskollegen und Kolleginnen vor Ort an der Teinerstraße, zusammen mit zwei Mitarbeitenden des städtischen Immobilienservice den aktuellen Stand der im zweiten Teil des zweiten Bauabschnitts befindlichen Restaurierung vor Augen zu führen. Püll präsentierte den CDU-Ratsmitgliedern unter anderem eines der 16 historischen Fenster, die derzeit eingesetzt werden.
 
Der Planungsteamleiter des städtischen ImmobilienService, Edin Gracic, und die für
das Tersteegenhaus verantwortliche Projektleiterin Hatice Sezen-Singh erläuterten
den aktuellen Stand der anspruchsvollen und herausfordernden Baumaßnahme im
Denkmal geschützten, fast 500 Jahre alten Gebäude. In diesem Zusammenhang stellten sie die aktuelle öffentliche Förderkulisse des Projekts dar und bezifferten dessen Investitionsbedarf, einschließlich des aus technischen Gründen geplanten Anbaus auf 4,9 Millionen Euro.

Markus Püll, der die Baustelle Tersteegenhaus auch am Tag des offenen Denkmals (14. September) zu einem solchen machen wird, hofft, dass das dann interaktive und barrierearme Tersteegenhaus als Heimatmuseum 2027 wiedereröffnet werden kann, wenn sich Gerhard Tersteegens Geburtstag zum 320. Mal jähren wird.