Michael Preetz ist seit dem 19. Mai 2024 Geschäftsführer beim MSV Duisburg. Das erste Jahr war turbulent: Drittliga-Abstieg und am Jahresende Wintermeister. Es folgte der direkte Wiederaufstieg, inklusive des Niederrheinpokal-Endspiels, das mit 1:2 gegen Rot-Weiss Essen verloren wurde.
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Nun liegt der MSV nach vier Spielen und vier Siegen an der Spitze der 3. Liga – aus große Tristesse wurde eine mega Euphorie. RevierSport war zu Gast in der MSV-Arena, um mit dem 58-jährigen Preetz in einem ausführlichen Interview zurückzublicken, aber natürlich auch über die Gegenwart zu sprechen und in die Zukunft zu schauen. Hier der erste von drei Teilen des Interviews.
Michael Preetz, Hand aufs Herz: hat der bittere Abstieg dem MSV Duisburg mit dem heutigen Wissen, inklusive des sofortigen Wiederaufstiegs, vielleicht sogar geholfen?
Abstiege sind im Sport grundsätzlich nie hilfreich. Denn diese gehen auch immer mit wirtschaftlichen Verlusten einher. Aber der Kern der Frage macht schon Sinn. Man kann auf jeden Fall sagen, dass der Abstieg dem MSV Duisburg zumindest auf Strecke nicht geschadet hat. Denn es ist uns gelungen, die Menschen wieder vermehrt hinter den Spielverein zu bringen. Die, die natürlich sowieso großes Interesse am Wohlergehen des Klubs haben, aber auch die, die am Ende der Abstiegssaison enttäuscht und verärgert waren. Das hat die Bande noch einmal enger geknüpft. Das gilt auch für unsere Partner und Sponsoren. Da ist die Entwicklung der letzten zwölf Monate wirklich erfreulich.
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Was haben speziell Sie angeschoben und verändert, um die Wahrscheinlichkeiten auf den Erfolg beim MSV zu erhöhen?
Zunächst mussten wir Zuversicht bei unseren Mitarbeitern verbreiten. Denn nach den schwierigen letzten Jahren schwang nicht zuletzt die Angst um den Verlust ihres Arbeitsplatzes mit. Dementsprechend war die Stimmung nach dem Abstieg angespannt. Und wenn du Aufbruchstimmung erzeugen möchtest, dann musst du zuerst bei jedem einzelnen Mitarbeiter anfangen. Zudem ist es aus meiner Sicht enorm wichtig, insbesondere den Sponsoren ein verlässlicher Partner zu sein und für größtmögliche Transparenz zu sorgen. Ich habe mich zu Beginn meiner Tätigkeit überall vorgestellt und einen klaren Weg für den MSV skizziert. Der regelmäßige Austausch mit allen, denen das Wohl und Wehe des MSV am Herzen liegt, gehört selbstverständlich dazu.
Sind denn alle Sponsoren dabei geblieben?
Wir haben einen engen, intensiven Austausch mit unseren Sponsoren – einzeln und auch in Gruppen, und damit neues Vertrauen aufbauen können. Wenn ich heute auf die wunderschöne schauinsland-reisen-arena blicke, dann sehe ich die 40 tollen Logen, die alle vermarktet sind. Wir haben Unternehmen an unserer Seite, die uns vertrauen und auf die wir vertrauen dürfen. Ohne diese Unterstützung hätten wir vor einem Jahr vermutlich auch über andere Szenarien nachdenken müssen. Und wir sprechen auch weitere mögliche Partner an. Ich stand zum Beispiel mit Fressnapf in Kontakt, einem europaweit agierenden, großen Unternehmen aus unserer Region, um es für den MSV zu gewinnen. Und auch, wenn wir hier noch keinen Erfolg hatten: wir lassen nicht locker!
Michael Preetz spricht bei der Mitgliederversammlung des MSV Duisburg in der Schauinsland-Reisen-Arena.
© FUNKE Foto Services | Olaf Fuhrmann
Ingo Wald hat Sie zum MSV geholt. Wie ist eigentlich Ihr Kontakt zum ehemaligen MSV-Präsidenten?
Er ist über zehn Jahre an der Spitze dieses Vereins tätig gewesen und hat nicht nur schlechte Zeiten mit dem MSV erlebt. Das muss man ja auch mal klar sagen. Ja, wir haben Kontakt und stehen im Austausch. Ich nehme ihn als jemanden wahr, der ein sehr großes MSV-Herz hat und dem das Wohl des Spielvereins weiter am Herzen liegt.
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Welche Potenziale sehen Sie noch beim MSV oder in der Stadt Duisburg bezogen auf die Zebras?
Ich glaube grundsätzlich, dass die Konkurrenz den Klubs im Ruhrgebiet guttut. Duisburger Unternehmen machen dann natürlich doch eher ein Sponsoring beim MSV als in Essen – das gilt aber umgekehrt ebenfalls. Ich sehe das positiv. Davon lebt der Profi-Fußball. Aber die Frage ist schon berechtigt. Es ging erst einmal darum, die bisherigen Partner enger zu binden und neue dazuzugewinnen. Mit dem Aufstieg in die 3. Liga ist es auch wieder unser Anspruch, vermehrt überregionale Partner für den MSV zu gewinnen. Das ist uns in diesem Sommer sehr gut gelungen. Wir haben hier zum Beispiel „gesund.de“ dazugewonnen, ein Unternehmen, das nicht aus NRW kommt. Das ist für einen Aufsteiger aus der Regionalliga alles andere als selbstverständlich. Jetzt geht es darum, dass du weiter erfolgreich sein musst, um auch für überregionale Partner interessant zu bleiben.
Um wie viele Millionen Euro musste der MSV Duisburg seinen Etat für die 3. Liga anheben – sind es insgesamt sechs Millionen Euro für die erste Mannschaft? Wo steht der MSV im Etatbereich im Ligavergleich?
Wir sind im Ligavergleich im Mittelfeld unterwegs, was den Etat betrifft. Natürlich mussten wir den Etat nach dem Abstieg drastisch reduzieren und haben diesen wieder hochgefahren. Zu den Spitzenteams klafft wirtschaftlich aber noch eine große Lücke.