Es war ein großer Abend für alle im Ratinger Hof – und davor. Schon am frühen Freitagabend tummelten sich mehrere Hundert Menschen auf der Ratinger Straße. Der Grund war klar: Einige hatten die ersehnten Tickets für das erste Konzert der Toten Hosen im Kultclub seit 1984 ergattert. Und die anderen feierten einfach auf der Straße mit. Denn: Nur rund 300 konnten am Freitag im Hof selbst feiern.
Erster großer Jubel brach kurz vor Konzertbeginn aus: Musikanlagen wurden vor die Tür gestellt. Die Fans applaudierten – sie ahnten schon, was kommen sollte. Denn die Toten Hosen übertrugen ihr Konzert über die Lautsprecher einfach direkt auf die Ratinger Straße.
Sänger Campino richtete auch noch ein paar Worte an sie: „Wir wissen, das ist nicht der Hof von früher, aber näher kommen wir an den Hof von früher nicht mehr ran.“ Die Band habe gewollt, dass alle mitfeiern können – deshalb werde das Konzert auf die Straße übertragen. „Viele, die mit uns durch Europa gereist sind, sind heute vor der Tür“, rief Campino. Das Lied „Auswärtsspiel“ widmeten die Toten Hosen dann auch allen, „die da draußen Bier trinken oder zuhören.“
Obwohl das Konzert erst um 21 Uhr begann, war schon früh viel vor dem Laden in der Düsseldorfer Altstadt los. Denn bereits ab 19 Uhr konnten die Anhänger der Düsseldorfer Band ihre personalisierten Tickets zusammen mit einem gültigen Lichtbildausweis an der Kasse gegen eine Eintrittsberechtigung eintauschen. Am Nachmittag, als erst wenige Fans auf der Ratinger Straße standen, seien die Bandmitglieder kurz für Fotos und Autogramme rausgekommen, hieß es zu späterer Stunde in der Altstadt.
Doch auch die Fans, die kein Ticket bekommen konnten, versammelten sich am Abend vor dem Ratinger Hof. 400 Mal habe er für die Tickets angerufen, sagte ein Fan. Leider erfolglos. Für viele wäre es sicherlich ein ganz besonderes Konzert gewesen, mit so wenigen anderen Fans an dem Ort zu sein, an dem die Reise der Band begann. Und doch gab es wohl kaum jemanden vor der Tür, der die Band noch nie live gesehen hatte.
Anja und Susanne hatten schon damit gerechnet, dass die Wahrscheinlichkeit an Tickets zu kommen sehr gering sein würde. Einen Teil der Europa-Tour hätten sie begleitet, in London, Paris und Amsterdam hätten sie schon mitgefeiert. „Mal gucken was heute Abend noch passiert. Auch wenn nichts mehr passiert, der Abend wird trotzdem schön, man kennt sich in der Community einfach.“ Anja und Susanne zogen viele Blicke auf sich, denn sie hatten sich mit einem großen Plakat auf die Straße gestellt: „Die Toten Hosen geben ne Party und wir kommen nicht rein“, war dort zu lesen. „Das passt zum Hof und zur Geschichte.“
Bei der Tour im kommenden Jahr wird sie bei zwölf Konzerten dabei sein. Das Konzert in Paris vor wenigen Tagen habe sie sehr begeistert, ansonsten sei das Konzert in Buenos Aires ungeschlagen. Und eben die Community bei den Konzerten. „Ein paar der tollsten Menschen, die ich kenne, habe ich bei Konzerten der Toten Hosen kennengelernt.“
Damit kennt sich auch Ina bestens aus. Man kenne sich untereinander einfach. Deshalb wunderte sie sich auch, wer alles so in den Ratinger Hof reinging. „Das sind viele, die wir noch nie gesehen haben. Ein großer Teil wird also wohl Gästeliste sein.“ Schade, fanden Ina und ihre Gruppe. „Ich war damals, 1984, schon nicht beim Ratinger Hof dabei und heute leider wieder nicht.“ Karten zu bekommen sei nicht möglich gewesen. Mit selbst gestalteten Gruppentrikots hatten sie es sich trotzdem auf der Ratinger Straße gemütlich gemacht.
Sowohl bei der Europa-Tour als auch bei diversen anderen Konzerten war Ina schon dabei. Für sie hat das einen besonderen Wert. „Ich komme aus Thüringen und habe den Punk in der DDR miterlebt. Ich habe die Band damals schon geliebt und es hat nie aufgehört.“
Auch wenn sie es nicht in den Ratinger Hof geschafft hat, „die Stimmung ist draußen sowieso besser“. Und auch als das Konzert nach zwei Stunden vorbei war, ging es noch lange auf der Straße weiter.