Dieser Theaterabend wird kein leichter für Christian Friedel. So viele Male hat er seit der Uraufführung am 9. Juni 2022 als Dorian auf der Bühne gestanden. Aber wenn er mit diesem besonderen Stück am Samstag ( 13. September) aus seiner Heimatstadt Dresden, wo Dorian zwischenzeitlich gespielt wurde, zurück ans Düsseldorfer Schauspielhaus kommt, dann wird es anders sein. Zum ersten Mal wird sich der Schauspieler bei diesem Solo-Abend wirklich alleine fühlen. Denn Bob Wilson, der Schöpfer der magischen Bilderwelt nach Motiven von Oscar Wilde, hatte bis zuletzt ein Auge auf sein Werk – und auf den ihm so vertrauten und nahestehenden Schauspieler Christian Friedel. Am 31. Juli 2025 ist der große amerikanische Theatermacher gestorben.
Robert Wilson und Christian Friedel: Hand in Hand auf der Bühne
Vor drei Jahren haben sie hier noch Hand in Hand auf der großen Düsseldorfer Bühne gestanden und den Premieren-Applaus für dieses intensive Stück gemeinsam genossen: der damals 80-jährige Bob Wilson und sein halb so alter Darsteller, die seit der Produktion von „Der Sandmann“ eine innige Theaterfreundschaft verband. Der Gedanke, dass davon nun nur noch die Erinnerung bleibt, tut weh. „Unendlich traurig“, so beschreibt Christian Friedel das Gefühl, das ihn auf die Bühne begleiten wird. „Der Tod von Bob Wilson berührt mich sehr.“
Dorian im Schauspielhaus
Am Samstag, 13. September, 19.30-21 Uhr, ist Robert Wilsons Stück „Dorian“ mit Christian Friedel (auch bekannt aus dem 2024 mit zwei Oscars prämierten Film „The Zone of Interest“) im Düsseldorfer Schauspielhaus zu sehen. Die Aufführung ist ausverkauft, eventuell gibt es noch Restkarten an der Abendkasse.
Zur Tour „Dorian Live“ von Christian Friedels Band „Woods of Birnam“ ist 2023 ein XXL-Musikvideo entstanden, in dem auch Robert Wilson eine Rolle spielt. Zu sehen ist es hier.
Aber zugleich ist da auch etwas, das sein Herz trotz des Abschiedsschmerzes leicht macht: Dankbarkeit! „Darüber, dass ich mit ihm arbeiten durfte, durch ihn inspiriert wurde und so viel gelernt habe.“ Dieses Gefühl gibt Christian Friedel die Kraft, sich am Samstag mit allen Sinnen in die Rolle zu geben. „Damit noch viele andere Menschen von der Welt Robert Wilsons inspiriert werden.“ Seine Hoffnung ist, dass „so ein persönliches Stück wie Dorian und so ein großartiges Meisterwerk wie Der Sandmann“ noch lange gespielt werden.
Erinnerung an einen großen Theatermacher: Robert Wilsons magische Bilderwelt mit Christian Friedel als „Dorian“.
© Lucie Jansch
Die poetischen Bilder von Wilsons Dorian leben übrigens nicht nur auf der Bühne weiter. Mit seiner Band Woods of Birnam hatte Christian Friedel die Musik zum Stück komponiert. 2023 sind sie mit „Dorian Live“ dann auch auf Tour gegangen, haben ein Künstlerkollektiv gegründet und Robert Wilsons Bühnen-Ästhetik mit „theatralischem Indie Pop“ untermalt und ins Moderne übersetzt.
Schauspieler Christian Friedel und seine Band Woods of Birnam sind 2023 mit „Dorian Live“ auf Tour gegangen.
© Carsten Beier
„So können wir den Geist des Theaterstücks aufnehmen, ohne die Bühnenfigur zu kopieren“, hat der Sänger und Schauspieler damals erklärt. Zu Christian Friedels Lieblingssongs gehörte kurz nach Erscheinen des 6. Albums „Dorian“ das Lied „Vitae Summa Brevis“, das vielleicht ganz gut zu seiner aktuellen Stimmung passt – es ist ein Musikstück voller schmerzhaft schöner Melancholie.