In der Kolumne „Buchtipp der Woche“ wird jede Woche ein neues Kinder- oder Jugendbuch vorgestellt. Dieses Mal entdecken wir mit Anette Elsner, was im Leben wirklich wichtig ist – und das sind nicht (nur) Ordnung und Arbeit.
Herr Ernst ist so, wie er heißt. Lachen, Grimassen schneiden, Drachen steigen lassen, spielen, sich gegenseitig kitzeln: alles nichts für ihn. Bei Herrn Ernst herrscht Ordnung bis zur letzten Haferflocke in der Küche, schließlich ist er vielbeschäftigt mit sehr nützlichen Dingen.
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Das macht nervös, und wer nervös ist, nimmt oft Beruhigungstabletten. Da ist Herr Ernst wie viele andere Leute. Bis er im Radio hört, dass Katzen sehr gesund für nervöse Menschen sind und viel besser als Tabletten. Ordentlich, wie er ist, rechnet Herr Ernst nach. Stimmt: Eine Katze ist viel billiger und weniger aufwendig als Medikamente.
Von Mondrian bis Bauhaus: Überraschende Kunst im Bilderbuch
Das ist Herr Ernst. Er hat immer viel zu tun, deshalb arbeitet er auch zu Hause.
© Kraus-Verlag | Adam Pękalski
Ab und zu macht Herr Ernst Rumpfbeugen, weil das gesund sein soll. Nervös bleibt er trotzdem.
© Kraus-Verlag | Adam Pękalski
Eine Katze soll beruhigen und besser wirken als Tabletten. Deshalb geht Herr Ernst in ein Zoogeschäft und kauft einen Siamkater.
© Kraus-Verlag | Adam Pękalski
Herr Ernst ist glücklich mit seinem Kater. Wie er das geschafft hat, verrät das Bilderbuch.
© Kraus-Verlag | Adam Pękalski
Also hält ein solches Kuscheltier Einzug bei Herrn Ernst. Aber der bleibt so nervös, wie er war. Und wird noch ein klein wenig nervöser. Denn sein dicker, runder, flauschiger Kater schnurrt einfach nicht. Aber dafür hat er ihn doch gekauft, gerade das soll doch so beruhigend sein. Herr Ernst macht sich mit Kater auf zum Tierarzt. Was der Fachmann als Lösung anbietet und wie sein spröder Kunde es schafft, diese umzusetzen, ist ebenso liebevoller wie urkomischer Schluss- und Höhepunkt dieses entzückenden Bilderbuches.
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Wohl selten ist so kurz, treffend und mit liebevoller Ironie auf den Punkt gebracht worden, was Leben ausmacht, wie von Autorin Roksana Jędrzejewska-Wróbel. Illustrator Adam Pękalski setzt die i-Tüpfelchen: Schon beim Cover denkt die Leserin „Bauhaus“ und „Mondrian“. Pękalski nutzt die Charakteristika der Kunstrichtung und des niederländischen Malers hintersinnig als Ausdruck dessen, was Herrn Ernst ausmacht.
Weitere Buchtipps der Woche:
Piet Mondrian teilt seine Bilder durch schwarze Linien in strenge geometrische Formen, verwendet ausschließlich Blau, Gelb, Rot und Weiß. Die Bauhaus-Bewegung gestaltet alles zweckmäßig, ohne „Schnickschnack“ – so, wie Herr Ernst es liebt, bis hin zur Frisur. Dort hinein platziert der Illustrator einen riesigen Siamkater als gemütlichen, nicht in Form zu bringenden Gegenpol – der sehr eigensinnig Herrn Ernst zu einem glücklichen Mann macht.
Schon der Buch-Einband zeigt die Kunst: Illustrator Adam Pękalski verweist auf moderne und abstrakte Kunst. Das macht er ebenso liebevoll-ironisch, wie Autorin Roksana Jędrzejewska-Wróbel schreibt.
© Kraus-Verlag | Kraus-Verlag
Roksana Jędrzejewska-Wróbel (Text), Adam Pękalski (Illu.), Dorota Stroińska (Übers.): Herr Ernst kauft eine Katze. Kraus-Verlag, 36 Seiten, 18 Euro, ab 4