Am 29. Juni 2007 zog die National Football League (NFL) die Reißleine. Sie schloss das Kapitel NFL Europe nach 16 Jahren.

Zwei Wegmarken in der Geschichte des American Footballs in Europa. Zwei Geschichten vom Ende, die auf den ersten Blick wenig miteinander zu tun haben. Schließlich zog vor 18 Jahren die große NFL ihrem Entwicklungsprojekt in Übersee (also aus US-amerikanischer Sicht) den Stecker, und aktuell machen teilnehmende Franchsises der ELF den Fortbestand der Liga per Ausstieg wohl unmöglich.

Doch so unterschiedlich die beteiligten Parteien, so unterschiedlich die Rahmenbedingungen und Märkte zu den beiden jeweiligen Zeitpunkten, so überraschend sind drei auffällige Ähnlichkeiten, die sich im Aus 2007 und im nahenden Aus 2025 finden lassen.

Finanzielle Verluste Im Juni 2007 lag ein maßgeblicher Beweggrund für die NFL, ihre Liga in Europa zu beenden, in den finanziellen Verlusten, die diese verursachte. Die Rede war damals von 30 Millionen US-Dollar Minus pro Spielzeit. Und heute? Geht es aus Sicht der „Rebellen-Allianz“ EFA auch wieder darum, dass Klubs nicht länger gewillt sind, Geld zu verbrennen. Man erwarte keinen Gewinn, heißt es immer wieder, man investiere gerne und mit Herzblut, aber dass aus ihrer Sicht vom Ligabüro vertraglich zugesicherte Zahlungen nicht fließen, wollen elf (zwölf?) von 16 ELF-Teamownern nun auch nicht länger hinnehmen.

Strategiewechsel 2007 machte die NFL keinen Hehl daraus, welche Rolle die NFL Europe erfüllt hatte und wieso sie deswegen auch nicht länger einen Sinn ergab. NFL-Commissioner Roger Goodell (ja, der war damals auch schon im Amt) wurde wie folgt zitiert: „Ein Fundament an Footballfans in europäischen Kernmärkten wurde geschaffen, nun ist es Zeit für einen Strategiewechsel. Die nächste Phase unseres internationalen Wachstums wird sein, auf Initiativen zu setzen, die globale Effekte erzielen, die NFL zugänglicher machen und so den Erfolg unserer neuen Serie von regulären NFL-Spielen außerhalb der USA zu gewährleisten.“

2025 zielt die EFA vor allem auf einen Strategiewechsel innerhalb der Struktur der Liga ab. Die Franchises wollen ihre Ligaleitung, ihren Commissioner selbst wählen und keinem Ligabüro mehr unterstehen. Sie wollen das NFL-Modell und unter keinen Umständen mehr das ELF-Modell mit Zeljko Karajica an der Spitze. Finanzströme, Mitbestimmung, sportliche Wettbewerbsfähigkeit in der Liga – alles soll besser werden. Oder man könnte auch sagen: 2021 war die ELF eine Idee von Karajica und seinen Mitstreitern, die bei ausreichend Ownern Anklang fand, um zu Karajicas Bedingungen mitzumachen. Nach fünf Jahren aber macht das Geschäftsmodell ELF für vielen Owner keiner Sinn mehr, und das Vertrauen in die eigene Stärke ist groß genug geworden, es besser machen zu können.

Ligenstruktur Was 2007 und 2025 noch verbindet, ist das jeweilige Binnenverhältnis zwischen Ligaleitung und Franchises. In der NFL Europe gab die NFL-Zentrale in New York quasi fast alles vor, in der bestehenden ELF wird die Liga von Hamburg und München aus gesteuert – und die Franchises beklagen ein zu geringes Maß an Partizipation.

Die „International Series“ der NFL, die die NFL Europe ablöste, wurde bekanntermaßen ein voller Erfolg und wird immer weiter ausgebaut. Ob ein ELF-Nachfolgeprodukt der EFA auch ein voller Erfolg wird, muss die Zeit zeigen. Gelingt das, gäbe es zwischen 2007 und 2025 noch eine vierte auffällige Ähnlichkeit.