Ein Gemälde auf dem zwei Männer mit verschwommenem Kopf zu sehen sind.

AUDIO: Von Breughel zu Banksy: 200 Jahre Sammlung (4 Min)

Stand: 13.09.2025 06:00 Uhr

Eine Ausstellung wie aus dem Museum, aber mitten in Pinneberg: Die Drostei zeigt ab 19. September 80 Meisterwerke aus fünf Jahrhunderten. Von Brueghel bis Banksy, kuratiert vom Sammler-Ehepaar Christian und Sarah Boetticher.

von Corinna Below

Das ist eine kleine Sensation: Die Drostei zeigt in ihrer kommenden Ausstellung eine Sammlung mit 80 Werken von Künstlern aus fünf Jahrhunderten, die sonst nur in Metropolen zu sehen sind: von Jan Brueghel bis Banksy. Dahinter steht ein Pinneberger Ehepaar, dass die Sammlung zu seinem 200. Jubiläum eigentlich nur in kleinem Rahmen zeigen wollte.

Hängung großer Bilder gar nicht so leicht

Drei Männer versuchen ein großes, schweres und wervolles Bild vom Boden zu heben.

„Das Martyrium des heiligen Sebastian“ von Maler Anthonis van Dyck.

Das hat es in der Drostei in Pinneberg noch nicht gegeben. Ein Bild des berühmten flämischen Malers Anthonis van Dyck. Es ist sogar eines seiner Lieblingsmotive – gar nicht so einfach es aufzuhängen. Drei Männer braucht es dafür. Die Chefin des Hauses, Stefanie Fricke, schaut ganz genau zu. Das Bild ist 2,05 mal 1,13 Meter groß und trägt den Titel: „Das Martyrium des heiligen Sebastian.“ Zu sehen ist ein leidender, sterbender Heiliger. Gemalt hat van Dyck diese Version im Jahre 1624/25. Mit dem Rahmen wiegt das Bild 126 Kilogramm.

Andreas Klare ist Experte für die Hängung von Bildern und extra aus München angereist. „Die Bilder sind von Hause aus nicht mehr gerade, die sind alle verzogen, bedingt durch das Holz und durch das Alter des Holzes. Dadurch ist es immer schwierig, es gerade an die Wand zu bringen.“ Schließlich seien auch historische Wände krumm, deshalb brauche es viel Gefühl, damit das sicher an der Wand hängen kann. Drei Tage haben sie angesetzt, um 80 Bilder zu hängen. Es sind Bilder aus fünf Jahrhunderten, teilweise Werke aus dem 17. Jahrhundert, zum Beispiel von Jan Brueghel, dem Jüngeren bis hin zu moderner Kunst von noch lebenden Künstlerinnen und Künstlern.

Hälfte der Sammlung wird zum ersten Mal gezeigt

Drei bunte Bilder stehen auf einem Boden nebeneinander, Bilder von Roy Lichtenstein.

In der Drostei Pinneberg wird eine private Sammlung ausgestellt, unter anderem mit Werken von Banksy und Warhol.

Im zentralen, großen Raum der Drostei wird der alte Teil der Sammlung gezeigt – Werke deutscher Maler aus dem 18. und 19. Jahrhundert. 1825 hatte der Kaufmann Thomas Beuys in Hamburg sein erstes Bild gekauft und damit die Sammlung begründet. Sein Ur-Ur-Urenkel ist Christian von Boetticher. Er hat gemeinsam mit seiner Frau einige Bilder dazu gekauft. Die Hälfte der Sammlung zeigen sie jetzt zum ersten Mal. „Wir wollten es gerne in diesem Jahr machen, weil in diesem Jahr die Sammlung 200 Jahre alt wird. Deshalb haben wir gesagt, wenn wir uns da noch irgendwo mit ein, zwei Wochen dazwischen quetschen können, dann sind wir glücklich.“

Aber damit war Stefanie Fricke von der Drostei wiederum nicht einverstanden. „Im Grunde macht es keinen Unterschied, ob ich eine Ausstellung zwei Wochen hänge oder acht Wochen, der Aufwand ist der gleiche. Es war klar, ich muss die gesamte Ausstellungsplanung fürs zweite Halbjahr über Bord werfen, wenn ich das mache.“ Dann kam ihr die Idee, die Bilder für einen längeren Zeitraum zu hängen und für die Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Dem stimmte das Ehepaar zu und war glücklich.

Ehepaar von Boetticher ist jetzt schon begeistert

Ein Mann steht in der Mitte von zwei Frauen. Hinte ihnen hängen wertvolle Bilder.

Das Ehepaar von Boetticher mit Leiterin der Drostei Pinneberg Stefanie Fricke.

Die meisten Bilder stehen noch auf dem Boden, dort, wo sie hängen sollen. Das Ehepaar von Boetticher ist aber jetzt schon begeistert. „Wir haben den Van Dyck zum Beispiel auch noch nie so hängen gesehen. Bei uns zu Hause haben wir eine Deckenhöhe von 2,50 Meter, da wird es mit dem Rahmen schwierig, außer man stellt ihn quer an die Wand,“ erklärt Sarah von Boetticher, Ehefrau von Christian von Boetticher.

„Hier haben wir die einmalige Chance für uns selbst die Bilder unserer Sammlung thematisch zu hängen, nach Maler, wer war mit wem befreundet, welche Malerschule ist das, ist das ein Italienbild, ist das ein Bild aus dem Norddeutschland? In der Form haben wir das zu Hause noch nie machen können“, sagt Christian von Boetticher. Seine Frau ergänzt: „Hier hat man wirklich den Eindruck, hier leben die Bilder und man erlebt sie ganz anders.“

Werke von Liebermann, Banksy, Warhol und Richter

Ein Bild, auf der eine rote Dose zu sehen ist, steht auf dem Boden vor einen Kamin gelehnt.

Ein Bild von Andy Warhol in der Drostei Pinneberg.

Mit dabei sind ein Selbstporträt von Max Liebermann, Drucke von Roy Lichtenstein und Andy Warhol, aber auch Werke von Gerhard Richter und Banksy. Auch das hängt noch nicht an der Wand. Es zeigt eine Kunstauktion aus den 1980er-Jahren, auf der ein Gemälde von Vincent van Gogh für 40 Millionen Dollar versteigert wurde. Später stellte sich heraus, es war eine Fälschung. Auf dem Bild, was versteigert wird, sieht man, statt des Bildes, den Text von Banksy: „I can’t believe you morons actually buy this shit“.

„Ich finde das schon besonders, da wird nicht die eine oder andere Epoche vertiefend dargestellt, sondern ganz gleichberechtigt arbeiten von vor 500 Jahren von einem Cranach in der gleichen Wertigkeit wie ein Warhol, ein Richter oder auch einer von unseren norddeutschen Realisten von Warwas. Ich bin wirklich froh über diese Ausstellung und hoffe, dass das genauso auch bei den Menschen ankommt“, betont Stefanie Fricke. Große Kunst im kleinen Pinneberg. Die Ausstellung mit dem Titel „Von Brueghel zu Banksy – 200 Jahre Sammlung von Boetticher“ ist ab dem 19. September in der Drostei zu sehen. 

Menschen fotografieren ein Kunstwerk von Banksy an einem Gerichtsgebäude in London.

Der geheimnisvolle Streetart-Künstler Banksy hat erneut zugeschlagen – diesmal an der Mauer eines eigentlich streng bewachten Gerichtsgebäudes in London. Lange war das Werk jedoch nicht zu sehen.

Eine überdimensionierte Möwe auf eine Mauer gesprüht, es wirkt, als würde sie sich auf den davorstehenden Müllcontainer stürzen

Die Graffiti des Streetart-Künstlers Banksy in der ostenglischen Stadt Lowestoft sind ein Touristen-Magnet. Vor allem eine überdimensionierte Möwe an einer Hauswand lockte Menschen an. Doch nun ist beides weg.

Aufbau der Banksy-Ausstellung.

Die Ausstellung zeigt Fotos von Werken und Originalprints des Künstlers, der Gesellschaft und Politik satirisch kommentiert.

Ein Bild von Banksy, welches eine Person zeigt, die mit einem Einkaufswagen hinunterfällt.

Mit Banksy wird die leerstehende Druckerei der Ostseezeitung im Rostocker Stadtzentrum wiederbelebt. Die Schau läuft bis zum 14. Dezember.