Hat die Stadt Wiesbaden die Interessen von Eltern, Schülern und Lehrern der Fluxusschule ignoriert? So lautet ein Vorwurf im Streit um die Schule für Kinder mit geistigem Förderbedarf. Hintergrund des Streits ist der geplante Standort für eine Übergangslösung an der Rheingaustraße im Stadtteil Biebrich ganz in der Nähe der Schiersteiner Brücke und damit der Autobahn 643. Die Eltern und Lehrer meinen, dass der Standort für die Kinder sehr ungünstig ist, weil dort durch die Autobahn Schadstoffe in der Luft seien, der Rhein zu nahe ist und das Gelände einst mit Chemikalien kontaminiert war. Trotz der Proteste hat die Mehrheit von SPD, Grünen, Linken und Volt in der Stadtverordnetenversammlung beschlossen, dass erst einmal weiter mit diesem Standort geplant wird, aber es könnte auch eine bessere Alternative geben.

Die Fluxusschule hat in Wiesbaden zwei Standorte, und die Außenstelle im Stadtteil Breckenheim kann nur bis Juli nächsten Jahres genutzt werden. Dort soll das Entwicklungsprojekt „Neue Mitte“ auf dem Gelände der Grundschule entstehen. Wegen steigender Schülerzahlen und der bislang ergebnislosen Suche nach einem von allen Beteiligten akzeptierten neuen Übergangsstandort, fiel die Wahl auf die Biebricher Rheinwiesen. Das aber wollen die Eltern nicht hinnehmen und hatten der Stadt den Hinweis gegeben, dass ebenfalls in Biebrich neben der Waldorfschule zwischen der Albert-Schweitzer-Allee und der Zaberner Straße ein möglicher Ort für die aufzustellenden Container zur Verfügung stehen könnte.

Laut dem Schuldezernent Hendrik Schmehl (SPD) prüft die Verwaltung nun diesen Standort, mit der benachbarten Waldorfschule sei ein erstes positives Gespräch geführt worden. Das Areal liegt aber in direkter Nachbarschaft zur Kläranlage Biebrich und es kann sein, dass diese ihren Betrieb erweitern muss, wenn eine vierte Klärstufe zur Pflicht wird. Ob es trotzdem möglich ist, dort eine Übergangslösung zu finden, will Schmehl prüfen lassen und stellte während der Stadtverordnetenversammlung in Aussicht, dass er den Runden Tisch in etwa sechs Wochen darüber informieren werde.

Da das nicht sicher ist und die Kinder nicht weiter in Breckenheim unterrichtet werden können, votierten die Stadtverordneten dafür, die Planungen für den umstrittenen Übergangs-Standort fortzusetzen. Sollten die Alternativen scheitern, müssten die Kinder dort zumindest zeitweise unterrichtet werden. Schmehl begründete das damit, dass die Verwaltung einen Vorlauf von etwa einem Jahr benötige, um diesen Standort einzurichten. Daher könne man den Antrag nicht verschieben, wie dies die FDP-Fraktion zu Beginn der Sitzung gefordert hatte. Sollte es möglich sein, neben die Waldorfschule zu ziehen, wird diese Option gezogen. Zudem plant die Stadt dauerhaft eine dritte Förderschule mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung und es gebe bereits Überlegungen für einen neuen Standort.