Beim Stichwort Demokratie denken vermutlich alle direkt an Wahlen. Auch zu demonstrieren oder sich in Parteien zu engagieren, gehört für viele dazu. Dass Demokratie aber schon viel früher als erst bei der großen Politik beginnt, soll die neue Ausstellung „WE … TOGETHER gemeinsam. demokratisch. handeln.“ zeigen, die am Mittwoch im NS-Dokumentationszentrum eröffnet wird.
Aktuell stehe unsere Demokratie auf dem Spiel, Schaden zu nehmen, ist sich das Kuratoren-Team bestehend aus Ilja Gold und Bastian Schlang vom NS-DOK, Dominik Fasel vom Museumsdienst und der freien Kuratorin Shavu Nsenga sicher. Deswegen sollen Besucher der Ausstellung dazu motiviert werden, selbst aktiv zu werden. Vielleicht nicht im ganz Großen, aber auf jeden Fall im Kleinen. Schon im Eingang steht eine Wahlurne für ausgefüllte Flyer. Auf diesem dürfen sich Besucher zu den Fragen „Warum kommst du in die Ausstellung? Was interessiert dich an den Themen?“ äußern. „Die aktive demokratische Beteiligung soll in den Fokus gestellt werden – und das konkret vor Ort in Köln“, sagt Schlang. Die wesentliche Fragen der Ausstellung lauten: Wo findet Demokratie statt, ohne dass es explizit draufsteht? Und wie kann jeder einzelne selber ins Handeln kommen?
Unsere Ausstellung ist nicht fertig, weil Demokratie nie fertig ist.
Kurator Ilja Gold
Die Sonderausstellung im Gewölbekeller des neueren Gebäudeteils fordert die Partizipation ihrer Gäste. So besteht der erste Raum aus einer Werkstatt. Ob auf Papier, per Audio-Datei oder Foto – wer mag, kann sich zu gesellschaftlichen Fragen äußern, seine Meinung kundtun und diese mit anderen Besuchern teilen, indem sie veröffentlicht wird. So können die Menschen miteinander ins Gespräch kommen über die Dauer der Ausstellung hinweg. „Unsere Ausstellung ist nicht fertig, weil Demokratie nie fertig ist“, sagt Gold. Vielmehr solle der Prozess dargestellt werden. „Deswegen ist die Interaktion zwischen den Gästen ein zentraler Baustein der Ausstellung.“
Die Bausteine für eine gelungene Diskussion sind für jeden unterschiedlich und können neu sortiert werden.
Copyright: Thomas Banneyer
Fünf Themenräume zeigen Möglichkeiten, sich demokratisch und gemeinsam zu engagieren bei den Themen Wohnen („we live together“), Arbeiten (work), Feiern (party), Erinnern (remember) und beim Schaffen gemeinsamer Räume (build). Mitgearbeitet haben daran Kölner Vereine wie „Kulturhof Kalk“, „tausendsechs“, der ein solidarisches Wohnprojekt in Dellbrück betreibt, „interKultur“ zum Keupstraßen-Attentat oder auch „TIBA Movement“, der sich für die Repräsentation und Sichtbarmachung von Black und Brown Künstlern in der elektronischen Musikbranche einsetzt. Wichtig war den Ausstellungsmachern, dass die Gruppen ihr Engagement zeigen können und den Gästen damit klar wird, dass jeder mit anderen gemeinsam etwas bewirken kann. Zudem hat eine zehnte Klasse des Erich Kästner-Gymnasiums zahlreiche Menschen in einem Videoprojekt zu den verschiedenen Bereichen befragt.
Miteinander ins Gespräch kommen
Zu jedem der fünf Themen wird es eine Podiumsdiskussion geben. Die erste zum Thema Arbeit findet am Donnerstag, 25. September, um 18 Uhr statt. Zum Einsatz kommt dann das sogenannte „Graphic Recording“, bei dem die Veranstaltung visuell mit Zeichnungen protokolliert wird. Das Ergebnis wird wiederum Teil der Ausstellung, die Diskussion dadurch im Nachgang für jeden erlebbar.
Zwar legt die Ausstellung ihren Schwerpunkt auf Köln, aber die Fragen haben natürlich über die Domstadt hinaus Bedeutung. „Demokratie betrifft uns alle. Egal, wie alt wir sind, das geht uns alle an“, sagt Gold. Und Schlang ergänzt: „Demokratie als aktives Tun im Alltag – wir haben die Hoffnung, Menschen dazu zu motivieren, sich zu beteiligen.“
Die Ausstellung „WE … TOGETHER gemeinsam. demokratisch. handeln.“ im NS-DOK, Appellhofplatz 23-25, wird am Mittwoch, 17. September, um 19 Uhr eröffnet und ist bis zum 1. März 2026 zu sehen. Das Begleitprogramm gibt es online.