Berlin – Sie benannten sich nach den Schurken im Lucky-Luke-Comic, wollten offenbar Schutzgeld erpressen und sollen einem Geschäftsmann in die Beine geschossen haben. Zwei Prozesse in Berlin enthüllen das Treiben der selbst ernannten Dalton-Bande.

Zur Erinnerung: In den Comics um Westernheld Lucky Luke gibt es die vier Dalton-Brüder. Einer ist schlau, der ist der Boss. Die anderen sind ein bisschen dämlich und machen, was ihnen gesagt wird. So soll es auch bei den Daltons von Berlin gewesen sein: Ihr Anführer ließ seinem Erzfeind laut Anklage heimtückisch in die Beine schießen.

Die Bande sitzt seit April 2025 im Knast, vor Gericht am Dienstag hinter Panzerglas. Schlaukopf Ahmet D. (34) soll sich am Telefon gern als „Ahmet von den Daltons“ vorgestellt haben, wenn es in Berlin um Schutzgeld-Erpressung ging.

Der Angeklagte Alican C. (20) soll insgesamt neun Schüsse auf zwei Supermärkte in Spandau und Wilmersdorf abgegeben haben

Der Angeklagte Alican C. (20) soll insgesamt neun Schüsse auf zwei Supermärkte in Spandau und Wilmersdorf abgegeben haben

Foto: Olaf Wagner

Mit ihm soll nicht zu spaßen gewesen sein: Laut Anklage ordnete er die „Bestrafung“ des Berliner Geschäftsmannes Mustafa M. (36) an, der sich ihm angeblich zum „Feind“ gemacht hatte – warum auch immer, das bleibt im Dunkeln.

Mehr zum ThemaSieben Schüsse in die Beine

Die Drecksarbeit erledigten laut Anklage die kleinen Lichter bei den Berliner Daltons: Eyüp Y. (21, Schmalzlocken) soll der Waffenträger, Bedri C. (21, Kindergesicht) der Schütze gewesen sein. Die Angeklagten haben alle denselben Geburtsort in der Osttürkei. Fast wie im Wilden Westen feuerten sie laut Anklage am 30. März 2025 auf einem Spandauer Brauereihof-Parkplatz: Sieben Pistolen-Schüsse trafen M. von hinten in die Beine.

März 2025: Mehrere Kugeln schlugen in diesen Supermarkt in Berlin-Spandau ein

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Foto: Olaf Wagner

In ihrem Unterschlupf fand die Polizei einen Haufen Patronen unter dem Sofa und diverse Mobiltelefone im Mülleimer. Der Schütze gibt die Schüsse zu („Ich kann mir auch nicht erklären, wie ich diesen schweren Fehler machen konnte“), die anderen schweigen. Die Vorwürfe: gefährliche Körperverletzung und unerlaubter Waffenbesitz. Das Urteil wird am 5. November gesprochen.

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Foto: imago images/Everett Collection

Bereits am Montag stand in einem zweiten Verfahren Alican C. vor Gericht. Er gestand, auf mehrere Supermärkte in Berlin geschossen zu haben – als Drohung, um Schutzgeld zu erpressen. Auch er gehört zu den Daltons, sagt: „Ich habe doch nur gemacht, was man mir gesagt hat.“ Klingt alles nicht besonders schlau – wie bei Averell Dalton und seinen Brüdern.