„Ich habe heute richtig Lust auf diesen Tag“, ließ ich Bürgermeister Steffen Klieme am Morgen des großen Festtages am Sonnabend in Neustadt-Glewe vernehmen. Da hatte er nicht nur einen langen Festabend am Freitag hinter sich, sondern auch noch den großen Festumzug mit dem Bürgermeistertreffen vor sich. Das volle Programm des Wochenendes war alles andere als ein Wunder. Ging es doch nicht nur um den 777. Geburtstag der ersten Erwähnung der Stadt, sondern um das Fest der größten Städtepartnerschaft Europas.
Neustadt-Glewe hatte sich nach 1998 zum zweiten Mal um die Ausrichtung des Treffens der Neustädte in Europa beworben und das seit Monaten viel Akribie und Fleiß vorbereitet. Von den 35 Städten, die aktuell zur Gemeinschaft gehören, hatten immerhin 25 Delegationen geschickt. Hunderte Gäste aus den Neustädten waren in den Hotels rund um die Stadt untergekommen und sorgten nicht nur im Festzelt am Freitagabend für gute Stimmung. Zu den Füßen der Burg war in Zusammenarbeit mit der Firma Music-Eggert ein gut 1000 Menschen fassendes Zelt aufgebaut worden, in dem dann Hunderte bis in den Morgen feierten.
Lebendig und agil, Mitglieder des Sportvereins im Festumzug. (Foto: Mayk Pohle)
Riesiger Festumzug mit 54 Formationen
Den eigentlichen Höhepunkt gab es dann am Sonnabend mit dem großen Festumzug mit insgesamt 54 einzelnen Formationen. Hier marschierten die Einheimischen bunt gemischt mit den Abordnungen aus den anderen Neustädten. Vorneweg eine Musikformation aus Tschechien, die kurzfristig an die Spitze gesetzt wurde. Stark vertreten neben etlichen Firmen waren auch Firmen und die Vereine der Stadt, die den Umzug zum Teil lange vorbereitet hatten. Die Mitarbeiter des Organisationsteams unter den Fittichen der emsigen Stadtverwaltung hatten alle Hände voll zu tun, den langen Zug zu ordnen. Der setzte sich bei gutem Wetter zwar mit einiger Verspätung in Bewegung, doch Hunderte Bürger am Straßenrand warteten mit großer Geduld auf das Spektakel. Das Wetter spielte beim Umzug dann auch noch mit.
Von dem Festwochenende wird man in Neustadt-Glewe noch lange sprechen. (Foto: Mayk Pohle)
Treffen der Neustädte gibt es bereits seit 1979
Den offiziellen Teil gab es dann später bei der Bürgermeisterrunde im Hotel Schloss Neustadt-Glewe. Die Treffen der Städte in Europa, die Neustadt im Namen tragen, gibt es bereits seit 1979. Und bis auf eine Ausnahme sind die jetzt jährlich stattfindenden Treffen bis 2033 schon fest verbucht. Auf Neustadt-Glewe aus Mecklenburg folgt im kommenden Jahr Bergneustadt im Bergischen Land in Nordrhein-Westfalen. All das passiert freiwillig, gesteuert von einer Arbeitsgemeinschaft, die auch eine Geschäftsstelle unterhält. Simone Schulz, Stadtpräsidentin von Neustadt-Glewe formulierte es am Freitag im Festzelt so: „Wir fühlen uns als eine große Familie, lernen einander kennen und schätzen. Das Treffen ist ein Geschenk an unsere Stadt und ein Beweis für ein gelebtes Europa.“ Dass das auch in die andere Richtung gehen kann, zeigt der Austritt einer polnischen Stadt, der offenbar unter politischem Druck zustande kam.
Neustädte wollen der Vergreisung entgegenwirken
Künftig könnte die Familie der Neustädte in Europa noch größer werden. Die Geschäftsstelle hat mögliche neue Partner in Italien, Kroatien, Portugal und Spanien ausgemacht. Diese Städte sollen nun angeschrieben werden. Auch in Frankreich wollen die Neustädter fündig werden. Während es an möglichen Partnerstädten keinen Mangel zu geben scheint, sieht es bei der Begeisterung der Jugend schon anders aus. In den Delegationen überwog doch sichtbar die ältere Generation. Mit einem Neustädter Jugendfestival, das in den kommenden Jahren starten könnte, soll der zunehmenden Überalterung bei den Treffen entgegengewirkt werden.