Stand: 18.04.2025 11:06 Uhr
Am 22. April 2024 verschwand der sechsjährige Arian in Bremervörde-Elm (Landkreis Rotenburg). Zwei Monate später wurde der autistische Junge gefunden – tot auf einer Wiese. Ein Rückblick.
Den Abend seines Verschwindens verbringt Arians Familie zuhause. Ohne Jacke und ohne Schuhe begibt sich der Sechsjährige alleine nach draußen, wie später Bilder einer Überwachungskamera zeigen. Als die Eltern ihren sechsjährigen Sohn nirgends finden können, alarmieren sie die Polizei. Dann beginnt eine der aufwendigsten Suchaktionen nach einem vermissten Kind in ganz Deutschland.
Fundort nur wenige Kilometer vom Zuhause entfernt
Hunderte Einsatzkräfte und freiwillige Helferinnen und Helfer durchkämmen die Umgebung, ein Tornado der Bundeswehr und ein Hubschrauber suchen vom Himmel aus. Erfolglos. Zwei Monate vergehen, bis die traurige Gewissheit folgt: Arian ist tot. Gefunden wurde der Junge von einem Landwirt auf einer Wiese in Behrste-Estorf (Landkreis Stade), nur wenige Kilometer von Arians Zuhause entfernt. Hinweise auf ein Fremdverschulden gibt es nicht.
Bunte Ballons, Feuerwerk und Kinderlieder
Besondere Aufmerksamkeit erlangte der Fall Arian auch, weil seine Familie und die Ermittlerinnen und Ermittler ungewöhnliche Versuche unternahmen, um das autistische Kind zu finden. Denn: Der Junge war unter anderem dafür bekannt, nicht auf Ansprachen zu reagieren und sich gerne zu verstecken. Um ihn anzulocken, wurden etwa bunte Ballons und Süßigkeiten aufgehängt, Feuerwerk gezündet und lautstark Kinderlieder abgespielt.
Suche nach Arian wird weiter aufgearbeitet
Seit dem Tod von Arian arbeiten Feuerwehr und Polizei intern die Suche auf. Hinterfragt wurde nach dem Leichenfund auch, wieso das Kind zuvor nicht entdeckt wurde. Der Fundort befand sich in einem Bereich, in dem Einsatzkräfte mehrfach nach dem Kind gesucht hatten. Von Schuldzuweisungen hatten sich die Sprecher der Behörden damals jedoch distanziert.
Verständnis und Vertrauen unter Einsatzkräften gewachsen
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Eine Obduktion hat ein Fremdverschulden ausgeschlossen. Woran das Kind starb, teilte die Polizei bislang nicht mit.
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Eine positive Folge der gemeinschaftlichen Suchaktion: „Die Welle der Hilfsbereitschaft und das starke Zusammengehörigkeitsgefühl wirken bis heute nach – sowohl innerhalb der Einsatzkräfte als auch in der Bevölkerung“, sagte ein Sprecher der Feuerwehr nun ein Jahr nach dem Verschwinden des Jungen. Das gemeinsame Handeln „unter außergewöhnlichen Bedingungen“ habe das Verständnis und Vertrauen untereinander weiter gefördert.
Kein öffentliches Gedenken geplant
Aus Rücksicht auf die Angehörigen wird es in diesem Jahr kein öffentliches Gedenken geben, wie eine Sprecherin der Stadt Bremervörde mitteilte. Kurze Zeit nach dem Leichenfund hatte die St. Michael Kirche in Bremervörde für all diejenigen geöffnet, die Abschied nehmen wollten. Die Kirche wurde damals unter anderem mit Luftballons geschmückt, die Arian mochte. Auf einem Kranz der Familie hieß es: „Du bist nicht mehr da, wo du warst, aber du bist überall, wo wir sind“.
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Knapp 650 Minderjährige galten laut dem LKA Mitte März als vermisst. Vor einem Jahr hatte der Fall Arian für Aufsehen gesorgt.
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Die Ermittler wollen unter anderem klären, warum der Sechsjährige aus dem Raum Rotenburg bei der Suche nicht gefunden worden ist.
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Der Polizeisprecher hofft weiter auf ein Lebenszeichen, der Bürgermeister bedankt sich – und ein Helfer erklärt, was die Suche erschwert.
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Die Resonanz auf die Spendenaktion einer Freundin der Familie war enorm. Sie hat 33.000 Euro eingebracht.
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