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Der Chef des christdemokratischen Parteienbündnisses will das von der EU beschlossene Aus für Verbrenner zurücknehmen – zur Stärkung der Autoindustrie.
Brüssel – Seit die EU 2023 eine Senkung der Pkw-Emissionen um 100 Prozent beschlossen hat, was das Aus für Verbrennungsmotoren bedeutet, wird über diesbezügliche Maßnahmen debattiert. Das Verbrenner-Aus sieht ein Verbot von Verbrennermotoren bei Neuwagen ab 2035 vor. Die einen fordern aufgrund des Klimawandels eine radikale Umkehr im Umgang mit dem CO₂-Ausstoß von Pkw und verweisen auf die Elektromobilität. Die anderen plädieren für „Technologieoffenheit“ und betonen das Misstrauen vieler Autofahrer in Elektrowagen.
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Nun scheint ein Wandel im politischen Denken stattzufinden: „Die gesetzlich vorgesehene Überprüfung wird so bald wie möglich durchgeführt“, teilte ein Sprecher von Industriekommissar Stéphane Séjourné am Freitag (12. September 2025) nach einem Treffen von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen mit Vertretern der Autoindustrie in Brüssel mit. Bisher war eine Überprüfung für 2026 vorgesehen.
EVP-Chef Weber will das „Aus vom Verbrenner-Aus“
Weiter geht der Chef der Europäischen Volkspartei (EVP), Manfred Weber (CSU). Er versprach eine baldige Abkehr vom geplanten Verbot: „Ich verspreche den Europäern das Aus vom Verbrenner-Aus“, sagte Weber der Welt am Sonntag. „Dafür kämpfen wir hier in Brüssel schon lange – und im Herbst werden wir liefern.“ Er halte zwar am Ziel der Klimaneutralität fest, aber der Weg dorthin müsse offen bleiben.
In einem „Vier-Punkte-Auto-Versprechen für Europa“ fordert Weber dem Bericht zufolge neben der Rücknahme des Verbrenner-Verbots die Gründung einer virtuellen Auto-Universität in Europa und den Einsatz von KI-Gigafabriken zur Fahrzeugentwicklung und Mobilitätsforschung. Zudem will er demnach ganze Regionen als Testgebiete für Innovationen wie autonomes Fahren nutzen und einen „intensiven Dialog mit den Beschäftigten der Auto-Industrie“ führen.
EVP-Chef Manfred Weber: „Es ist wichtig, dass wir Jobs in der Autoindustrie sichern und die Arbeiter für uns gewinnen.“ © Michael Kappeler/dpaWeber will Unterstützung der Sozialdemokraten bei EU-Plänen für Verbrenner
„Die ideologischen Fehler der vergangenen Legislaturperiode müssen korrigiert werden“, sagte Weber und rief die Sozialdemokraten zur Unterstützung auf. „Es ist wichtig, dass wir Jobs in der Autoindustrie sichern und die Arbeiter für uns gewinnen.“ Womöglich lasse sich auf diese Weise auch der Aufstieg der Rechtspopulisten verlangsamen.
Der Automobilclub ADAC kritisiert die anhaltenden „Grundsatzdebatten“ über die Zukunft der Elektromobilität. „Die Zulassungszahlen steigen, die Fahrzeugkäufer lassen sich stärker auf Elektromobilität ein“, sagte ADAC-Technikpräsident Karsten Schulze den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Samstagsausgaben). „Deshalb sollte der EU-Rechtsrahmen jetzt zügig geklärt und die ständigen Grundsatzdebatten dann beendet werden.“ (Quelle: dpa, AFP) (ktho)