Mit 14 Jahren schrieb Lea Melcher ihren ersten Fantasy-Roman. Später veröffentlichte die Autorin auch mehrere Kinderbücher, entdeckte das Illustrieren für sich und feierte jetzt im August mit „Cat People“ ihr Graphic-Novel-Debüt. Ihren bisher größten Erfolg hatte die Mainzerin jedoch mit der Romantasy-Reihe „Buttercream Witch“, in der die magische Tortenbäckerin Millie gegen das Aufkeimen dunkler Magie kämpft – unterstützt von den anderen Hexen ihres Dorfes, einer tollpatschigen Fledermaus und dem doch nicht ganz so unscheinbaren Paketboten Remington. Im Oktober 2025 soll das Spin-Off „Werecat Café“ erscheinen, das in derselben Welt spielt.

Romantasy-Hype und ein Zuckerschock

Das Genre Romantasy, eine Mischung aus Liebesgeschichte (Romance) und Fantasy, wird seit einigen Jahren immer beliebter auf dem Buchmarkt und hat mittlerweile eine riesige Fangemeinde in den sozialen Medien. Die Hoffnung, von dieser Erfolgswelle zu profitieren, sei aber nicht der Grund dafür gewesen, dass die Mainzer Autorin sich für dieses Genre entschieden habe.

„Die Idee hatte ich im Sommer 2023 beim Tortenbacken“, erzählt Melcher (31) im Merkurist-Gespräch. Zu dieser Zeit sei ihr das Schreiben besonders schwergefallen. „Und dann habe ich einen kleinen Zuckerschock bekommen, glaube ich“, sagt sie lachend. Die Torten und der künstlerische Aspekt des Verzierens hätten sie so sehr inspiriert, dass sie die magisch angehauchte Liebesgeschichte von Millie und Remington innerhalb von drei Wochen runtergeschrieben habe. „Ich habe auch gar nicht wirklich viel Werbung gemacht, weil ich dachte, das ist einfach ein Projekt für mich, für meine Freunde und um die Freude am Schreiben zurückzubringen.“

„Kinderbücher für Erwachsene“

Dann die Überraschung: Die selbstverlegte Dilogie „Buttercream Witch“ und „Buttercream Magic“, ergänzt von der Novelle „Buttercream Christmas“, habe sich viel besser verkauft als ihre bisherigen Bücher, die größtenteils bei bekannten Verlagen erschienen sind. „Ich habe damit gerechnet, dass ich vielleicht hundert Stück verkaufe – und jetzt habe ich über tausend verkauft.“ Irgendwann habe sich Melcher sogar ein externes Lager angemietet, um die neuen Buchsendungen aus der Druckerei nicht immer in den vierten Stock ihrer Altstadt-Wohnung schleppen zu müssen. „Bei einem Verlag sind ein paar Hundert Bücher nichts, bei mir ist das viel“, sagt sie. „Ich verpacke jedes Buch einzeln in Geschenkpapier, das ich extra zu den jeweiligen Büchern designt habe“, sagt sie. „Ich liebe solche Kleinigkeiten, die das Haptische von Büchern zurückbringen. Und ich merke auch, dass es den Leuten gefällt.“

Positives Feedback habe Melcher auch zum Inhalt der „Buttercream Witch“-Bücher erhalten. „Ich beschreibe das manchmal gerne als Kinderbücher für Erwachsene“, erklärt die Autorin. „Die Geschichte nimmt sich nicht so ernst, es gibt viele spielerische und quatschige Aspekte.“ Ob beim Tortenbacken, positiv dargestellten Sexszenen oder der allgemein herrschenden Herbst-Stimmung: Gemütlichkeit ist das Stichwort. „Cozy“ ist eine Unterkategorie des Romantasy-Genres, das vor allem im englischsprachigen Raum bekannt ist – und aus Melchers Sicht einen guten Gegenpol zur komplexen Realität bietet. „Viele Leserinnen schreiben mir, dass man mit der Welt draußen, die gerade unsicher und beängstigend ist, besser klarkommt, wenn man sich mal kurz zurückziehen kann in eine heile Welt.“

Das Mainzer Stadtgefühl

Diese „heile Welt“ spielt bei Melcher im imaginären englischen Dorf Snickerford. Die Inspiration dafür habe sie aber nicht in England gefunden, sondern direkt an dem Ort, an dem sie schreibt: Mainz. „In meinen Büchern gibt es eine enge Dorf-Community und ich empfinde die Mainzer Innenstadt auch so“, sagt sie. „Ich treffe ständig bekannte Leute, wenn ich rausgehe, und jeder hat so seine Lieblingsorte, wo man ständig hingeht. Ich finde das schrecklich gemütlich, in Mainz ist alles so entschleunigt.“

Das gemütliche Mainzer Stadtgefühl soll sich auch im neuen Buch „Werecat Café“ widerspiegeln, das am 1. Oktober erscheint. Darin geht es ebenfalls um die magische Snickerford-Welt, allerdings mit einer zuvor eher unscheinbaren Figur in der Hauptrolle. Die Geschichte der magischen Tierärztin Dorothy Murphy, die einen Werkatzen-Fluch brechen muss und dabei einem schuldengeplagten Cafébesitzer näherkommt, wird vermutlich nicht das einzige Spin-Off bleiben. „Vielleicht kommt da nächstes Jahr noch was“, verrät Melcher. „Da gibt es einfach so viele witzige Sachen, die man machen kann, so viele Anknüpfungspunkte für ein bisschen absurde, quatschige Ideen.“

Erste eigene Graphic Novel: „Cat People“

Doch auch Buchprojekte außerhalb des Romantasy-Genres stehen für Melcher weiterhin auf dem Programm. Erst im August erschien ihr Buch „Cat People“ im Coppenrath Verlag, ihre erste Graphic Novel über zwei Katzenliebhaber, die durch einen Zufall zusammen Silvester verbringen. „Es war natürlich ein großer Traum von mir, das mal zu machen, weil es eben Schreiben und Illustrieren so verbindet“, erklärt sie. Auch die filmähnliche Erzähltechnik reize sie als studierte Filmwissenschaftlerin sehr. „Wenn ich die Zeit hätte, würde ich das viel öfter machen, weil ich das Format echt toll finde – aber es ist leider sehr aufwendig.“

Im Gegensatz zur „Buttercream Witch“-Reihe ist „Cat People“ schon für Kinder ab 12 Jahren geeignet, erzählt aber ebenfalls eine Liebesgeschichte. Das Besondere: ein rätselhaftes Ende, das Raum für Interpretation bietet – und Diskussionen darüber, was richtig ist. Eine Fortsetzung, die diese Spannung etwas auflöst, könne sich Melcher zwar vorstellen. „Aber eigentlich hatte ich das nicht geplant.“ Das unbestimmte Ende, das man sonst seltener in Kinder- und Jugendbüchern findet, sei in diesem Fall eine bewusste Entscheidung gewesen. „Der Verlag hat es auch deswegen eingekauft, weil sie das so spannend fanden und gehofft haben, dass man Gespräche unter jungen Menschen anregen kann.“

Weitere Neuerscheinung im Jahr 2025

Auch ein weiteres Buch soll noch innerhalb dieses Jahres erscheinen. Details will Melcher vorab noch nicht verraten. Nur so viel: „Es wird eine Weihnachts-Romance ohne Fantasy.“ Und: Das Buch wurde nicht von ihr alleine geschrieben. Es handele sich um ein gemeinsames Projekt mit ihrem Ehemann, mit dem sie auch schon mehrere Kinderbücher zusammen geschrieben hat.

Dass es sich um neuen Buch wieder um die Liebe dreht, gehöre für Melcher gerade einfach dazu. „Momentan schreibe ich sehr gerne Geschichten über Liebe“, erklärt sie. Sollte sie jemals wieder ein Buch schreiben, das in Mainz spielt, würde es daher wahrscheinlich ebenfalls eine Liebesgeschichte werden. „Ich könnte mir vorstellen, dass man eine Schnitzeljagd durch Mainz macht oder so was. Das bringt den Leuten vielleicht auch die Stadt ein bisschen näher“, überlegt sie. Häufig werde sie nämlich gefragt, warum sie als Autorin in Mainz wohne und nicht in Kulturmetropolen wie Köln, Hamburg oder Berlin. „Es gibt oft in Großstädten beängstigende Aspekte, die ich in Mainz nicht so empfinde“, findet Melcher. „Hier kann man sich sehr wohl fühlen.“

Zusätzlich zum romantischen Aspekt stehe auch schon ein weiteres Kriterium für einen zukünftigen Mainz-Roman fest: „Es müsste was mit Humor sein. Mainz ist eine sehr humorvolle Stadt, die sich auch manchmal nicht so ernst nimmt – was mir gefällt.“ Eine Mainz-Romance hat Melcher bereits 2019 veröffentlicht: „Das Karmagotchi“, eine romantische Komödie über WG-Leben in Mainz, Liebeskummer und eine geklaute Start-up-Idee.