So schlimm war es noch nie! Nach dem 0:0 im Ostderby zwischen dem Halleschen FC und der BSG Chemie Leipzig stürmten Halle-Chaoten den Rasen, gingen auf Spieler los. Auch 480 Polizisten konnten den Platzsturm nach Abpfiff nicht verhindern.

Allerdings: Der Gewalt-Exzess hatte ein Vorspiel – und nach BILD-Infos waren später auch Spieler daran beteiligt!

Der Reihe nach: Schon weit vor dem Anpfiff gab es immer wieder Auseinandersetzungen. Der Hallesche FC erklärt dazu: „Vor Spielbeginn wurde im Gästeblock ein Schloss am Trennzaun zwischen Block 11 und 12 demoliert. Dabei wurde ein Ordner durch eine Fahnenstange verletzt und musste ins Krankenhaus gebracht werden.“

Schlimme Szenen nach dem Ostderby zwischen dem HFC und der BSG Chemie Leipzig

Schlimme Szenen nach dem Ostderby zwischen dem HFC und der BSG Chemie Leipzig

Foto: PICTURE POINT

Was man dazu wissen muss: Der HFC pflegt eine Fan-Freundschaft zu Lok Leipzig, dem absoluten Hass-Rivalen der BSG Chemie. Auch deshalb war während des Spiels die Stimmung im Leipziger Fanblock extrem aufgeheizt. Auf den Videos und Fotos ist deutlich zu erkennen, wie mehrere Raketen im Tiefflug durchs Stadion und in Richtung HFC-Kurve knallten.

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Vonseiten des Halleschen FC heißt es: „Bereits während der Erwärmungs- und Vorspielphase kam es aus dem Gästebereich zu massiven Böller- und Raketenwürfen, die zum Teil auch in die Familienblöcke sowie in den Innenraum und andere Zuschauerbereiche flogen. Insgesamt wurden drei Personen durch Pyrotechnik verletzt – eine davon so schwer, dass sie ins Krankenhaus gebracht werden musste, zwei weitere erlitten Knalltraumata.“

Unfassbar war aber dann das, was nach Abpfiff passierte. Vermummte Chaoten aus dem HFC-Block rannten aufs Spielfeld, jagten die Spieler von Chemie Leipzig quer über den Platz. Die mussten sich im Spielertunnel in Sicherheit bringen, der von der Security gesichert wurde

Die Chemie-Spieler mussten sich gegen die angreifenden Chaoten wehren

Die Chemie-Spieler mussten sich gegen die angreifenden Chaoten wehren

Foto: IMAGO/Lobeca

Allerdings: Unter dem Eindruck der Bedrohung brannten auch bei Gäste-Spielern die Sicherungen durch. So ist auf einem Video zu erkennen, wie wohl Valon Aliji mit rund zehn Metern Anlauf einem vermummten Chaoten mit dem Knie voraus in die Brust springt. Bei der BSG Chemie geht man davon aus, dass der Vorfall in Notwehr passierte.

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Vom HFC heißt es unter anderem: „Der Hallesche FC nimmt die Vorkommnisse rund um das heutige Heimspiel gegen Chemie Leipzig sehr ernst. Der Hallesche FC verurteilt jede Form von Gewalt. Provokationen – gleich von welcher Seite – dürfen niemals in körperliche Auseinandersetzungen oder Platzstürme münden. Derartige Szenen gehören nicht in Stadien.“

Auch Chemie Leipzig hat sich inzwischen zu Wort gemeldet. In der vom Verein auf der Homepage veröffentlichten Stellungnahme heißt es: „Dass Spieler nach Spielende von gegnerischen Fans auf dem Feld in dieser Intensität bedroht und sogar tätlich angegriffen wurden, stellt für uns eine bisher unbekannte Qualität dar, die wir nicht hinnehmen können und werden. Wir möchten uns in diesem Zusammenhang aber auch bei denjenigen Mitarbeitern des HFC bedanken, die sich teilweise schützend zwischen unsere Spieler und ihre eigenen Anhänger gestellt haben. Glücklicherweise wurden keine Spieler verletzt.“

Erst die im Innenraum aufmarschierende Polizei bekam die Lage in den Griff

Erst die im Innenraum aufmarschierende Polizei bekam die Lage in den Griff

Foto: PICTURE POINT

Zu den Aktionen der Leipziger Spieler nach Schlusspfiff gegenüber den Chaoten stellt der Verein unter anderem fest: „In einer ersten Bewertung der Szenen nach dem Spiel müssen wir feststellen, dass sich unsere Mannschaft ganz offensichtlich in einer Extremsituation befunden hat. Sofern sich unsere Spieler gegen von mehreren Seiten anstürmende HFC-Anhänger auf dem Feld zur Wehr gesetzt haben, ist dies aus Notwehr- und Nothilfegesichtspunkten erfolgt und zur Abwehr von schon stattfindenden und weiteren unmittelbar bevorstehenden körperlichen Angriffen und einer erheblichen Gefährdung der körperlichen Unversehrtheit erfolgt.“

Die Polizei ermittelt u.a. wegen Körperverletzung, Sachbeschädigungen und tätlichen Angriffs auf Vollstreckungsbeamte gegen Hooligans.