Corona ist scheinbar vorbei, darüber reden mag niemand – doch seit dem Ende der Sommerferien häufen sich Grippe-ähnliche Erkrankungen in Mainz. Verantwortlich dafür ist nach Einschätzung vieler Ärzte ein alter Bekannter, der nie weg: Corona ist zurück. Schuld ist dieses Mal eine neue Corona-Variante namens „Stratus“, die noch einmal deutlich ansteckender sein soll – Hauptsymptome sind dieses Mal scharfe Halsschmerzen und Durchfall. Das Problem: Während bei einem Großteil die Erkrankung milde verläuft, halten sich die Krankheitssymptome oft lange – und Corona kann alte Gesundheitsprobleme neu aufwecken.

Das Coronavirus SARS-CoV-2 mutiert weiter und bringt ständig neue Varianten hervor - die Variante "Stratus" sorgt jetzt für eine weltweite Coronawelle - Foto: UK Gesundheitsservice Das Coronavirus SARS-CoV-2 mutiert weiter und bringt ständig neue Varianten hervor – die Variante „Stratus“ sorgt jetzt für eine weltweite Coronawelle – Foto: UK Gesundheitsservice

Über das Coronavirus wird kaum noch gesprochen, es sei „halt da“, heißt es gerne, man müsse „damit leben“, sei doch „wie eine Grippe“. Doch das war Corona nie und wird es auch nie sein: Experten warnten von Anfang an, Sars-CoV-2 sei eben keine Grippe, sondern eine schwere Multi-Organ-Erkrankung, die neben der Lunge auch Herz, Nieren und Nervensysteme schädigen und sogar schwere Gehirnentzündungen auslösen kann. Schon vom ersten Auftreten von Covid-19 an stellten die Mediziner fest: Die Krankheit ist ein Chamäleon – und sie löst in bisher unbekanntem Ausmaß Langzeitfolgen aus.

Das Problem dabei: Oft verstärken sich Gesundheitsprobleme nach mehrfacher Corona-Infektion, treten scheinbar aus heiterem Himmel auf – doch der Zusammenhang mit Corona wird überhaupt nicht erkannt. Nun sorgt eine neue Corona-Variante für Sorgenfalten bei Medizinern und Gesundheitsexperten: XFG, genannt Stratus, sorgt derzeit weltweit für erhebliche Corona-Infektionswellen, denn die neue Mutation ist hochansteckend. Auch in Mainz berichten Ärzte reihenweise von erheblich gestiegenen Virusinfektionen in ihren Sprechstunden und einer beginnen Erkrankungswelle, die „Sommergrippe“ aber hat laut Robert-Koch-Institut einen klaren Namen: Corona.

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Coronaviren im Abwasser und bei Tests deutlich gestiegen

Laut dem jüngsten Epidemiologischen Bericht des RKI vom 10. September 2025 wurden dem Nationalen Referenzzentrum (NRZ) für Influenzaviren in der 36. Kalenderwoche insgesamt 36 Proben aus 15 Arztpraxen zugesandt – gefunden wurde „haupt­sächlich Rhinoviren und SARS‑CoV.“ Alle anderen Atemwegs­viren des Erreger­panels seien „seltener oder gar nicht“ nach­gewiesen worden, insbesondere andere Influenza-Viren kamen praktisch gar nicht vor. Die Zahl der registrierten, labor­diagnostisch bestätigten COVID-19-Fälle stieg dagegen mit 2.055 Fällen im Vergleich zur Vorwoche deutlich an – da waren es noch 1.633 Fälle.

Deutlicher Anstieg der Coronaviren im Abwasser in Mainz Ende September 2025. - Grafik: RKI Deutlicher Anstieg der Coronaviren im Abwasser in Mainz Ende September 2025. – Grafik: RKI

Damit ist klar: Die aktuelle grassierende „Sommergrippe“ ist in Realität eine Corona-Welle. Als Hauptsymptome werden dabei scharfe oder sogar „rasiermesserartige“ Halsschmerzen genannt, auch plötzlicher Durchfall scheint ein Hauptsymptom zu sein, dazu kommen Gliederschmerzen und Abgeschlafftheit, Muskelschmerzen und leichtes Fieber. Betroffene berichten zudem: Die Symptome gehen oft über längere Zeit nicht weg, man fühlt sich weiter müde und „fertig“.

Die Beobachtungen werden auch durch das Abwasser-Monitoring des RKI bestätigt: Die in Kläranlagen beobachtete SARS-CoV-2-Viruslast sei in den vergangenen Wochen gestiegen, heißt es beim RKI – die der „normalen“ Influenza-Viruslast lägen hingegen weiter auf einem niedrigen Niveau. Die Messungen für Mainz bestätigen genau das: Während Influenza-Viren ausgesprochen niedrig sind, steigt die Corona-Virenkurve seit Anfang September deutlich an.

 

Stratus sorgt für neue, hochansteckende Coronawelle in Mainz

Vom 4. bis 31. August sei „die Zahl der übermittelten COVID-19-Fälle deutlich angestiegen“, heißt es im RKI-Bericht bereits Ende August. Mit 64 Prozent sei dabei die häufigste Variante „die rekombinante SARS-CoV-2-Linie XFG“ – kurz: Stratus. „Trotz zunehmender Nachweise wird in Deutschland derzeit weiterhin kein erhöhtes Risiko durch XFG für die öffentliche Gesundheit gesehen“, heißt es beim RKI, auch mit Auswirkungen auf die Wirksamkeit der COVID-19-Impfstoffe gegen schwere Erkrankungen rechne man nicht.

Corona-Schnelltests sind auch bei der neuen Variante wirksam - allerdings: Achtet darauf, ob sie abgelaufen sind... - Foto: gikCorona-Schnelltests sind auch bei der neuen Variante wirksam – allerdings: Achtet darauf, ob sie abgelaufen sind… – Foto: gik

Das allerdings ignoriert gleich mehrere Faktoren – vor allem die Tatsache, dass auf Corona so gut wie nicht mehr getestet wird. Die meisten Erkrankten dürften deshalb gar nicht wissen, dass sie eine Corona-Infektion haben, so können aber auch schwerere Verläufe oder gar Folgeprobleme nicht erkannt werden. Schnelltests seien weiter wirksam, betonten Ärzte und Apotheken – allerdings muss man den Zeitpunkt erwischen, in dem die Viruslast hoch genug ist für einen Nachweis. Wer zunächst diffusen Symptomen zu spät oder zu früh nachgeht, bleibt mit einem negativen Test ratlos zurück.

Auch eine leichte Corona-Erkrankung kann aber gesundheitliche Probleme im Körper „reaktivieren“ – etwa, wenn der Patient schon vorher einmal mit Long Covid-Problemen zu kämpfen hatte. Experten zufolge nimmt das Risiko für Langzeitfolgen zu, je häufiger man sich mit dem Coronavirus ansteckt, auch eine scheinbar leichte Infektion kann deshalb gravierende Folgen haben. Auffrischungsimpfungen werden zwar empfohlen, doch Corona-Impfungen sind kaum noch zu bekommen – und werden seit Januar 2025 von den Krankenkassen auch nicht mehr bezahlt, wenn man unter 60 Jahre ist und nicht zu einer definierten Risikogruppe gehört.

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Covid-19: Selbst nach mildem Verlauf Änderung im Immunsystem

Übrigens: Auch im Herbst 2024 hatte eine Corona-Welle Mainz und die Republik fest im Griff, von den höchsten Krankenständen seit 340 Jahren war damals die Rede. Die hohen Krankenstände trügen gar erheblich zur Rezession in Deutschland bei, meldete damals gar der Spiegel – das Wort, das damals so gut wie niemand in den Mund nehmen mochte, lautete: Corona. Gleich mehrere Corona-Wellen hatten über den Sommer 2024 hinweg offensichtlich erhebliche Folgen für das Immunsystem bei vielen Menschen, Forscher konstatierten: Selbst nach milden Krankheitsverläufen sei eine deutliche Verringerung von Immunzellen im Blut festzustellen.

„Für COVID-19-Genesene bedeutet das, dass ihr Immunsystem möglicherweise nicht mehr optimal reagiert“, warnte damals schon ein Forschungsteam der MedUni Wien in einer im renommierten Fachjournal „Allergy“ publizierten Studie, COVID-19 führe „selbst bei mildem Verlauf zu beträchtlichen Langzeitveränderungen des Immunsystems“, so die Forscher., und bei der amerikanischen Mayo Klinik warnt man: „Durch COVID-19 werden Viren geweckt, die noch nicht aus dem Körper entfernt wurden.“ Die Folge: Lang anhaltende Erkrankungssymptome und im schlimmsten Fall Langzeitfolgen. Unterschätzen sollte man eine Corona-Infektion also nie.

Info& auf Mainz&: Unseren ausführlichen Bericht über die möglichen Folgen einer Coronainfektion von 2024 könnt Ihr noch einmal hier bei Mainz& nachlesen. Sehr ausführliche Informationen über Long Covid haben wir bei diesem Gesundheitsportal in Österreich gefunden. Und: Die aktuellen Dashboards des Robert-Koch-Instituts zum Thema Grippeviren, Coronavirus und Atemwegserkrankungen samt Tabellen und Berichten findet Ihr hier im Internet.