London – In der britischen Hauptstadt waren am Samstag bei einer Demo bis zu 150.000 Menschen auf den Straßen. Zu der Kundgebung aufgerufen hatte der britische Anti-Einwanderungs-Aktivist Tommy Robinson. Die Teilnehmer schwenkten den Union Jack und England-Fahnen, protestierten gegen Migranten und forderten den Rücktritt der Labour-Regierung.

Robinson selbst verkaufte die Demo als Kundgebung für „Meinungsfreiheit“.

Über 100.000 Menschen waren bei der Demo

Über 100.000 Menschen waren bei der Demo

Foto: Getty Images

Laut Polizei wurden bislang 25 Personen festgenommen, als Anhänger von Tommy Robinson Wurfgeschosse auf Polizisten warfen.

Die Stimmung kippte, als Beamte versuchten, die Demonstranten auf der genehmigten Route zu halten. Sie seien mit „inakzeptabler Gewalt“ konfrontiert worden, teilte die Londoner Polizei mit. Polizisten seien getreten und geschlagen worden, zudem seien Flaschen, Leuchtfackeln und andere Wurfgeschosse auf sie geworfen worden. Weitere Festnahmen würden wahrscheinlich folgen.

„Die Gewalt, der sie ausgesetzt waren, war völlig inakzeptabel“, heißt es in einem Statement der Metropolitan Police auf X. „26 Beamte wurden verletzt, darunter vier schwer – unter anderem mit ausgeschlagenen Zähnen, einer möglichen Nasenfraktur, einer Gehirnerschütterung, einem Bandscheibenvorfall und einer Kopfverletzung.“

Die Polizei bei einer Festnahme

Die Polizei bei einer Festnahme

Foto: Getty Images

„Ich bin kein Rassist, ich stelle nur die demografische Entwicklung fest“, erklärte der 28-jährige Ritchie, der mit Freunden aus Bristol angereist war. Die Ankunft irregulärer Migranten nannte er eine „Invasion“. Für ihn ist Robinson ein „Held“.

Schon in den vergangenen Monaten hatte es immer wieder Demonstrationen vor Hotels gegeben, in denen Asylbewerber untergebracht sind. Robinson verbreitete die Proteste über Online-Medien. Jetzt rief er seinen Anhängern zu: „Die schweigende Mehrheit wird nicht länger schweigen.“ Am Samstag sprach er von einer beginnenden „kulturellen Revolution“.

Die Demonstranten schwenkten Fahnen

Die Demonstranten schwenkten Fahnen

Foto: Chris J Ratcliffe/REUTERS

Wer ist Tommy Robinson?

Der 42-Jährige heißt eigentlich Stephen Yaxley-Lennon. Er gründete die rechtsextreme English Defence League und trat unter mehreren Pseudonymen auf, darunter auch Andrew McMaster und Paul Harris. Er war maßgeblich an rechtsextremen Aktionen und Demonstrationen gegen Migration und den Islam beteiligt.

Robinson war kurzzeitig Vizevorsitzender der rechtsextremen British Freedom Party und unterstützte die PEGIDA-Bewegung. Mehrfach wurde er wegen Körperverletzung, Betrugs und Verleumdung rechtskräftig verurteilt und saß wiederholt im Gefängnis. Robinson ist für die Verbreitung von Fake News und rassistischer Hetze bekannt.

Die Organisatoren kündigten prominente Gäste an: Steve Bannon, Ex-Berater von Donald Trump, der französische Rechtspolitiker Eric Zemmour und der AfD-Abgeordnete Petr Bystron. Auch Tech-Milliardär Elon Musk zählt zu den Unterstützern Robinsons.

Rassisten spalten das Königreich, steht auf dem Plakat der Gegendemonstration

Rassisten spalten das Königreich, steht auf einem Plakat der Gegendemonstranten

Foto: Vuk Valcic/ZUMA Press Wire/dpa

Mehr als 1000 Polizisten waren im Einsatz, um die Kundgebung abzusichern. Parallel formierte sich eine Gegendemo mit rund 5000 Menschen gegen Rassismus – deutlich kleiner, aber lautstark. Unter den Demonstranten: Labour-Abgeordnete Diane Abbott, die Robinsons Aussagen als „Nonsens“ und „gefährlich“ bezeichnete.

Die Regierung von Premierminister Keir Starmer steht unter dem Druck der in Umfragen aufstrebenden Partei Reform UK des Rechtspopulisten Nigel Farage. Starmer will die Zahl der in Großbritannien ankommenden Asylbewerber verringern und die Unterbringung in Hotels bis zu den nächsten Wahlen beenden.

In den zwölf Monaten bis Juni dieses Jahres registrierten die britischen Behörden 111.084 Asylanträge und damit mehr als in jedem anderen Einjahreszeitraum seit Beginn der Aufzeichnungen 2001, wie das Innenministerium in London im August mitgeteilt hatte.