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Eine ganze Branche schlägt Alarm. Die Krise scheint nicht mehr aufzuhalten – auch weil die Generation Z andere Lebensgewohnheiten pflegt.

Schleswig – Die schwarzen Särge neben der Tanzfläche sind mehr als nur Dekoration für die Gothic Night. Im Schleswiger Kult-Club „Ela Ela“ stehen sie wie ein düsteres Symbol für eine ganze Branche. „Wir kämpfen ums Überleben“, sagt Betreiber Kaj-Uwe Dammann dem NDR. Was einst 1.000 Gäste anzog, lockt heute nur noch 250 Menschen an.

Wer braucht noch das Nachtleben? Die Generation Z findet alles am Handy, was Partygänger früher in Clubs und Bars gesucht hat.Wer braucht noch das Nachtleben? Die Generation Z findet alles am Handy, was Partygänger früher in Clubs und Bars gesucht hat. (Symbolbild) © Westend61/Imago

Die Zahlen sprechen eine deutliche Sprache: In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der Clubs und Discos in Schleswig-Holstein fast halbiert. Laut Statistischem Bundesamt gab es 2014 noch 75 Diskotheken im Land, zehn Jahre später nur noch 44. Dahinter steckt ein Trend innerhalb der Gen Z, dem die Branche kaum gewachsen scheint.

Musik und Dates übers Handy: Gen Z braucht keine Diskotheken mehr – Deutsche Städte verändern sich

Die Konkurrenz kommt heute aus dem Smartphone, sagt der Bundesverband deutscher Diskotheken und Tanzbetriebe dem Sender. Streamingdienste wie Spotify und Dating-Apps wie Tinder decken ab, was früher Alleinstellungsmerkmale von Diskotheken waren: Musik hören und neue Menschen kennenlernen. Dazu kommen explodierende Kosten. Die GEMA-Gebühren richten sich nach der Raumgröße, nicht nach der Besucherzahl – ein Nachteil für große, aber schlecht besuchte Locations.

Zumal die zunehmende Gentrifizierung ihren Teil zur Disko-Krise beiträgt. Immer mehr Nachtclubs müssen für Autobahnen, Hotels oder Einkaufszentren Platz machen, berichtete das ZDF schon vergangenen Sommer. Dass viele Lokale mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten kämpfen, hält die Veränderung der deutschen Städte sicherlich nicht auf. Und was einmal weg ist, wird nicht mehr zurückkommen, meint Klubbetreiber Archie Epler. „Neue Läden wird es nicht mehr geben. Die Epoche der Diskotheken geht zu Ende“, sagt er dem NDR.

Lebenweise der Generation Z passen nicht zum Feiern

Die Kernzielgruppe der 18- bis 25-Jährigen hat andere Prioritäten. Die Generation Z trinkt weniger Alkohol, schläft früher und meidet Stress. Feiern ist keine Wochenendpflicht mehr, sondern nur noch eine Option unter vielen. Zwei komplette Jahrgänge haben durch Corona das klassische Disco-Erlebnis nie kennengelernt.

Selbst die Party-Hauptstadt Berlin kommt am Trend nicht vorbei. „Das Clubsterben erreicht wieder neue Dimensionen“, schrieb die Clubmission bereits im August 2024. Seitdem haben sich die Probleme kaum geändert. Das ist bitter für Feierlustige, aber auch für die deutsche Wirtschaft.

Clubsterben in Deutschland: Relevanter Wirtschaftsfaktor kämpft gegen die Krise

Denn: Die Clubkultur ist ein relevanter Wirtschaftsfaktor, stellte eine Studie im Auftrag der Berliner Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe unter Senatorin Franziska Giffey (SPD) fest. Demnach generierten die Clubs jährlich ca. 216 Millionen Euro Gesamtumsatz und lockten rund drei Millionen Urlauberinnen und Urlauber in die deutsche Hauptstadt.

„Berlin ist ohne sein Nachtleben nicht vorstellbar“, schrieb Giffey selbst im Vorwort. Die Hauptstadt hat einen großen Maßnahmenkatalog verfasst, schließlich ist die Berliner Technokultur seit 2024 auch immaterielles UNESCO-Weltkulturerbe. Andere Städte in Deutschland müssen sich mit dem Gedanken vielleicht schon eher anfreunden, dass die Gen Z die Clubs nicht retten wird. (moe)