Als Fahrer sitzt er in Leipzig ohnehin immer ganz vorne. Dass er weltweit auch der Mann auf dem ersten Platz ist, bewies er jetzt in Wien bei der „Tram World Championship“, der diesjährigen Tram-WM, ausgerichtet in der österreichischen Hauptstadt. Fünfzig Teilnehmerinnen und Teilnehmer traten bei diesem Wettbewerb gegeneinander an. Am Ende entschied Thomas Langkopf von den Leipziger Verkehrsbetrieben den Contest für sich.

Fahrerinnen und Fahrer aus sechs Kontinenten sind nach Wien gekommen. Nur die Antarktis hatte es nicht geschafft, pünktlich einen Kandidaten anzumelden. Sie kamen, um zu fahren, um zu bremsen, um Wasserkübel zu transportieren und um alle Pins beim Tram-Bowling zu treffen.

Beim Zielbremsen muss aus hoher Geschwindigkeit genau auf einer Messplatte gehalten werden. Desto näher an der Mitte, desto mehr Punkte gibt es. Foto: Barbara Wirl/Wiener LinienBeim Zielbremsen muss aus hoher Geschwindigkeit genau auf einer Messplatte gehalten werden. Desto näher an der Mitte, desto mehr Punkte gibt es. Foto: Barbara Wirl/Wiener Linien
Die Welt fährt Bahn in Wien

Nordamerika entsandte ein Team aus San Diego, Südamerika eins aus Rio de Janeiro. Melbourne vertrat Australien. Erstmals dabei sind Fahrer aus Hongkong und Lettland.

Auch Europa stellt starke Teams: Paris, Stockholm, Florenz und Kyjiv werfen die Bügel an die Stromleitungen. Brüssel, Dublin und Rotterdam sind vertreten. Deutschland und Finnland gingen mit zwei Teams auf die Gleise: Berlin, Leipzig, Tampere und Helsinki. Dass es in Casablanca nicht nur „Rick’s Café Americain“ und Humphrey Bogart gibt, machte die Kandidatur aus Marokko deutlich.

Am genauesten trat schlussendlich der Leipziger auf die Bremse.

Der Wiener Rathausplatz anlässlich des 150-jährigen Jubiläums der Wiener Straßenbahn im Jahr 2015. An dieser Stelle findet heuer auch die TRAM-WM statt. Foto: Johannes Zinner/Wiener LinienDer Wiener Rathausplatz anlässlich des 150-jährigen Jubiläums der Wiener Straßenbahn im Jahr 2015. An dieser Stelle findet heuer auch die TRAM-WM statt. Foto: Johannes Zinner/Wiener Linien
Bimmelfahrer als Präzisionskünstler

Viele Leipziger nennen ihre Straßenbahn noch immer liebevoll „de Bimml“. Eine Erinnerung an ihr unnachahmliches Abfahrtssignal. Dass sie aber eigentlich ein Schweizer Messer ist, mussten die Konkurrenten nun in Österreich unter Beweis stellen. Eine Auswahl dessen, was die Bahn hergeben muss:

1. Stop & Go

Sanftes Anfahren und Bremsen ist nicht nur bei den Fahrgästen beliebt: An der Front der Straßenbahn ist ein Wasserbehälter montiert. An drei definierten Haltepunkten wird überprüft, wie präzise beschleunigt und gestoppt wurde.

2. Geschwindigkeit 

Der Tacho ist überklebt, die 25 km/h über eine Strecke von 20 Metern müssen intuitiv gehalten werden.

3. Bremsen

Anhalten auf einer Bodenplatte mit Zentimetermaß.

4. TRAM-Bowling

Der Publikumsliebling der Weltmeisterschaft. Eine große Kugel wird mit der Bahn angestoßen, es müssen Pins (mit Luft gefüllte Säulen) getroffen werden.

5. Curling 

Eine Draisine wird von der Straßenbahn angeschoben und beschleunigt. Wenn die Bahn stoppt, rollt die Draisine weiter und muss in einem markierten Zielbereich zum Stehen kommen.

Beim Bowling müssen mehrere Kegel mit einer übergroßen Kugel umgeworfen werden. Foto: Bubu Dujmic/Wiener LinienBeim Bowling müssen mehrere Kegel mit einer übergroßen Kugel umgeworfen werden. Foto: Bubu Dujmic/Wiener Linien
Straßenbahn und Toleranz

„Neben einem spannenden Tram-Wettbewerb bleibt auch Zeit für Austausch und Vernetzung über die Grenzen Europas hinaus.“ Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) legt Wert auf Internationalität und Miteinander.

Doch mit dem Miteinander klappt’s bekanntermaßen nicht immer so gut. Oft blockieren Autos die Weiterfahrt. Bei diesem Problem liegt Wien weiter vorn als Leipzig. Denn dort gibt es das Knöllchen für das „Im Weg stehen“ direkt aus der Fahrerkabine der Straßenbahn. Die in Wien übrigens „Bim“ heißt. Und damit gar nicht so weit von der Leipziger „Bimml“ entfernt ist. Gebimmelt wird in beiden Städten allerdings auch nur noch in historischen Zügen.

Eine historische „Bim“, die Wiener Straßenbahn, vor dem Parlament Österreichs. In Leipzig gaben die Fahrgäste ihrer Straßenbahn den Spitznamen „Bimml“. Foto: Wikimedia Common/TOKFO